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Neuer Optimismus nach Vietnam

Ronald Reagan hat als Präsident die USA verändert. Mit seiner Wirtschaftspolitik läutete er eine neue Ära des Konservatismus ein. Gleichzeitig trug er wesentlich zum Zusammenbruch der Sowjetunion bei. Unter den Republikanern gilt der umstrittene Politiker auch 30 Jahre nach seinem Amtsantritt und gut sechs Jahre nach seinem Tod als „großer Visionär“.

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Weniger Staat und mehr Selbstverantwortung für die Bürger, das waren die zwei großen Themen, mit denen Reagan den Konservativen 1980 zu neuem Aufschwung verhalf und dem krisengebeutelten Amerika zu Optimismus. Der liberal-konservative Regierungsstil des 40. US-Präsidenten mit niedrigen Steuern und staatlichen Ausgaben, einem freien Markt, gekürzten Sozialausgaben bei gleichzeitig erhöhten Rüstungsinvestitionen prägten eine neue konservative Ära in den USA.

Ehemaliger US-Präsident Ronald Reagan bei seinem Amtsantritt 1981

AP/Bob Daugherty

Reagan bei seinem Amtsantritt 1981

Sein Erbe war auch in der Politik der beiden folgenden republikanischen Ex-Präsidenten, George Bush sen. und jun., zu spüren. Der ehemalige US-Präsident George Bush sen. berief sich in seiner Amtszeit gerne auf den „großen Visionär“ Reagan. Auch die britische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, die „Eiserne Lady“, schwärmte vor Jahren über den ehemaligen US-Präsidenten: „Ronald Reagan ist einer der größten Männer unserer Zeit und einer der größten Präsidenten in der Geschichte der USA. Er hat die Welt verändert (...) und konservativen Werten wieder Geltung verschafft.“

„Reaganomics“ als Vorbild für Thatcher

Thatcher nahm sich Reagans Wirtschaftsstrategie, die „Reaganomics“, zum Vorbild für ihre Wirtschaftspolitik. Reagan ging davon aus, dass ein immer höherer Steuersatz schließlich jeden Anreiz raubt, die eigene Produktivität zu erhöhen und senkte deshalb die Steuern und gleichzeitig die Sozialausgaben. Kritiker des Modells kreiden ihm an, damit die Reichen privilegiert und das soziale Netz beschnitten zu haben. Wachsende Gewinne seien auf Kosten der Einkommen gegangen und hätten eine Produktionsverlagerung in Billiglohnländer bewirkt. Die Linken kritisierten seine liberale Wirtschaftspolitik als „Voodoo-Economics“.

Erbitterter Kampf gegen Kommunismus

Einig sind sich Politikexperten, dass der ehemalige Schauspieler die USA verändert hat - wie wenige andere US-Präsidenten. Der volksnahe Staatschef und brillante Rhetoriker vermittelte den Amerikanern nach einem Jahrzehnt der Krisen - vom Vietnam-Krieg bis zum Watergate-Skandal - neuen Optimismus und wirkte am Zusammenbruch des totalitären sowjetischen Imperiums mit.

Mit seiner damals heftig umstrittenen Politik der Aufrüstung und des Antikommunismus kam ihm das historische Verdienst zu, entscheidend zum Zusammenbruch des totalitären sowjetischen Imperiums beigetragen zu haben. Seine Rede im Juni 1987 vor dem Brandenburger Tor, in der Reagan das Einreißen der Berliner Mauer forderte, war ein bedeutender Zug im Endspiel des Kalten Krieges. Die Linke und die Friedensbewegung sahen in ihm einen „Kalten Krieger“, der einen Weltkrieg provoziere. Reagan wertete den Zerfall des „Reichs des Bösen“ - wie er die Sowjetunion bezeichnete - als Erfolg seiner Politik der Stärke.

Geschickter Pragmatiker

Reagan war aber nicht nur ein konservativer Ideologe, sondern auch ein geschickter Pragmatiker und Realpolitiker. Aus einer Position der Stärke - insbesondere nach einem Rüstungswettlauf, mit dem die UdSSR kaum Schritt halten konnte - suchte Reagan den Dialog mit Moskau. Den letzten Partei- und Staatschef der untergegangenen Sowjetunion, Michail Gorbatschow, nannte er schließlich seinen Freund. Er schloss mit ihm den ersten echten Abrüstungsvertrag, den INF-Vertrag über die Vernichtung der atomaren Mittelstreckenraketen.

Ehemaliger US-Präsident Ronald Reagan wird bei einem Attentat verletzt

AP/Ron Edmonds

Im März 1981 wird Reagan bei einem Schussattentat schwer verletzt.

Bei Attentat schwer verletzt

Seine Amtszeit enthielt auch Tiefpunkte. Wenige Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten verlor Reagan bei einem Attentat beinahe sein Leben. Düstere Tage bescherte ihm auch die Iran-Contra-Affäre. Die USA lieferten heimlich Waffen an den Iran, die Erlöse reichten sie illegal an die rechten Contra-Rebellen in Nicaragua weiter. Reagan bestritt stets, davon gewusst zu haben.

Karriere als Tellerwäscher begonnen

30 Jahre nach seinem Amtsantritt und gut sechs Jahre nach seinem Tod ist Reagan so populär wie nie. Der 1911 in Tampico (Illinois) geborene Sohn eines Schuhverkäufers verwirklichte den „American Dream“: Er war Schülerpräsident, Präsident im Studentensenat, Präsident der Schauspielergilde in Hollywood, Gouverneur von Kalifornien - und schließlich Präsident der Vereinigten Staaten. Seine Universitätsausbildung finanzierte er sich als Tellerwäscher.

Mit seinen Sportreportagen fürs Radio erkämpfte er sich lokalen Ruhm, als Schauspieler dann nationalen. In seinen Fünfzigern entschied er sich schließlich für die Politik, brauchte aber drei Anläufe für den Einzug ins Weiße Haus. Erst mit 69 Jahren wurde er 1981 US-Präsident, viele fanden ihn für den Job zu alt.

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