Chaos auf Kairoer Flughafen
Österreich hat in der Nacht auf Dienstag die ersten Staatsbürger aus Ägypten ausgeflogen. Nachdem bereits am Montagabend 182 Personen mit einem regulären AUA-Linienflug zurückgekehrt waren, landete eine vom Außenamt organisierte AUA-Sondermaschine mit 138 Passagieren um 0.13 Uhr auf dem Flughafen Wien-Schwechat. Dienstagfrüh folgte eine Maschine des Bundesheeres mit 66 Passagieren.
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Nach Angaben des Außenministeriums wurden damit insgesamt rund 300 Österreicher aus Ägypten ausgeflogen, in dem die Bevölkerung seit einer Woche gegen das Regime protestiert. Rund 1.500 Österreicher sollen sich noch im Land aufhalten. Laut Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal gibt es auch noch „eine kleinere Gruppe“ Österreicher in den Touristenorten Scharm al-Scheich, Hurghada und Luxor sowie eine „größere Gruppe“ in der Hauptstadt Kairo, die das Außenamt um Unterstützung bei der Ausreise nach Österreich gebeten hätten.
Unterstützungsteam im Land
Viele Augenzeugen berichteten bei ihrer Rückkehr von teils chaotischen Zuständen. Besonders schlimm sei die Situation auf dem Flughafen selbst gewesen. Das Außenministerium habe darauf reagiert, so Launsky-Tieffenthal, und die Sondermaschinen mit Mineralwasser und Nahrungsmitteln ausgestattet. Ein Unterstützungsteam der Botschaft in Kairo leiste außerdem den Österreichern an Ort und Stelle Hilfe.

AP/Victoria Hazou
Passagiere mussten lange auf die Ausreise aus Ägypten warten.
Tumultartige Szenen unter den Wartenden
Auf dem Flughafen Kairo herrschte Augenzeugenberichten zufolge Chaos. Unter einigen Passagieren, die am Terminal 3 seit Tagen auf die Ausreise warten, soll es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. In einem Versuch, die Lage etwas zu beruhigen, stoppten die Flughafenbetreiber kurzfristig die Durchsagen - was aber nur zu zusätzlichem Ärger unter den Passagieren führte - Video dazu in iptv.ORF.at.
Hinzu kam, dass am Montag viele Mitarbeiter von Airlines zu spät oder gar nicht zur Arbeit erschienen sind. Dadurch waren Check-in-Schalter heillos unterbesetzt. Die ägyptische Fluglinie EgyptAir musste ihre Flüge für 14 Stunden aussetzen, weil sie nicht genügend Bordpersonal zur Verfügung hatte. Auch der Linienflug nach Wien hatte deswegen Verspätung. Montagmittag sorgten dann Meldungen, wonach Regierungen aus mehreren Ländern Sondermaschinen schicken würden, zu tumultartigen Szenen unter den wartenden Menschen.
Evakuierungen dauern mehrere Tage
Neben Österreich schickten auch Länder wie Dänemark, China, die Ukraine und Kanada Sondermaschinen nach Ägypten. Deutschland brachte am Montag 700 Menschen zurück, teilte das deutsche Auswärtige Amt in Berlin mit. Weitere Flüge sollten in den kommenden Tagen folgen, „damit alle Deutschen, die ausreisen wollen, nach Deutschland zurückkehren können“, hieß es in der Mitteilung.
Auch rund 2.400 US-Bürger warteten in Ägypten darauf, in ihre Heimat zurückfliegen zu können. Hunderte von ihnen hätten sich schon auf dem Flughafen von Kairo eingefunden, sagte eine Vertreterin des Außenministeriums in Washington dem US-Nachrichtensender CNN. Die US-Regierung unternehme „enorme Anstrengungen“, um weitere Charterflüge für US-Bürger in Ägypten zu organisieren, hieß es aus Washington. Die Evakuierung würden aber noch mehrere Tage dauern, so die Sprecherin.
„Reisewarnung ist ein starkes Signal“
Trotz der alarmierenden Berichte aus Kairo sind Stornierungen in den heimischen Reisebüros dennoch selten. AK-Präsident Georg Rathwallner warnte daher am Montag noch einmal eindringlich vor Reisen nach Ägypten und verwies auf die aktuelle Reisewarnung des Außenministeriums - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
„Für uns steht der Schutz der Österreicher im Mittelpunkt und zu warnen, nicht nach Ägypten zu fahren“, bekräftigte auch Launsky-Tieffenthal. Gefragt, wie verantwortlich es wäre, dass nach wie vor Österreicher nach Ägypten reisten, sagte er: „Die Reisewarnung ist ein starkes Signal an jene, die Reisen nach Ägypten planen, und jene, die bereits in Ägypten sind.“ Reisebüros würden Umbuchungen anbieten.
„Versorgungslage schlecht“
Die Reisewarnung, die nach wie vor aufrechtbleibt, impliziere „auch eine mangelnde Möglichkeit zu helfen, wenn etwas passiert“, betonte Launsky-Tieffenthal. Der Transport und die Versorgungslage seien „schlecht“, so der Außenamtssprecher, der auch an die nicht aufrechte Internetverbindung erinnerte. Wenn Urlauber trotz Reisewarnung nach Ägypten reisten, gebe es auch die „Frage der Schuldigkeit“ zu klären.
Die Urlauberzentren Scharm al-Scheich und Hurghada sind laut Launsky-Tieffenthal zwar „ruhig“. Dennoch seien auch hier die Auswirkungen der Unruhen zu spüren, so würden etwa Bankomaten über weniger Geld verfügen, die Preise für Treibstoff und Lebensmittel seien gestiegen. Für Österreicher in den Urlauberressorts besteht laut Außenamt derzeit „keine unmittelbare Gefährdung“.
Tipps für Reisende
Reisen nach Ägypten und Tunesien, die bei österreichischen Veranstaltern gebucht wurden, können ohne Probleme kostenlos storniert werden. Konsumenten, die bei deutschen Veranstaltern gebucht haben, stoßen hingegen auf Schwierigkeiten - mehr dazu in help.ORF.at.
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