Streit über Bürgermeisteramt in Paris
Mit der Absage an eine erneute Kandidatur im Jahr 2014 hat der sozialistische Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe das Rennen um sein Amt eröffnet. Die konservative UMP spitzt auf den Posten. Offen ist, wer für die Konservativen ins Rennen geht. Schon jetzt liefern sich zwei Frauen aus dem Umfeld von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ein hartes Match darum, wer Delanoe nachfolgen soll.
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Die ehemalige Justizministerin Rachida Dati bekundete öffentlich Interesse an dem begehrten Pariser Bürgermeisterposten. Die aus Algerien stammende Politikerin zählte zu Sarkozys Lieblingsministerinnen, bevor sie in Ungnade fiel und im vergangenen Jahr als Abgeordnete ins „Exil“ ins Europäische Parlament geschickt wurde.
Die neue Sportministerin in Sarkozys Team und zwölfmalige französische Karatemeisterin, Chantal Jouanno, wiederum sprach sich offen für Frankreichs Premierminister Francois Fillon aus, denn Paris brauche einen „Staatsmann“: „Rachida ist Bürgermeisterin des siebten Bezirks in Paris und Abgeordnete im Europaparlament. Das ist schon sehr gut. Bei einer Wahl in Paris geht es nicht um ein Casting.“
Jouanno selbst strebt offenbar einen Senatssitz an. Auch wenn das in Fillons Umfeld laut „Le Figaro“ dementiert wird: Wenn sich der Premierminister in der Pariser Politik niederlässt, könnte das für Jouannos Karriere hilfreich sein.
„Nicht den Krieg erklärt“
Zwar versuchte Jouanno im Interview mit „Le Parisien“, gegenzusteuern und betonte, dass sie Dati „nicht den Krieg erklärt“ habe. Das Eintreten für Fillon sei eine „Art Weihnachtsgeschenk für den Premierminister“ gewesen. Dati reagierte dennoch verärgert und „überrascht über diese Aggression“: „Chantal Jouanno, die selbst keine Erfahrung und keine Ideen hat, versucht offensichtlich, durch Attacken gegen mich ihren Bekanntheitsgrad zu erweitern. Der Präsident der Republik schätzt das nicht“, weist Dati unmissverständlich auf ihre Unterstützung durch Sarkozy hin.
Die Medien sprechen bereits von einem Streit von „Sarkos Babes“. Denn sowohl Dati als auch Jouanno, Sarkozys ehemalige Redenschreiberin, wurden ohne sich einer Wahl gestellt zu haben von Sarkozy in sein Kabinett befördert.
Dati in Ungnade
Dati besitzt mittlerweile wenig Rückhalt in der UMP und fiel auch bei Sarkozy in Ungnade. Die Tochter einer Einwandererfamilie machte schnell durch ihren angeblich autoritären Führungsstil und ihrem Hang zum Luxus von sich reden.
Erst im Frühling warf Sarkozys Kommunikationsberater Pierre Charon Dati vor, hinter einem „organisierten Komplott“ zu stecken, das das Präsidentenehepaar destabilisieren wolle. Diese Vorwürfe seien „äußerst skandalös“, reagierte Dati entrüstet. Carla Bruni, Sarkozys Ehefrau, stellte sich laut der Zeitung „Le Post“ hinter die Politikerin: „Rachida ist unsere Freundin.“ Dennoch würden einige Vertreter eine Kandidatur von Fillon begrüßen.
Audienz bei Sarkozy
Seit Wochen arbeitet Dati an einer Rückkehr auf die politische Bühne in Paris. Bezirksvorsteherin des siebenten Bezirks in Paris ist sie bereits. Zuletzt organisierte sie eine Konferenz über Jugendbeschäftigung - ein für Sarkozy entscheidendes Thema. Gleichzeitig aber kritisierte sie lautstark Sarkozys engen Vertrauten, Innenminister Brice Horteufeux, zu wenig gegen die Kriminalität getan zu haben. Kurz darauf erhielt sie eine private Audienz bei Sarkozy, eine der ersten seit Monaten. Sarkozy gab ihr laut „Guardian“ deutlich zu verstehen, dass sie ihre Kritik zurückschrauben müsse.
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