Im Gegenzug Ende der Altersteilzeit
Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl (ÖVP) gehen die Einsparungen bei den Pensionen nicht weit genug. Er fordert die Regierung zu größeren Reformen auf - vor allem will er das tatsächliche Pensionsantrittsalter anheben und hat dafür auch ein Modell.
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Denn unverändert habe in Österreich jeder Lust, möglichst rasch in die „rettende Frühpension“ zu kommen. Um das zu ändern, soll nach Leitls Vorstellung ein Anreizsystem etabliert werden, das Arbeiten über den frühestmöglichen Pensionsantritt finanziell bezuschusst - und zwar sowohl für den Dienstnehmer als auch für den Arbeitgeber.
Was die SPÖ-ÖVP-Koalition zuletzt vorgelegt hat, ist für den ÖVP-Mann alles andere als befriedigend, da damit die staatlichen Pensionskosten bis 2014 von acht auf zwölf Milliarden Euro steigen würden. Der Zugang zur Invaliditätspension werde sogar erleichtert, die Hacklerregelung komme - wenngleich mit gewissen Verschlechterungen - ins Dauerrecht, und die Altersteilzeit bleibe unverändert bestehen, kritisierte Leitl.
„Wer später geht, wird bestraft“
Nichts getan werde hingegen für jene, die länger arbeiten wollen: „Wer früher geht, wird belohnt, wer später geht, wird bestraft.“ Das will Leitl ändern, und zwar mittels eines Anreizsystems, das er erstmals im Sommer beim Forum Alpbach präsentiert hat und dessen Auswirkungen er nun vom Pensionsexperten und Leiter des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Bernd Marin, berechnen ließ. Dieser zeigte sich vom Kammermodell durchaus angetan und glaubt, dass eine jährliche Nettoersparnis von 277 Millionen Euro drinnen sein könnte.
Vorteil für alle Seiten
Das Modell an sich ist simpel. Wer länger arbeitet, als er unbedingt müsste, bekommt 25 Prozent seiner (fiktiven) Pension zusätzlich zum Lohn ausbezahlt. Ein weiteres Viertel der Ansprüche geht als Lohnzuschuss zum Dienstgeber, um die Weiterbeschäftigung attraktiver zu gestalten, den Rest erspart sich die Pensionsversicherung. Zusätzlicher Vorteil für den Arbeitnehmer: Durch die längere Arbeitszeit steigt auch die Pensionshöhe, wenn er den Ruhestand einmal antritt.
Um tatsächlich die anvisierte Einsparung zu erzielen, wäre es freilich notwendig, dass ein bestimmter Prozentsatz das Prämienmodell auch in Anspruch nimmt. Auszahlen würde es sich den Berechnungen zufolge, wenn 14 Prozent der Dienstnehmer bis zum gesetzlichen Pensionsalter arbeiten würden - für Marin eine durchaus realistische Annahme. Immerhin gingen schon jetzt 45 Prozent der Frühpensionisten später in Pension, als sie eigentlich müssten.
Bis zu 256 Euro mehr Lohn
Auch der Bonus für den Arbeitnehmer ist durchaus nicht zu unterschätzen. So könnte ein männlicher Arbeitnehmer, der auf den Antritt der Hacklerpension verzichtet, immerhin eine monatliche Prämie von 256 Euro netto einstreifen (Frauen 207), ein Dienstnehmer, der die Inanspruchnahme seiner Korridorpension (= klassische Frühpension mit Antrittsalter 62 und Abschlägen) herauszögert, 223 Euro.
Einen finanziellen Polster für die Realisierung dieser Pensionsart brächte nach Darstellung Marins eine Abschaffung der Altersteilzeit, deren Antrittsalter von der Regierung nun mit 58 für Männer und 53 für Frauen eingefroren wird. Mit diesem Modell sei nämlich kein einziger Job geschaffen worden, und es gehe immerhin die Hälfte des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik drauf. Was noch hinzukomme, sei, dass auch 30 Prozent der späteren Hacklerpensonisten die Altersteilzeit nutzten, um auf diesem Weg in die noch abschlagsfreie Langzeitversichertenpension zu gelangen.
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