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Das komplexe Netzwerk der Kamprads

Der Gründer der schwedischen Möbelkette Ikea, Ingvar Kamprad, kontrolliert das Unternehmen einem Fernsehbericht zufolge über eine bisher nicht bekannte Stiftung noch immer und hinterzieht damit auch Steuern. Wie die Dokumentarreihe „uppdrag granskning“ am Mittwochabend berichtete, betreibt Kamprad (84) in Vaduz eine Stiftung unter dem Namen Interogo Foundation.

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Damit wolle er die Kontrolle des Gesamtkonzerns durch seine Familie sichern sowie Steuern „optimieren“, hieß es weiter. Die nach Liechtenstein überführten Mittel sollen dem TV-Bericht zufolge 100 Mrd. Kronen (11,3 Mrd. Euro) betragen. Ikea werde durch ein verschachteltes Netzwerk verschiedener Arten von Gesellschaften und Stiftungen kontrolliert, wird die Dokumentation von der schwedischen Website The Local zitiert.

Ikea-Gründer Ingvar Kamprad

Reuters

Ikea-Gründer Kamprad hat ein gespaltenes Verhältnis zu Steuern.

Ikea-Gründer wehrt sich

Der 84-jährige Firmengründer erklärte am Mittwochabend vor Ausstrahlung der Sendung in einer E-Mail an die schwedische Nachrichtenagentur TT, die Stiftung Interogo in Liechtenstein werde zwar von seiner Familie kontrolliert, aber von einem Gremium von Außenstehenden geleitet. Weder er noch seine Familie übten noch irgendeine Kontrolle über Ikea aus, versicherte Kamprad. Das Unternehmen gehöre ausschließlich der niederländischen Stiftung Stichting Ingka Foundation und deren Tochter Ingka Holdings.

„Inter Ikea ist das wahre Ikea“

In der zweiteiligen Dokumentation des schwedischen Fernsehsenders STV heißt es dagegen, Kamprad habe sich „Kontrolle und Macht über Ikea gesichert“. Er habe „unter völliger Geheimhaltung“ die Stiftung Interogo gegründet - „in einem der bekanntesten Steuerparadiese der Welt, Liechtenstein“. Interogo sei vor 20 Jahren gegründet worden, und ihr Ableger Inter Ikea Systems B.V. erhalte bei jedem Verkauf steuerfrei drei Prozent des Umsatzes. „Inter Ikea ist das wahre Ikea.“

Die Stiftung habe so ein Kapital von 100 Milliarden Kronen angehäuft. Milliardengewinne würden ins Ausland geschafft und zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, den Jungferninseln und Zypern verteilt, „um keine Steuern zahlen zu müssen“.

Die Vorschriften von Inter Ikea legten auch fest, dass die Kamprad-Familie über den Vorstand von Inter Ikea in den Niederlanden völlige Kontrolle ausübe, so The Local weiter. Über Inter Ikea kontrolliert die Familie Interogo, die die Rechte an der Marke Ikea, die Konzepte und alle Produkte, die in den Ikea-Geschäften auf der ganzen Welt verkauft werden und damit de facto Ikea.

„Steuern als Kosten betrachtet“

Kamprad lebt seit 1976 in der Schweiz, weil er nach eigenen Angaben die hohen Steuern in seinem Heimatland Schweden nicht zahlen wollte. In seiner E-Mail an TT von Mittwochabend teilte er mit, Ikea befolge die Gesetze und zahle seine Steuern. Steuern habe er aber immer auch als Kosten betrachtet. Deshalb habe er eine „optimierende Struktur“ gewählt, die dem Unternehmen „die Möglichkeit und Flexibilität gibt“, sein bereits einmal besteuertes Vermögen für die Expansion und Entwicklung zu nutzen, ohne noch einmal besteuert zu werden.

Das in den 50er Jahren in Schweden von Kamprad aufgebaute Weltunternehmen beschäftigt 127.000 Mitarbeiter. Kamprad selbst lebt seit den 1970er Jahren aus steuerlichen Gründen im schweizerischen Lausanne. Er gilt als einer der reichsten Männer der Welt.

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