Weitere Opfer befürchtet
Nach den verheerenden Regenfällen im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro hat sich die Zahl der Toten auf mehr als 420 erhöht. Dutzende Personen wurden noch vermisst. Besonders an dicht besiedelten Hanglagen gab es viele Opfer, wie die Rettungskräfte berichteten. Einige Menschen versuchten, sich vor den Sturzfluten auf Bäumen zu retten.
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Am schlimmsten traf es die Stadt Teresopolis rund 100 Kilometer von Rio entfernt. Allein dort starben mindestens 176 Menschen infolge von Erdrutschen und Überschwemmungen. Das Wasser riss viele der einfachen Häuser mit, als es die Hänge herunterströmte. Die Bergungsmannschaften suchten mit schwerem Gerät, aber auch mit bloßen Händen in den Schlammmassen nach Überlebenden. Aus der Nachbarstadt Petropolis wurden 35 Tote gemeldet, aus Nova Friburgo sogar 199.

AP/Paulo Ceza
Schlammlawinen in Teresopolis
Armensiedlungen besonders betroffen
Rios Gouverneur Sergio Cabral sprach von einer „Tragödie“. Präsidentin Dilma Rousseff will das Katastrophengebiet am Donnerstag mit einem Hubschrauber überfliegen. Die Regierung stellte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Agencia Brasil 470 Millionen Dollar (etwa 350 Mio. Euro) Soforthilfe für die betroffene Region zur Verfügung.
In der Katastrophenregion brachen vielerorts die Stromversorgung und das Telefonnetz zusammen. Tausende Menschen waren von der Außenwelt abgeschnitten und mussten ohne Strom und Telefon auskommen. Am stärksten betroffen sind meist Armensiedlungen. Die Häuser in den Favelas werden oft illegal auf Hügeln oder an Abhängen errichtet, die bei starken Niederschlägen abrutschen.
Schlamm riss alles mit
In der etwa 150.000 Einwohner zählenden Stadt Teresopolis wurden zahlreiche Häuser unter den Schlamm- und Geröllmassen begraben. Viele Flüsse traten über die Ufer und verwandelten sich in reißende Ströme. Fernsehbilder zeigten Autos und Transporter, die durch die braunen Fluten einfach mitgerissen wurden. Busse und Lkws standen bis zum Dach im Wasser. In der Stadt waren 800 Rettungskräfte der Feuerwehr und des Zivilschutzes im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt.

APA/EPA/Roberto Ferreira
Enorme Verwüstung in Teresopolis
Hunderte Menschen wurden in Teresopolis obdachlos. Bürgermeister Jorge Mario Sedlacek sagte im Fernsehen: „Das ist die größte Katastrophe in der Geschichte der Stadt.“ Etwa 200 Einwohner der Stadt wurden verletzt. In Nova Friburgo, rund 75 Kilometer von Teresopolis entfernt, wurden 97 Todesopfer gemeldet, darunter auch drei Feuerwehrleute. Die Marine entsandte zwei Hubschrauber zur Unterstützung der Rettungskräfte. „Die Situation ist chaotisch. Das, was passiert ist, liegt völlig außerhalb dessen, was wir in dieser Serrana-Region je gesehen haben“, sagte ein Rot-Kreuz-Mitarbeiter.
Regen heuer besonders stark
Auch im Bundesstaat Sao Paulo wurden viele Orte nach Regenfällen überschwemmt. Dort starben seit Montagabend 14 Menschen. Starke Regenfälle führen in Brasilien vor allem im Jänner und Februar immer wieder zu Unglücken mit vielen Toten. Heuer sind die saisonalen Regenfälle aber besonders verheerend ausgefallen. Seit Weihnachten sind mehr als 300 Menschen bei Erdrutschen und Überschwemmungen ums Leben gekommen. Mehr als 100.000 Menschen verloren in vier südöstlichen Bundesstaaten infolge der Unwetter ihr Obdach.
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