Thatcher und wichtige Geschäfte
Ist es ein politisches Vorzeichen? Die ebenso gefürchtete wie legendäre „Eiserne Lady“ Maggie Thatcher hat es im Alter von 85 Jahren ins Nachtleben „verschlagen“. Am Rande von Londons Stadtteil Chelsea, heute längst Heimat der Wohlhabenden, findet sich mit „Maggie’s“ seit kurzem der passende Nachtclub - genau rechtzeitig zum politischen Gezeitenwechsel durch die Rückkehr der Torys an die Macht.
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Gleich am Eingang setzt der Flashback mit Fotos der Lady mit der Handtasche gemeinsam mit ihrem transatlantischen Alter Ego, Ex-US-Präsident Ronald Reagan, ein. Im Club selbst trifft der Besucher auf ein Wandgemälde der langjährigen Tory-Chefin im Keith-Haring-Stil.

Maggie’s Club
Die Innenausststattung ist eine Hommage an die 80er Jahre.
Möglicherweise ist die Kommerzialisierung der Marke Thatcher aber auch bloß der Beweis dafür, dass das politische Erbe der „Eisernen Lady“ ausgerechnet mit Cameron und dessen Koalition mit den Liberaldemokraten endgültig zu Ende geht. Das auffälligste Thatcher-Feature offenbart sich einem Besucher erst, wenn er die Toiletten betritt. Dort zieht Thatcher zu allen, die Erleichterung suchen, wie in ihren besten Tagen über die problematische Macht der Gewerkschaft und die Fehler von Labour via Lautsprecher und in Endlosschleife her.
„Sie ist eine Führerin“
Clubbesitzer Charlie Gilkes betonte gegenüber dem „Guardian“ jedenfalls, dass es kein „Tory-Club“ sei, vielmehr eine Hommage an die 80er Jahre - „ein bisschen eine Kindheitsnostalgie für das Jahrzehnt, in dem wir geboren wurden“. Die Referenz an die umstrittenste britische Politikerin sei ironisch. Er selbst bewundere Thatcher: „Sie ist eine Führerin.“
Dass Thatchers knallharte Politik nicht nur sozial Schwache traf, sondern auch zumindest mitschuldig daran war, dass die Torys so lange brauchten, um wieder an die Macht zu kommen, das könnte man in diesem Club - besonders auf dem Klo - beinahe vergessen.

Maggie’s Club
Im Angebot ist auch eine „School Lunch Box“ mit Süßigkeiten der 80er Jahre.
Auf der Karte findet sich etwa ein Drink namens „Miner’s Cap“ - eine Anspielung auf die legendären Proteste der britischen Bergarbeiter gegen die Schließung der Kohlekraftwerke. Der Wodka-Drink wird gemeinsam mit einem Kumpel-Kapperl serviert. Zudem wird eine Flasche Champagner angeboten - von Thatcher handsigniert und um den stolzen Preis von 5.000 Pfund (5.900 Euro).
„Viele mögen Margaret nicht“
Der Clubbesitzer betont, er lehne es ab, wenn Tory-Gruppen seinen Club mieten wollen. Und er besteht darauf, dass es sich bei der Klientel keineswegs nur um Konservative handle. Im Gegenteil, viele Besucher „mögen Margaret gar nicht“. So habe einer auch auf einen der Lautsprecher im WC eingedroschen.
Thatcher, die notfalls auch die Handtasche einsetzte, um ihren Willen durchzusetzen, und dafür den schönen Begriff „handbagging“ prägte, polarisiert die Menschen in Großbritannien auch 20 Jahre nach dem Ende ihrer Regierungszeit wie kaum ein anderer Politiker.
Cameron schaffte es nur über eine radikale Abkehr vom Thatcher-Erbe, die Torys wieder in die Downing Street 10 zu bringen. Man kann nur spekulieren, wie die Thatcher der 1980er Jahre über eine konservative Partei gedacht hätte, die sich Umweltbewusstsein und das Mitempfinden mit den Schwachen auf die eigenen Fahnen heftet. Vielleicht zieht es sie in die heile Welt des „Maggie’s“ und dessen Toilette.
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