Ursache offenbar Verstimmung Gaddafis
In der Serie der Enthüllungen von US-Diplomatendepeschen durch die Internetplattform WikiLeaks ist nun auch ein höchst gefährlicher Zwischenfall aus Libyen publik geworden. So soll der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi im Vorjahr mehrere Kilogramm hochgiftiges radioaktives Material in dünnen Behältern und kaum abgesichert gelagert haben.
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Grund für das riskante Vorgehen soll Ärger über einen verweigerten Zeltplatz in New York gewesen sein, berichtet die „New York Times“ aus den auf WikiLeaks veröffentlichten diplomatischen Depeschen des US-Außenministeriums. Das angereicherte Uran, der Rest des vor Jahren eingestellten libyschen Atomprogramms, hätte eigentlich nach Russland zur Endlagerung abtransportiert werden sollen.
Ärger über verweigerten Zeltplatz
Doch das russische Transportflugzeug, das die 5,2 Kilogramm nuklearen Materials abholen sollte, verließ Libyen ohne Ladung. Nach Darstellung amerikanischer Diplomaten hatte Gaddafi die radioaktiven Stoffe aus Verärgerung darüber zurückgehalten, dass ihm im September 2009 während seines Besuchs bei der UNO-Generalsversammlung in New York das Errichten seines Zeltes in Manhattan verweigert worden war.
Gaddafis Sohn Saif al-Islam al-Gaddafi sagte dem US-Botschafter in Libyen laut einer Botschaftsdepesche, sein Land habe seine Zusage, seine Bestände an angereichertem Uran zu verschiffen, nicht eingehalten, weil es genug von den schleppenden Fortschritten bei der Normalisierung seiner Beziehungen zu Washington habe.
Wochenlange Verhandlungen
Erst nach wochenlangen Geheimverhandlungen mit russischen und amerikanischen Diplomaten habe sich Gaddafi bereiterklärt, das angereicherte Uran besser bewachen zu lassen. Ende Dezember des Vorjahres schließlich sei das nukleare Material nach Russland ausgeflogen worden. Nach US-Darstellung hätten die dünnwandigen Fässer „in spätestens drei Monaten Risse“ bekommen, in der Folge wäre dann hochgiftiges nukleares Material ausgetreten.
Libyen hatte 2003 im Gegenzug für Sicherheitsgarantien und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen sein Atomwaffenprogramm aufgegeben.
Angst vor Flügen über Wasser?
Bereits in den letzten Tagen waren auf WikiLeaks pikante Details aus Depeschen von US-Diplomaten über Gaddafi bekanntgeworden. So soll der umstrittene Staatschef vollkommen abhängig von seinem ihm umgebenden Netzwerk aus Vertrauten sein. Den Dokumenten zufolge hat er außerdem Angst davor, übers Wasser zu fliegen und geht ohnehin nie ohne eine ganz bestimmte „üppige“ blonde Krankenschwester aus der Ukraine auf Reisen.
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