Lotsen kehren an Arbeitsplätze zurück
Nach einem knappen Tag Streik ist der Großteil der Fluglotsen in Spanien am Samstag wieder an seine Arbeitsplätze zurückgekehrt. Das gab die Flughafengesellschaft AENA bekannt und der Luftraum wurde wieder geöffnet. Der unangekündigte Streik hatte Chaos im Luftverkehr ausgelöst und die Regierung dazu veranlasst, den Alarmzustand auszurufen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Weite Teile des spanischen Luftraums mussten davor gesperrt werden. Ein Großteil der zivilen Flughäfen wurde geschlossen. Mindestens 330.000 Reisende waren nach Angaben der Flughafenbehörde AENA betroffen. Etwa 2.000 Flüge fielen aus. Unterdessen sei der Luftraum wieder geöffnet worden, teilte das Verkehrsministerium in Madrid mit. Der Flugverkehr könne allerdings nicht ohne weitere Verzögerungen wieder aufgenommen werden. Die Airlines müssten ihre Flugpläne neu erstellen und Piloten, Kabinenpersonal und die Passagiere darüber informieren. Verkehrsminister Jose Blanco rechnete am Samstagnachmittag mit einer Normalisierung des Flugbetriebs in den kommenden 24 bis 48 Stunden.
Anklage wegen Aufruhrs droht
Die spanische Regierung hatte zuvor den Alarmzustand ausgerufen. Wie Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba mitteilte, werden die Lotsen damit dem Militärrecht unterstellt. Wenn sie der Anordnung zur Wiederaufnahme der Arbeit nicht Folge leisten, können sie wegen Befehlsverweigerung in Schnellverfahren nach militärischem Recht zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden.
Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero übertrug die Überwachung des Luftraums per Dekret der Armee. Noch in der Nacht zum Samstag begann das Militär, das Kommando über die Kontrolltürme der Flughäfen in Madrid, Barcelona, Sevilla und den Kanarischen Inseln zu übernehmen. Damit sollten die zivilen Fluglotsen gezwungen werden, die Arbeit wieder aufzunehmen: Wer sich weigerte, konnte nach militärischem Recht wegen Aufruhrs angeklagt werden. Darauf stehen mehrjährigen Haftstrafen.

APA/EPA/EFE/Miguel Tona
Ausnahmezustand auf Flughafen Madrid
Zwei Drittel der Lotsen wieder am Arbeitsplatz
Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Die Polizei nahm die Personalien von streikenden Lotsen auf, die sich in einem Madrider Hotel versammelt hatten. Die Maßnahme zeigte Wirkung: Wie die Flughafengesellschaft mitteilte, waren am Samstagnachmittag zwei Drittel der Lotsen wieder an ihren Arbeitsplätzen.
Auf dem Flughafen von Mallorca protestierten Tausende von festsitzenden Reisenden gegen das Chaos. In den Terminals fast aller Airports bildeten sich vor den Schaltern lange Schlangen wütender Passagiere. „Sie sollten alle Fluglotsen entlassen“, schrie eine aufgebrachte Frau auf dem Flughafen von Madrid. Die spanischen Airlines bezeichneten die Lage als kritisch. Die größte nationale Fluggesellschaft Iberia strich bis 11.00 Uhr am Samstag alle ihre Verbindungen.
Streitpunkt Dienstzeiten
Nach Angaben von AENA hatten etwa 90 Prozent der Lotsen ohne vorherige Ankündigung ihre Arbeitsplätze verlassen. Viele gaben an, krank zu sein. Die Behörde setzte sich mit Eurocontrol in Verbindung, um zu verhindern, dass Flugzeuge aus anderen europäischen Ländern spanische Flughäfen anflogen. AENA beschuldigte die Lotsen, die Fluggäste als Geiseln genommen zu haben.
Die Fluglotsen hatten ihren Dienst ohne Streikankündigung beendet. Sie reagierten offenbar auf einen Beschluss der spanischen Regierung, die eine neue Regelung für die Dienstzeiten der Lotsen eingeführt hatte. Die spanischen Fluglotsen stehen seit Monaten mit dem Verkehrsministerium und der Flughafenbehörde in einem Tarifkonflikt.
Das Chaos wurde dadurch vergrößert, dass am Freitag Tausende Spanier in ein langes Wochenende aufbrechen wollten. Am kommenden Montag ist ein Nationalfeiertag in Spanien. Auch der Mittwoch ist für die meisten Spanier arbeitsfrei.
Links: