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Rolls-Royce bedauert Zwischenfall

Eine Woche nach dem schweren Triebwerkschaden bei einem Airbus A380 hat der britische Hersteller Rolls-Royce die Ursache identifiziert. Ein „bestimmter Teil“ des Triebwerks Trent 900 habe versagt und damit ein Ölfeuer im Motor verursacht, teilte Rolls-Royce mit.

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Das Unternehmen bestätigte damit die ersten Untersuchungen der Europäischen Agentur für Luftsicherheit (EASA): Sie hatte bereits zwei Tage zuvor erklärt, dass ein Ölfeuer im Triebwerk für den Zwischenfall verantwortlich sein dürfte. Die Behörde ordnete weitere Tests am Motor an und behielt sich ein komplettes Verbot von Flügen mit dem Triebwerkstyp vor. Die EASA hatte bereits im August vor dem durch Materialermüdung entstehenden Problem gewarnt und eine höhere Frequenz an Tests angeordnet.

Gebrochene Turbinenscheibe

Laut Rolls-Royce betrifft der Fehler die gesamte Serie, er ist aber beschränkt auf eine bestimmte Komponente im Turbinenteil des Triebwerks. Durch austretendes Öl habe ein Ölbrand entstehen können. Dieser habe im Bereich der Mitteldruckturbine zum Bruch der Turbinenscheibe geführt, die vom Aussehen her einem Zahnrad ähnelt.

Notlandung in Singapur

Ein Airbus A380 der australischen Fluggesellschaft Qantas hatte am Donnerstag vergangener Woche wegen eines schweren Triebwerkschadens nach dem Start in Singapur notlanden müssen. Alle 459 Menschen an Bord blieben unverletzt. Qantas machte Rolls-Royce verantwortlich und sprach von einem „Material- oder Designfehler“ bei dem Triebwerk.

Rolls-Royce will nach der Pannenserie nun bei seinen Trent-900-Flugzeugtriebwerken die fehlerhaften Module ersetzen. Die speziell für den Airbus A380 entwickelten Triebwerke werden gegenwärtig von den Fluggesellschaften Lufthansa, Singapore Airlines und Qantas verwendet. Andere Fluggesellschaften setzten auf das Konkurrenzprodukt GP 7200 der Engine Alliance.

Rolls-Royce-Chef John Rose sagte, Sicherheit habe oberste Priorität für das Unternehmen. Er bedauere den Zwischenfall. Man arbeite mit Airbus zusammen, damit der Flugzeughersteller schrittweise die gesamte Flotte wieder in Betrieb nehmen könne. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde zurückgenommen. Das Gewinnwachstum werde aufgrund des Triebwerksproblems etwas geringer ausfallen als erwartet, erklärte Rolls-Royce.

Schäden größer als angenommen?

Bei dem Zwischenfall in Singapur könnte der an dem A380 entstandene Schaden unterdessen weit größer sein als bisher angenommen. Nach Angaben der Zeitung „The Australian“ (Freitag-Ausgabe) hätten Metallsplitter nach der Explosion auch Teile der Verkabelung und des Treibstoffsystems des Riesenflugzeugs zerstört, als sie die Außenhaut der Maschine durchschlugen. Außerdem sei das Feuerlöschsystem am linken Flügel ausgefallen. Nach der Notlandung habe zudem das zweite linke Triebwerk wegen eines Kabelschadens nicht gleich abgestellt werden können. Qantas wollte sich zunächst nicht zu dem Bericht äußern.

Beschädigtes Triebwerk einer A380 der Qantas Airline

APA/EPA

Das beschädigte Triebwerk des Qantas-A380 in Singapur

Qantas zog nach dem Triebwerksbrand sofort seine gesamte A380-Flotte aus dem Verkehr. Bei einer Untersuchung aller Triebwerke der sechs Flugzeuge wurden in weiteren drei Triebwerken Öllecks festgestellt. Auch bei Maschinen der Singapore Airlines wurden Ölflecken gefunden.

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