Klimt-Gemälde erzielten Höchstpreise
Im Jänner 2006 entschied ein Schiedsgericht auf Rückgabe von fünf Gustav-Klimt-Gemälden aus der Österreichischen Galerie Belvedere an die Erben um Maria Altmann.
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Eines davon, „Adele Bloch-Bauer I“, war direkt verkauft worden: Der Preis von 135 Millionen Dollar, den Ronald Lauder dafür im Juni gezahlt hat, machte die „Goldene Adele“ vorübergehend zum weltweit teuersten Gemälde. Die im November 2006 erfolgte Versteigerung der Gustav-Klimt-Bilder „Adele Bloch-Bauer II“, „Der Apfelbaum“, „Buchenwald“ und „Häuser in Unterach am Attersee“ war der Schlusspunkt eines Rechtsstreits, der sich über mehr als sechs Jahre gezogen hatte. Im Anschluss eine Chronologie der Ereignisse.
- 28. Juni 1999: Der Kunstrückgabebeirat in Wien beschließt, fünf beanspruchte Klimt-Gemälde der Österreichischen Galerie nicht an die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer zurückzugeben.
- 14. September 1999: Die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer bringen am Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen Klage gegen die Republik Österreich ein.
- 14. März 2000: Klägeranwalt E. Randol Schoenberg kündigt an, aus Kostengründen den Wiener Prozess fallenzulassen und in den USA zu klagen. Grund: Die Bloch-Bauer-Erben hätten allein an Gerichtskostenmarken rund 24 Millionen Schilling (1,74 Mio. Euro) vorab zu entrichten gehabt.
- 23. August 2000: Im Namen der Erbin Maria Altmann bringt Schoenberg beim US-District Court for the Central District of California eine Klage gegen die Republik Österreich und die Österreichische Galerie ein. Neben den ursprünglichen fünf Bildern bezieht sich diese auch auf das Bild „Amalie Zuckerkandl“.
- 30. April 2001: Beim ersten Gerichtstermin in der Causa Bloch-Bauer in Los Angeles bestreitet die Republik Österreich die Zuständigkeit des US-Gerichts.
- 7. Mai 2001: Richterin Florence-Marie Cooper lässt die Klage zu. In ihrem Spruch befindet sie, dass sowohl die Wegnahme der Bilder im Jahr 1938 durch die Nazis als auch die Weigerung der österreichischen Regierung, die Gemälde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Erben zurückzugeben, vor dem US-Gericht zur Klage berechtige und keine völkerrechtlichen Bedenken dagegen bestünden. Die Republik beruft gegen diese Entscheidung.
- 13. Jänner 2003: Die US-Regierung unterstützt die Position Österreichs und tritt als „amicus curiae“ (Rechtsfreund) im Verfahren auf.
- 7. Juni 2004: Auch das US-Höchstgericht erkennt die Zuständigkeit von US-Gerichten für das Verfahren an.
- 18. Oktober 2004: Der erste Verhandlungstermin für inhaltliche Fragen wird für den 1. November 2005 festgelegt.
- 17. Mai 2005: Die beiden Parteien einigen sich darauf, das Gerichtsverfahren in den USA zu beenden und sich stattdessen einem verbindlichen Schiedsverfahren in Österreich zu unterwerfen.
- 31. Mai 2005: Zum Vorsitzenden des Schiedsgerichts wird der an der Universität Linz lehrende Zivilrechtsprofessor Peter Rummel bestellt. Ihm zur Seite stehen der von der Republik berufene Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Walter Rechberger, und der von Altmann nominierte Anwalt Andreas Nödl.
- 15. Jänner 2006: Das Schiedsgericht fällt seine Entscheidung: Die Voraussetzungen für die Rückgabe an die Erben seien erfüllt.
- 17. Jänner 2006: Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) gibt bekannt, dass die Republik dem Schiedsspruch Folge leisten werde. Heftige Diskussionen über einen Rückkauf, auf den Österreich eine Option hat, und über den Wert der Bilder beginnen.
- 24. Jänner 2006: Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (ÖVP) will das Gemälde „Häuser in Unterach am Attersee“ nach Linz holen. Laut OGM-Umfrage sprechen sich zwei Drittel der Österreicher gegen einen Kauf der Bilder aus.
- 2. Februar 2006: Österreich beschließt den Verzicht auf einen Ankauf.
- 14. März 2006: Die fünf Klimt-Bilder werden aus Österreich abgeholt und nach Los Angeles transportiert. Dort werden die Bilder von 4. April bis 30. Juni im Los Angeles County Museum Of Art (LACMA) gezeigt.
- 19. Juni 2006: Der Verkauf von „Adele Bloch-Bauer I“ an den US-Mäzen und Kosmetikhersteller Ronald Lauder wird bekannt. Der Preis von 135 Millionen Dollar macht die „Goldene Adele“ zum vorübergehend weltweit teuersten Gemälde.
- 18. September 2006: Das Auktionshaus Christie’s gibt bekannt, dass die restlichen vier Klimt-Gemälde in der Auktion „Impressionismus und Moderne“ am 8. November 2006 in New York unter den Hammer kommen. Christie’s spricht von der „wichtigsten Auktion aller Zeiten“ und rechnet mit einer Verkaufssumme von mehr als 93 Millionen Dollar (73,4 Mio. Euro) für alle vier Werke.
- 7. November 2006: Einen Tag vor der New Yorker Versteigerung sagt Gehrer, sie habe sich „wahnsinnig bemüht“, private Geldgeber für die Bilder zu finden. „Es ist mir leider nicht gelungen.“ Ein kolportierter 25-Prozent-Preisnachlass für österreichische Käufer wird bald darauf von Maria Altmann dementiert.
- 8. November 2006: Die vier Gemälde werden um insgesamt 192,7 Millionen Dollar (151 Mio. Euro) versteigert. Mit 87,936 Millionen Dollar (68,8 Mio. Euro) - inklusive Auktionszuschlag - wird „Adele Bloch-Bauer II“ das vorübergehend fünftteuerste Bild der Welt hinter dem Bild „No.5, 1948“ von Jackson Pollock, Klimts „Goldener Adele“ und zwei Gemälden von Pablo Picasso.
- 24. April 2008: Im Restitutionsstreit um das Klimt-Gemälde „Amalie Zuckerkandl“ weist der Oberste Gerichtshof die von den Erben angestrebten außerordentlichen Revisionen eines Urteils des Oberlandesgerichts Wien zurück. Das war die letzte Instanz, in der die Erben jene Schiedsgerichtsentscheidung anfechten konnten, die eine Rückgabe des Bildes aus dem Belvedere an eine der zwei konkurrierenden Erbengruppen abgelehnt hat. Zwei Vorinstanzen hatten dieses Klagebegehren bereits abgelehnt.