Strafen für „Lärmverschmutzung“
Einem jahrhundertealten Begleiter des Jahreswechsels soll es endgültig an den Kragen gehen: Weltweit mehren sich die Aufrufe, es zu Silvester höchstens im übertragenen Sinn „krachen“ zu lassen. Außer den Argumenten im Hinblick auf Lärm und verpulvertes Geld wird dabei auch auf das Sicherheitsrisiko hingewiesen.
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Die meisten Länder lassen es nicht bei Appellen an die Vernunft bewenden. Immer öfter gibt es strenge Kontrollen und Strafandrohungen - so auch heuer erstmals beim Wiener Silvesterpfad. Die Einhaltung von Knallkörperverboten in anderen europäischen Städten wird auch immer rigider kontrolliert. In Frankreich wurden etwa 53.820 Sicherheitskräfte abkommandiert, um darauf zu achten, dass Silvester möglichst ruhig bleibt.
Pizza im Tausch gegen Stille
Wie schon in den letzten Jahren versuchen die Veranstalter von Silvesterfeiern, ihre Gäste durch pyrotechnische Wunderwerke, mit denen kein Privatmann mithalten kann, vom Selberknallen abzuhalten. Das traditionelle Silvesterfeuerwerk in Sydney schlug auch heuer wieder alles an Pracht und Üppigkeit bisher Dagewesene. London, Paris und Berlin investierten heuer fast ebenso großzügig in die „offiziellen“ Feuerwerke.

Reuters/Tim Wimborne
Syneys Opernhaus im Glanz des heurigen Silvesterfeuerwerks
In Italien versucht man, die Feiernden mit Alternativen von der Knallerei abzuhalten: Wer sich schriftlich zum Verzicht auf Knaller verpflichtet, kann sich im bekannten neapolitanischen Restaurant Sorbillo etwa gratis eine - eigens für diesen Abend komponierte - „Anti-Böller-Pizza“ abholen. Die Angst vor Krachern in Neapel liegt am Müllproblem der Stadt: Es wird befürchtet, dass die Kracher den sich weiterhin auf der Straße türmenden Unrat entzünden und damit zu verheerenden Folgen führen könnten.
30-Meter-Lärmgrenze in Kenia
Auch in Venedig wurden Knallkörper zu Silvester verboten. „Keine Knaller, sondern Küsse“, heißt erneut das Motto der Gemeinde, die für die Silvesternacht auf dem Markusplatz eine „Massenküsserei“ organisiert hat. Der Lockruf zum Liebesbeweis als Lärmersatz geht bereits ins zweite Jahr: Zum Ende des Jahres 2009 waren rund 60.000 Paare dem Aufruf zum Kuss gefolgt.
Das strengste Lärmverbot wurde möglicherweise in Kenia ausgerufen: Dort sind nicht nur Knallkörper verboten, sondern auch laute Gesänge und alles andere, was in 30 Metern Entfernung noch zu hören ist. Dass die Schallwellen klein genug bleiben, um nach 30 Metern zu verebben, soll wissenschaftlich überwacht werden. Die staatliche Umweltschutzbehörde NEMA will mit Messgeräten ausrücken und die „Lärmverschmutzung“ mit Strafdrohungen von umgerechnet bis zu 3.500 Euro verhindern.
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