Ein Schiff kommt zurück
Das Segelschulschiff der deutschen Marine, die „Gorch Fock“, ist nach bekanntgewordenen schweren Konflikten zwischen Offiziersanwärtern und Stammbesatzung in seinen letzten Hafen in Argentinien zurückgekehrt.
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Dort sollen später Ermittler der Marine an Bord gehen, um die Affäre um angebliche sexuelle Übergriffe und Vorwürfe der Meuterei zu klären. Das Schiff liege auf Reede, sagte Marine-Sprecher Alexander Heimann der Nachrichtenagentur dpa. Das legendäre Schiff hatte jüngst das Kap Hoorn umrundet. Nach dem Tode einer Kadettin im November hatten Besatzungsmitglieder von Führungsversagen leitender Offiziere und einem Vertrauensverlust zwischen Stammmannschaft und Offiziersanwärtern berichtet.

APA/dpa/Maurizio Gambarini
Ausbildungsalltag auf der „Gorch Fock“
Brief des Wehrbeauftragten
In einem Brief des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus an den Verteidigungsausschuss des Bundestages ist von Drohungen und sexueller Belästigung seitens der Stammbesatzung die Rede. Außerdem heißt es, vier Auszubildenden sei Meuterei vorgeworfen worden.
„Das sind schwerwiegende Vorwürfe“, sagte Fregattenkapitän Heimann. „Wir werden jetzt alles Menschenmögliche tun, um den Sachen nachzugehen und das aufzuklären.“ Das müsse zügig und mit der gebotenen Sorgfalt geschehen. Die Untersuchungskommission soll nun Gespräche mit allen Beteiligten führen. Wann sie an Bord gehen wird, war zunächst unklar.
„Gab keine Meuterei“
Am Donnerstag wies Königshaus gegenüber dem Fernsehsender N24 diese Vorwürfe zurück: „Es gab keine Meuterei. Es gab einige, die dort gesagt haben: Vor dem Hintergrund dieses tragischen Unfalls möchten wir nicht zum Tagesbetrieb übergehen. Das wurde von der Schiffsführung nicht gutgeheißen.“
Die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff sprach in Zusammenhang mit den Vorfällen auf der „Gorch Fock“ von „Führungsversagen“. „Die Führung in der Bundeswehr muss dafür sorgen, dass die Vorgesetzten (...) ganz besonders in der Lage sind, Menschen zu führen“, sagte Hoff der „Leipziger Volkszeitung“ (Freitag-Ausgabe).
Ausbildung abgebrochen
Die Marine hatte nach dem tödlichen Unfall die Ausbildung auf dem Traditionsschiff abgebrochen und die Offiziersanwärter nach Deutschland zurückgeflogen. Es seien von Amts wegen Ermittlungen aufgenommen worden, bestätigte ein Sprecher des Wehrbeauftragten des Bundestages in Berlin. Es seien Eingaben von Besatzungsmitgliedern gemacht worden, aus denen hervorgehe, dass „etwas im Argen“ liege, sagte Sprecher Sebastian Hille.
Wie der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet, war die Kadettin, die in den Tod stürzte, nicht groß genug für den Einsatz auf dem Segelschiff. Mit 1,59 Metern blieb sie unter der vorgeschriebenen Mindestkörpergröße.

AP/Jörg Sarbach
Die „Gorch Fock“ gilt als Stolz der deutschen Marine. Jetzt schreibt sie Negativschlagzeilen.
Berichte über Meuterei
Von der Meuterei hatten zahlreiche deutsche Medien berichtet, darunter die „Stuttgarter Zeitung“ und der „Spiegel“ (Onlineausgabe). Alle berufen sich auf Informationen des Wehrbeauftragten. Von Führungsversagen leitender Offiziere ist die Rede sowie einem Vertrauensverlust zwischen Stammmannschaft und Offiziersanwärtern.
Den Berichten zufolge wollten trauernde Offiziersanwärter nicht mehr in die Takelage des Schiffes klettern. Sie sollen trotzdem zum Aufentern gedrängt worden sein, „was dem Freiwilligkeitsgebot zuwiderläuft“, schreibt die „Stuttgarter Zeitung“. Daraufhin sollen Vorgesetzte ihnen angedroht haben, nicht mehr Offizier werden zu können. Laut „Spiegel“ wurde die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ beendet, das Schiff setze seine Route nur mit der Stammbesetzung fort.
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