„Was übrig bleibt, schicken wir nach Rom“
Rund eine halbe Million Menschen kämpfen in Italien mit den Folgen von heftigen Unwettern. Gewitterfronten und Starkregen suchen seit vergangener Woche vor allem den Norden des Landes heim. Viele Keller sind überflutet, erhebliche Schäden gibt es in der Landwirtschaft.
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Auf eine Milliarde Euro werden die Schäden derzeit geschätzt. Die Bürgermeister der rund 130 betroffenen Gemeinden hatten Ministerpräsident Silvio Berlusconi vor dessen Besuch am Dienstag zu sofortiger Hilfe aufgerufen: „Wir brauchen jetzt Hilfe und nicht erst nach 60 oder 90 Tagen. Ganze Landstriche sind blockiert. Die Stromversorgung ist ausgefallen. Wir haben große Schwierigkeiten“, sagte ein Bürgermeister gegenüber Ö1 - mehr dazu in oe1.ORF.at.

AP/Francesco Dalla Pozza
Feuerwehrmänner waten durch die überfluteten Straßen Vicenzas.
Steuern nach Rom zu schicken „absurd“
Der Präsident der Region Veneto, der Lega-Nord-Politiker Luca Zaia, drohte gar damit, Steuergelder nicht nach Rom abzuführen: „Es scheint mir absurd, die nun einzuhebenden Steuergelder nach Rom zu schicken, damit diese wieder retour kommen, um die Schäden zu bezahlen. Es ist viel sinnvoller, das Geld gleich hier zu verwenden und was dann übrig bleibt, schicken wir nach Rom.“ Unterstützung erhält Zaia von Industriellen und Wirtschaftstreibenden.
Berlusconi hingegen sicherte den Betroffenen bei seiner Visite „erhebliche und unmittelbare“ Unterstützung zu. Es werde „nicht nötig“ sein, dass Steuergelder der Regionen zurückgehalten werden, so der Regierungschef laut der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“.
Drei Tote durch Erdrutsche
Drei Menschen kamen bei Erdrutschen vergangene Woche ums Leben. Bergungsmannschaften gruben bei Massa in der nördlichen Toskana eine 39-Jährige und ihr zweijähriges Kind tot aus dem Schlamm. Eine Geröllflut hatte das Haus der Familie erfasst und völlig zerstört. Ebenfalls infolge eines Erdrutsches entgleiste bei Imperia an der ligurischen Küste die Lokomotive eines Regionalzugs. Ein 48-jähriger Mann kam ums Leben, mehrere Passagiere wurden leicht verletzt.
Katastrophal sind die Auswirkungen auch auf die Landwirtschaft: Rund 300.000 Tiere dürften nach ersten Schätzungen ertrunken sein. Nun fürchtet man auch, dass die Weinernte ausfällt. Betroffen sind aber auch Olivenhaine, Obstgärten und Weizenfelder, die von den Wasser- und Schlammmassen verwüstet wurden.
Demonstrationen gegen Berlusconi
Während seines Besuchs in den Überschwemmungsgebieten im Veneto wurde Berlusconi und sein Begleiter Umberto Bossi, der Chef der rechtspopulistischen Lega Nord, von Hunderten linksextremen Demonstranten beschimpft. „Mafiosi“ und „Rücktritt, Rücktritt“ riefen sie in der Stadt Padua, als die beiden Politiker dort eintrafen. Außerdem zündeten einige Demonstranten einen großen Knallkörper. Die Polizei ging daraufhin mit Knüppeln gegen sie vor. Berlusconi bestieg unmittelbar nach dem Vorfall einen Hubschrauber, um sich die Überschwemmungsgebiete aus der Luft anzusehen.
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