Anleger fordern Gewissheit
Der geschäftsführende Apple-Chef Tim Cook wird bei der Hauptversammlung des Unternehmens am Mittwoch den Aktionären Rede und Antwort stehen. Er hatte Firmengründer Steve Jobs zuletzt auch bei Produktvorstellungen und Bilanzgesprächen vertreten. Wie es genau um Jobs steht, bleibt jedoch weiter unklar.
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Das US-Boulevardblatt „National Enquirer“ hatte vergangene Woche Fotos veröffentlicht, die angeblich Jobs beim Besuch einer Krebsklinik im Silicon Valley zeigen. Apple selbst lehnte einen Kommentar dazu ab.
Jobs, der bereits eine Krebsbehandlung und eine Lebertransplantation hinter sich hat, traf sich darauf am Donnerstag zu einem Abendessen mit US-Präsident Barack Obama und anderen Tech-Größen wie Mark Zuckerberg und Eric Schmidt, wohl auch als Signal an die Außenwelt. Immerhin gilt Jobs nicht nur als geistiger Vater von iPod, iPhone und iPad, er ist auch das Gesicht von Apple.

Official White House Photo by Pete Souza
Vom Abendessen mit US-Präsident Barack Obama wurde lediglich ein Bild veröffentlicht, das Jobs von schräg hinten zeigt.
„Apple ist weltweit das einzige Unternehmen, wo so viel davon abhängt, ob der CEO gesund ist“, sagte RZB-Analyst Leopold Salcher im Gespräch mit ORF.at. Es gebe bei Apple zwar eine gute zweite Reihe, die aber nicht so bekannt sei. „Steve Jobs ist der Guru, ein Marketingweltmeister. Er steht für den Erfolg, und er trifft die Entscheidungen.“
Anleger wollen Nachfolgeplan
Bei den Anlegern wird deshalb der Ruf nach einer Nachfolgeregelung immer lauter. Nachdem bereits einzelne Aktionäre Klarheit gefordert hatten, drängte zuletzt auch die einflussreiche Aktionärsberatung Institutional Shareholder Services (ISS) auf Informationen darüber, wie der Konzern ohne seinen Gründer und langjährigen Chef aussehen könnte. Apple verweigert bisher jegliche Auskunft mit der Begründung, das würde nur der Konkurrenz nützen. „ISS ist der Ansicht, dass die Aktionäre von einer jährlichen Unterrichtung über die Nachfolgepläne profitieren würden“, heißt es in einem auszugsweise vorliegenden Bericht.
Damit gibt die ISS der Forderung des Central Laborer’s Pension Fund in Jacksonville Rückendeckung, der Anteile an Apple hält. Der Pensionsfonds will auf der Hauptversammlung durchsetzen, dass der Konzern seine Nachfolgepläne preisgibt. Unterstützt wird der Vorschlag von CALPERS (California Public Employee Retirement System), einem weiteren Pensionsfonds, der mit 2,2 Mio. Aktien immerhin ein Prozent von Apple besitzt. CALPERS fordert weiters, dass Apple bei Jobbesetzungen auf höchster Ebene von der Stimmenmehrheit abgeht und eine Aktienmehrheit entscheiden lässt.
Mächtige Pensionsfonds vs. Apple
„Die US-Pensionsfonds sind im Vergleich zu anderen Ländern sehr mächtig und haben auch schon einige Änderungen erzwingen können. In der Hauptversammlung wird sich zeigen, wie gut die verschiedenen Vertretungen untereinander vernetzt sind und ob sie eine relative Mehrheit erreichen“, sagte Salcher. ISS berät institutionelle Anleger wie etwa Pensionsfonds darüber, wie sie auf Aktionärsversammlungen abstimmen sollen, oder stimmt gleich selbst im Auftrag der teils milliardenschweren Investoren ab.
Apple rät seinen Aktionären, gegen den Antrag zu stimmen. Der Vorstand stelle ohnehin jährlich Nachfolgepläne für das Senior-Management auf, in denen auch mögliche Kandidaten genannt würden. Diese würden aber unter Verschluss gehalten, um die Abwerbung der betreffenden Personen durch Konkurrenten zu verhindern.
Unternehmen weiter auf Wachstumskurs
Über Apples Marktposition muss man sich aber vorerst wohl keine Sorgen machen. „Unabhängig von Jobs’ Erkrankung sind die nächsten zwei bis drei Jahre eigentlich im Kasten“, meinte Salcher. Allein mit dem iPad werde Apple in den nächsten zwei Jahren aus Mangel an Konkurrenz sicher einen Marktanteil von 50 Prozent halten. Viel Potenzial sehe er auch beim iPhone, wo derzeit über die Einführung eines günstigeren Modells spekuliert wird.
Die Apple-Aktie legte im vergangenen Jahr von gut 200 auf mehr als 300 Dollar zu. Kurzfristige Kursverluste und -schwankungen wie etwa nach der Ankündigung von Jobs’ Auszeit kann man laut Salcher zwar nicht ausschließen. Vergangene Woche kletterte das Papier aber zwischenzeitlich auf ein Allzeithoch von 364,85 Dollar (266,09 Euro), um dann wieder nachzugeben. Zuletzt wurde die Aktie mit rund 350 Dollar gehandelt.
„Ich finde die derzeitige Bewertung in Ordnung. Dass ein Unternehmen dieser Größe ein derartiges Wachstum generieren kann, gibt es nicht oft“, sagte Salcher zu ORF.at. Längerfristig ergebe sich aber klarerweise die Frage nach dem nächsten Blockbuster-Produkt aus dem Hause Apple.
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