Ausgesetzt nicht abgeschafft
Die Wehrpflicht ist in Europa schon länger die Ausnahme denn die Regel. 20 von 27 EU-Ländern haben bereits auf ein Berufsheer umgestellt. Die meisten Länder, die in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten auf eine Berufsarmee umschwenkten, haben die Wehrpflicht übrigens formal gesehen nicht gänzlich abgeschafft, sondern ausgesetzt.
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Deutschland hatte erst kürzlich bekanntgegeben, die Wehrpflicht zum 1. Juli auszusetzen. Zur Einberufung in Deutschland am 1. März 2011 sowie zum 1. April und 2. Mai soll es nur noch Freiwillige geben, obwohl die Bundeswehr bis zum 1. Juli rechtlich die Möglichkeit hätte, junge Männer auch gegen ihren Willen einzuziehen. Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Zahl der Soldaten von aktuell rund 235.000 auf bis zu 185.000 Soldaten senken, darunter 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten.
Dänemark setzt auf Los
Mitte 2010 hatte sich Schweden von der Wehrpflicht verabschiedet. Jene, die sich dafür melden, verpflichten sich künftig allerdings gleichzeitig für die Möglichkeit eines Auslandseinsatzes. In den Jahren zuvor hatten auch Polen, Litauen, Bulgarien, Italien, Spanien und Frankreich die Wehrpflicht abgeschafft. In Belgien wurde die allgemeine Wehrpflicht bereits 1995 abgeschafft, in Slowenien 2003, in Ungarn 2004. In der Slowakei gibt es sie seit 2007 nicht mehr.
In Dänemark dauert der obligatorische Dienst an der Waffe mindestens vier Monate. Es gibt zwar eine allgemeine Wehrpflicht, und alle jungen Männer müssen zur Stellung. Wer einrücken muss, wird aber per Los entschieden - sollte es nicht ohnehin genügend Freiwillige geben.
Finnland: Höhere Kosten für Berufsheer
Auf die Wehrpflicht setzen innerhalb der EU neben Österreich (sechs Monate) weiters Estland (acht Monate), Finnland (sechs Monate), Griechenland (zwölf Monate) und Zypern mit 26 Monaten, was den Spannungen mit der Türkei geschuldet ist.
Finnland spricht sich weiter dezidiert für die Beibehaltung des verpflichtenden Diensts an der Waffe aus. Der finnische Verteidigungsminister Jyri Häkämies hatte das unlängst bei einem Wien-Besuch vor allem mit höheren Kosten für ein Berufsheer begründet. Zu berücksichtigen gilt indes die geopolitische Lage des skandinavischen Staates, der mit Russland einen mächtigen und historisch gesehen durchaus bedrohlichen Nachbarn hat.
Die neutrale Schweiz setzt ebenfalls auf den obligatorischen Wehrdienst. Mindestens 260 Tage umfasst dieser, wobei die Grundausbildung 18 Wochen dauert und innerhalb der folgenden zehn Jahre sieben dreiwöchige Module absolviert werden müssen. 93 Prozent hinken dabei allerdings ihrem Zeitplan hinterher.
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