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Mindestens zwei weitere Tage in Haft

WikiLeaks-Gründer Julian Assange soll auf Kaution unter strengen Auflagen aus britischer Untersuchungshaft entlassen werden. Die Kaution für den 39-jährigen Australier, der wegen Vergewaltigungsvorwürfen an Schweden ausgeliefert werden soll, beträgt 200.000 Pfund (rund 235.668 Euro). Hinzu kommen weitere 40.000 Pfund an zusätzlichen Sicherheiten.

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Frei kommt Assange jedoch frühestens in zwei Tagen, denn entgegen vorheriger Meldungen entschied die schwedische Staatsanwaltschaft nun doch, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen. Das bestätigte die im Auftrag der schwedischen Justiz tätige Anwältin Gemma Lindfield. Wie ein Londoner Richter am Dienstag sagte, muss über den Antrag innerhalb von 48 Stunden entschieden werden. So lange muss Assange in Haft bleiben.

Assange müsse nach seiner Freilassung eine elektronische Fußfessel tragen und eine Ausgangssperre beachten, gab der zuständige Richter Howard Riddle am Dienstag nach einem Haftprüfungstermin in London bekannt. Der 39-Jährige wurde verpflichtet, sich auf dem Landsitz eines mit WikiLeaks in Verbindung stehenden Medienclubs in Großbritannien aufzuhalten.

„Wird immer mehr zu einem Schauprozess“

„Das wird immer mehr zu einem Schauprozess“, reagierte Assanges Anwalt Mark Stephens auf die Beschwerde der schwedischen Justiz. Stephens hatte zuvor die Haftbedingungen für Assange beklagt. Sein Mandant sei 23,5 Stunden am Tag isoliert und habe keinen Zugang zu Zeitungen und Fernsehen. „Er ist einer kleinlichen Zensur ausgesetzt“, sagte der Jurist. Assange sitze im Londoner Gefängnis Wandsworth unter Bedingungen wie zu Zeiten des Schriftstellers Charles Dickens.

Laut den Anwälten haben sich zehn Prominente für Assange verbürgt, darunter der US-Filmemacher Michael Moore. Hunderte Anhänger von Assange jubelten Dienstagnachmittag vor dem Gerichtsgebäude. Assange war vor einer Woche aufgrund eines internationalen Haftbefehls in London verhaftet worden, nachdem er sich der Polizei freiwillig gestellt hatte.

Verdacht auf Vergewaltigungen

Dem 39 Jahre alten Australier werden in Schweden von zwei Frauen sexuelle Vergehen vorgeworfen. Nachdem Schweden einen EU-weiten Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte, stellte sich Assange vergangene Woche den britischen Behörden. Diese müssen über eine Auslieferung an Schweden entscheiden. Assange streitet die Taten ab. Ein Richter in London hatte bei einer ersten Anhörung vergangene Woche entschieden, dass der Australier in Haft bleiben muss und nicht gegen Kaution auf freien Fuß darf, da Fluchtgefahr bestehe.

WikiLeaks hatte in den vergangenen Monaten Tausende vertrauliche Dokumente mit Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie über den Schriftverkehr internationaler Diplomaten veröffentlicht. Damit kam vor allem die US-Regierung in die Defensive.

GB: Angst vor Hackerangriff

Großbritannien hatte einen Tag vor der Anhörung Befürchtungen geäußert, dass die Website der britischen Regierung Ziel von Hackerangriffen werden könnte, sollte Assange nicht freigelassen werden. Ministerien seien darüber informiert worden, dass sie Ziel von Sympathisanten der Enthüllungsplattform Wikileaks werden könnten, die sich als „Hacktivisten“ bezeichnen. Das teilte das Büro von Premierminister David Cameron am Montag mit.

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