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Militär versucht, für Ordnung zu sorgen

In Kairo hat die ägyptische Armee mit dem Einsatz von Panzern versucht, die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern von Staatschef Hosni Mubarak zu unterbinden. Panzer blockierten am Donnerstag den Weg von Regierungsanhängern zu den Demonstranten der Opposition auf dem zentralen Tahrir-Platz, wie ein AFP-Reporter berichtete.

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Die Panzer drängten unter anderem Mubarak-Anhänger zurück, die sich von einer Brücke aus auf den Weg zu dem Platz gemacht hatten. Zuvor hatten die Anhänger Mubaraks eine Trennlinie der Pufferzone überschritten, die die Armee errichtet hatte, um beide Lager voneinander zu isolieren. Die Armee versuchte am Nachmittag am nördlichen Ende des Tahrir-Platzes weiter, Anhänger Mubaraks fernzuhalten, berichteten Augenzeugen und Demonstranten. Es gab wieder Tote und Verletzte. AFP zufolge wurde auch ein Ausländer getötet, das wurde aber weder offiziell noch von anderen Medien bestätigt.

Panzer bei Demonstration in Kairo

AP/Lefteris Pitarakis

Panzer zwischen den verfeindeten Gruppen

Schüsse von Mubarak-Schlägern

Dort - und vor dem etwas weiter entfernt liegenden Ägyptischen Museum - gebe es aber weiter Zusammenstöße. Zahlreiche Schüsse waren laut einem Bericht des Fernsehsenders al-Arabija zu hören. Sie sollen aus einer Gruppe von Mubarak-Schlägern gekommen sein. Die Armee ging daraufhin sichtlich härter - so fuhren die Panzer schneller - gegen die Gruppe vor, um sie weiter zurückzudrängen.

Die Mubarak-Anhänger hätten Säcke mit Steinen herangeschafft, um die Regierungsgegner damit zu attackieren. Sie hätten auch Messer und Stöcke bei sich gehabt, so die Augenzeugen. Laut einem Bericht des Fernsehsenders al-Arabija stürmten die Mubarak-Anhänger auch Hotels in Kairo und machten Jagd auf Journalisten.

Bisher hatte sich die Armee bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zurückgehalten und wenig unternommen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Die Gewalt war am Mittwoch auf dem Platz eskaliert, auch Donnerstagfrüh lieferten einander Regierungsgegner und -anhänger blutige Straßenschlachten. Bisher sollen 13 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden sein. Die Schläger sollen von Mubarak nahestehenden Unternehmern bezahlt worden sein.

Panzer bei Demonstration in Kairo

Reuters/Yannis Behrakis

Unterstützer des Regimes suchen Schutz hinter einem Panzer.

Zusammenstöße auf dem Sinai

Von einer angespannten Stimmung wird aus Alexandria berichtet. Die Proteste gingen auch auf der Sinai-Halbinsel weiter. Hunderte Regierungsgegner demonstrierten am Donnerstag in der Stadt al-Arisch im nördlichen Sinai. Sie verlangten den Rücktritt Mubaraks. In der Nacht zuvor war es auch in mehreren Städten auf dem Sinai zu Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern Mubaraks gekommen. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die Proteste haben sich bisher aber nicht auf die Urlaubsgebiete am Roten Meer, darunter der Badeort Scharm al-Scheich, ausgebreitet.

Internationale Aufrufe zu Ende der Gewalt

Angesichts der blutigen Ausschreitungen rief die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton die ägyptische Regierung auf, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. „Die Regierung ist verantwortlich für das Wohlergehen und die Sicherheit der Bevölkerung“, so Ashton in Brüssel. Sie rief die Führung in Kairo erneut auf, rasch den Weg zu demokratischen Reformen und einem politischen Wechsel mittels freier Wahlen zu beschreiten.

Auch die fünf großen EU-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien äußerten sich in einer gemeinsamen Erklärung dahingehend. Sie bezeichneten auch die Angriffe auf Journalisten als „nicht hinnehmbar“. Die USA drängen auf rasche Gespräche zwischen Regierung und Opposition. Die Regierung müsse „sofort ernsthafte Verhandlungen für einen friedlichen Übergang“ beginnen, verlangte Außenministerin Hillary Clinton. Sie verurteilte aufs Schärfste die Gewalt gegen ausländische Journalisten in Kairo.

Österreicher aus Luxor ausgeflogen

Das österreichische Bundesheer flog unterdessen wieder Touristen aus Ägypten aus. Eine Transportmaschine vom Typ C-130-Hercules aus Luxor kommend landete um 23.05 am Mittwochabend auf dem Wiener Flughafen, wie Peter Barthou, Presseverantwortlicher des Verteidigungsministeriums, der APA auf Anfrage mitteilte - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

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