Höhepunkt im Juli
Schokolade bleibt auch in Krisenzeiten ein Renner. Den Herstellern bringt sie jedes Jahr Milliardenumsätze. Doch in den vergangenen Monaten wurde Schokolade merklich teurer. Die Hersteller begründen das mit einer Preisexplosion bei der wichtigsten Zutat Kakao und geben die Schuld Spekulanten, die mit dem Kakaopreis Monopoly spielten.
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Statt in Öl oder Gold investieren Banker rund um den Globus in die wichtigste Zutat der Schokolade. Seit 2007 hat sich der Preis für die Tonne Kakao fast verdoppelt. Allein von 2009 auf 2010 stieg er um 75 Prozent.
Investoren suchen neue Märkte
Die Schokoladehersteller sehen sich deshalb zu Preiserhöhungen gezwungen. Im vergangenen Jahr waren die Schokoladepreise vor allem dank des Preiskampfs im Lebensmittelhandel stabil geblieben.
2008 allerdings hatten die Hersteller die Preise - ebenfalls mit Verweis auf die gestiegenen Rohstoffkosten - kräftig erhöht und damit in Deutschland auch das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Die Ermittler verdächtigten mehrere große Konzerne illegaler Preisabsprachen und durchsuchten zahlreiche Süßwarenfirmen.
Die Preiserhöhungen sind nach Angaben der Hersteller wegen des teuren Kakaos kaum zu vermeiden. Spekulanten, Banken und Fonds haben wohl nicht ganz unrecht, wenn sie glauben, auf den Rohstoffmärkten deutlich höhere Gewinne erzielen zu können als mit anderen Investments. Diese sind im Zuge der Wirtschaftskrise der Reihe nach weggebrochen.
Marktmanipulationen im Sommer?
Den Höhepunkt erreichte die Spekulationsblase im Juli. An der Londoner Derivatebörse LIFFE stieg der Preis auf ein seit drei Jahrzehnten nicht mehr erreichtes Rekordhoch. Experten schlossen eine Manipulation nicht aus. Bereits zuvor hatten sich 16 große europäische Kakaohändler bei der LIFFE über eine mutmaßliche Marktmanipulation beschwert. Sie seien schockiert darüber gewesen, was dort passiere, und verlangten klarere Regeln. Geholfen hat das nichts.
Alles deutete darauf hin, dass sich an der Terminbörse ein Händler große Mengen des physischen Angebots gesichert hatte und damit den Preis in die Höhe trieb. Ein solches Vorgehen gilt als verbotene Marktmanipulation.
Termingeschäfte haben den prinzipiellen Vorteil, plötzliche Änderungen des Marktpreises durch kurzfristige Effekte wie Lieferengpässe und Ernteausfälle abzufedern. Doch nun seien die Termingeschäfte noch unzuverlässiger als der physische Markt, kritisierten Händler.
Hersteller leiden
Laut einem UNO-Bericht halten Fonds und Finanzinstitute mittlerweile 25 bis 35 Prozent der Futures bei Agrarrohstoffen. Die dadurch ausgelösten Preisverzerrungen hätten auch Auswirkungen auf Investitionen in den Produzentenländern, die diese bitter nötig hätten. Darauf weisen auch Fair-Trade-Organisationen immer wieder hin: Es sei unfair, dass Spekulanten ein Vermögen machten, während die Bauern häufig weniger bekämen, als die Produktion koste.
Immer mehr Großkonzerne wie Nestle, Mars und Kraft Foods versuchen indes, die Situation der Kakaobauern zu verbessern, und setzen auf nachhaltigen Anbau oder Fair-Trade-Produkte - freilich nicht aus reiner Nächstenliebe. Die Branche will damit auch ihren Nachschub absichern. „Wir haben natürlich ein Interesse daran, dass die Ressource Kakao langfristig in ausreichender Menge verfügbar ist und bezahlbar bleibt“, sagte etwa Nico Schiller, Sprecher von Mars Chocolate Deutschland.
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