Vierte Ausgabe des PISA-Tests
Die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführte Studie PISA (Programme for International Student Assessment) ist der größte internationale Schülerleistungstest. Für die aktuelle, vierte Ausgabe wurden im Jahr 2009 in 67 Ländern (davon 30 OECD-Staaten) Wissen und Fähigkeiten von rund 400.000 15- und 16-jährigen Schülern des Altersjahrgangs 1993 in den Disziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften getestet.
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In Österreich wurde dafür eine Zufallsstichprobe von rund 5.000 Jugendlichen in 150 Schulen untersucht. Bei der ersten PISA-Studie 2000 stand das Lesen im Mittelpunkt, bei der zweiten 2003 Mathematik, 2006 waren es die Naturwissenschaften. 2009 ist mit dem Lesen erstmals eine Disziplin zum zweiten Mal Schwerpunktthema.
Schon 2006 keine Verbesserung
Bei der PISA-Studie 2006 erreichten die österreichischen Schüler in Mathematik und Naturwissenschaften „zum ersten Mal Ergebnisse signifikant über dem OECD-Durchschnitt“. Zu diesem Ergebnis kam die OECD in ihrem Länderbericht zu Österreich. Einschränkung: Die besseren Ergebnisse in der Naturwissenschaften sind „einer Erweiterung und Modernisierung des Erhebungskonzepts geschuldet und bedeuten keinen Leistungszuwachs“. In Mathematik und Lesen haben sich die Leistungen der heimischen Schüler gegenüber 2003 ebenfalls „kaum verändert“. Weiterer OECD-Befund: „Die Chancengleichheit bleibt weiterhin das Problem des österreichischen Bildungssystems.“
Im Bereich Naturwissenschaften, dem Schwerpunkt von PISA 2006, erzielten die österreichischen Schüler durchschnittlich 511 Punkte bzw. Platz zwölf der 30 teilnehmenden OECD-Länder. In der Mathematik erreichten sie 505 Punkte (Platz 13), beim Lesen 490 Punkten und Platz 16.
Lesen bis 2009 konstant
Im Bereich Lesen hat es in Österreich bei den drei Tests 2000 (492 Punkte), 2003 (491) und 2006 (490) praktisch gleiche Ergebnisse gegeben, während man nun auf 470 Punkte abgestürzt ist. Die Punkteunterschiede 2000 bis 2006 sind laut OECD „zu gering, um statistisch bedeutsam zu sein“. In Mathematik lagen die Leistungen von 2006 mit 505 Punkten um einen Punkt unter den durchschnittlichen Ergebnissen von 2003: „Auch diese beiden Werte unterscheiden sich nicht statistisch bedeutsam.“
Einen direkten Vergleich der Naturwissenschaftsresultate mit früheren Ergebnissen stellt die OECD nicht an, da ein solcher erst möglich sei, nachdem Naturwissenschaften erstmals Schwerpunktthema waren. Eines habe sich aber gezeigt: „Bei den 22 Fragen, die die Schülerinnen und Schüler sowohl 2003 wie 2006 beantworten mussten, zeigten sich 2006 keine besseren Ergebnisse.“
Große Leistungsunterschiede
Die OECD konstatierte 2006 auch, dass „wie in anderen Ländern mit gegliederten Schulsystemen auch in Österreich große Leistungsunterschiede zwischen den Schulen bestehen“. Diese seien „ungefähr doppelt so groß wie im OECD-Mittel“. Auch ist das Leistungsniveau der Schüler im Bereich Naturwissenschaften „stärker als in vielen anderen OECD-Ländern vom sozioökonomischen Status der Eltern abhängig“.
Österreich liege hier knapp unter dem OECD-Mittel. In Japan, Finnland, Kanada, Südkorea und Australien dagegen hat das Elternhaus bei einem insgesamt deutlich höherem Leistungsniveau deutlich weniger Auswirkungen auf die Schülerleistungen als in Österreich.
Migranten „sehr stark benachteiligt“
Insgesamt zeige sich, „dass Jugendliche in gegliederten Schulsystemen im Schnitt weder besser noch schlechter abschneiden als Jugendliche in Systemen mit nur einem Schultyp (Gesamtschule, Anm.)“. Allerdings spiele das Elternhaus beim Schulerfolg eine größere Rolle, je früher die Kinder auf verschiedene Schultypen verteilt werden.
„Sehr stark benachteiligt“ das österreichische Schulsystem laut OECD Jugendliche mit Migrationshintergrund. Migrantenkinder kommen nicht nur häufiger aus einem Elternhaus mit einem geringeren sozioökonomischen Status: „Der Leistungsabstand ist gegenüber einheimischen Schülern über den sozioökonomischen Effekt hinaus zudem deutlich höher als in anderen Ländern mit vergleichbarem Migrantenanteil.“
Bei Migranten zweiter Generation etwa (im Land geboren, aber beide Elternteile im Ausland geboren), die ihre gesamte Schullaufbahn in Österreich verbracht haben, war der Abstand zu einheimischen Schülern mit 92 Punkten so groß wie in fast keinem anderen OECD-Land.
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