Werbung mit unsterblichen Legenden
James Deans hatte seinen ersten richtigen Job als Schauspieler in einer Pepsi-Werbung. Mehr als 55 Jahre nach seinem Tod ist der bei einem tragischen Autounfall verunglückte Schauspieler noch immer das Werbegesicht für verschiedenste Lifestyleprodukte und zählt damit zu den Topverdienern unter den toten Prominenten.
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Wer mit dem Namen oder dem Gesicht Deans auf seine Produkte aufmerksam machen will, muss darüber zuerst mit seinem Agenten Marc Roesler verhandeln. Der Jurist gründete 1982 im Alter von 26 Jahren die Curtis Management Group (CMG Worldwide), die neben James Dean heute so ziemlich alle berühmten US-Verblichenen vermarktet, darunter Schauspielikonen wie Humphrey Bogart, Jayne Mansfield, Marilyn Monroe, Errol Flynn und Peter Sellers.
„Bevor wir in diesem Bereich begonnen haben, hatten tote Prominente oder ihre Erben keinerlei Rechte an deren Namen oder Bildern“, erklärte Roesler auf seiner Website. Im Auftrag von Erben und Nachlassverwaltern überwacht und verwaltet er die Rechte an den Namen und Bildern der Stars und verhilft ihnen zur Anhäufung von posthumen Einkünften, die oft um ein Vielfaches höher sind als die Vermögen zu Lebzeiten.
Rechtsstreit mit Warner Bros.
James Dean soll für seine drei Hauptrollen, die er vor seinem Tod spielte, insgesamt höchstens 30.000 Dollar verdient haben. Seit seinem Tod sollen die Erben über Lizenzverträge aus Werbeeinnahmen (etwa für Levi’s Jeans und Converse) und mit dem Verkauf von Dean-Memorabilia weit mehr als 40 Mio. Dollar kassiert haben.
Dean ist einer von Roeslers besonders lukrativen verstorbenen Klienten. Dafür musste der Agent jedoch zuerst einen langwierigen Rechtsstreit mit dem Warner-Bros.-Imperium ausfechten: Weil der Schauspieler zum Zeitpunkt seines Todes unter Vertrag der Filmgesellschaft war, beanspruchte diese die lukrativen Merchandising- und Namensrechte für sich. In seinem Vertrag für „Jenseits von Eden“ soll er sämtliche Rechte an Warner Bros. abgegeben haben, so die Gesellschaft.
Roesler zog im Namen von Deans Familie - weil der Schauspieler kein Testament hinterließ, erbte sein Vater, nach dessen Tod ging das Vermögen an Deans Cousin Marcus Winslow über - vor Gericht und schuf mit dem Gewinn des Prozesses einen Präzedenzfall, der später vielen Stars und ihren Erben als Vorbild diente.
Ein Trinkgeld für Laurel und Hardy
Tatsächlich haben Schauspieler in den frühen Hollywood-Jahren oftmals alle Rechte an die jeweiligen Filmgesellschaften übertragen. Stan Laurel und Oliver Hardy etwa kassierten, obwohl ihre Vermarktung Millionen einbrachte, vergleichsweise nur ein Trinkgeld. Erst seit 1985 sind den Erben zumindest in Kalifornien auf 50 Jahre nach dem Tod die Verwertungsrechte gesetzlich zugesichert.
Der Dank dafür gebührt Roger Richman, der neben CMG Worldwide für die Rechte der Toten kämpft. Vor 26 Jahren eröffnete er die Roger Richman Agency, die mittlerweile über 50 verstorbene Helden aus Film, Musik, Geschichte und Sport vertritt: Vom Tarzan Johnny Weissmuller bis zum Komponisten Leonard Bernstein, von den Marx Brothers bis zur Opernlegende Maria Callas. Als einzige Wissenschaftler haben es Einstein und Sigmund Freud in diesen illustren Kreis geschafft.
Kampf gegen „unauthorized users“
Die Anwälte der Agenturen gehen gegen „unauthorized users“ vor, jene Firmen, die ohne Genehmigung der Erben mit den Toten Geschäfte treiben. Ein Beispiel: In einem Werbefilm für McDonald’s setzte die Produktionsfirma ein Dean-Double ein. Roesler klagte auf 15 Mio. Dollar Schadenersatz und gewann.
Der Vorteil beim Management der Toten: Die Legenden sind berechenbar. Während der Marktwert von lebenden Stars vom momentanen Erfolg oder Misserfolg abhängt und durch Skandale maßgeblich beeinflusst wird, bleibt der Mythos immer gleich: Dean wird für immer der junge, coole und vor allem unsterbliche Rebell bleiben.
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