Verfallende historische Bauten
Regenwasser hat ein Gladiatorengebäude im antiken Pompeji zum Einsturz gebracht: Das etwa 2.000 Jahre alte Haus, in dem zu Zeiten des alten Roms die Gladiatoren trainierten, stürzte am Samstag zusammen, wie italienische Behörden in Rom mitteilten. Niemand wurde verletzt. Das Gebäude war zu dem Zeitpunkt geschlossen.
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Als Ursache des Hauseinsturzes wird vermutet, dass eindringendes Wasser nach starken Regenfällen den Boden aufgeweicht und den Zusammenbruch von Teilen der Wände, der Fassade und des Daches bewirkt haben könnte, wie Roberto Cecchi vom Kulturministerium berichtete. In dem 40 Quadratmeter großen Raum hatten die Gladiatoren trainiert, bevor sie sich dem Kampf in dem nahen Amphitheater stellten.

Reuters/Ciro De Luca
Starke Regenfälle waren vermutlich die Ursache für den Einsturz.
Missmanagement schuld an Verfall?
Seit Jahren machen die Behörden auf die schwierige Situation in Pompeji aufmerksam. Wenn die dringend notwendigen Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden in Pompeji nicht schleunigst ausgeführt würden, könnten andere historische Schätze das gleiche Schicksal erleiden wie das Gladiatorenhaus, sagte der italienische Kulturminister Sandro Bondi.
Beliebte Touristenattraktion
Pompeji steht seit 1997 auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Die antike Stadt im süditalienischen Kampanien, die am Golf von Neapel liegt, war 79 n. Chr. beim Ausbruch des Vesuvs komplett von vulkanischer Asche und Bimsstein verschüttet worden. Die Reste Pompejis gehören zu den meistbesuchten Attraktionen Italiens.
Er sprach von einem möglichen Missmanagement bei der Pflege und Erhaltung von Pompeji. „Nur die Hälfte“ der zugeteilten Gelder seien 2009 auch wirklich eingesetzt worden. Die Regierung hatte vor zwei Jahren einen Sonderkommissar ernannt, der das Missmanagement und den Vandalismus in den Griff bekommen sollte, doch bisher wurden nur sehr wenige Schritte gesetzt, um das Gelände zu schützen, berichteten italienische Medien.
Rücktrittsaufforderung an Kulturminister
Bondi war nach dem Einsturz des Gladiatorenhauses arg unter Beschuss geraten. Die Demokratische Partei, Italiens stärkste Oppositionspartei, drohte ihm mit einem Misstrauensantrag, sollte er nicht sofort zurücktreten - mehr dazu in science.ORF.at.
Ohne große Fortschritte werden seit Jahren Teile der antiken Stadt restauriert, viele Bauten sind laut Behörden verfallen. In den vergangenen Monaten seien nur sechs der rund 1.500 Villen geöffnet worden. Die Hälfte der weltbekannten Pompeji-Ausgrabungen sind Touristen nicht zugänglich.
Kritik an Berlusconis Sparmaßnahmen
Etliche Experten kritisieren seit längerem, dass Sparmaßnahmen der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi die Erhaltung wichtiger Denkmäler, darunter auch des Kolosseums in Rom und Pompeji, unmöglich machten. Staatspräsident Giorgio Napolitano nannte den jüngsten Vorfall in Pompeji eine „Schande für Italien“.
Seit Monaten tobt außerdem eine scharfe Polemik um die Sicherheit der Ausgrabungen. Es fehle an einem effizienten Überwachungssystem. Das archäologische Gelände und die meisten noch erhaltenen Villen sind nur durch einfache Zäune geschützt, die wenig gegen Diebe bewirken können.
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