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„Trümmer fielen auf mein Haus“

Ein australischer Riesenairbus A380 mit 459 Menschen an Bord ist Donnerstagfrüh nach einer Explosion in der Luft in Singapur notgelandet. Verletzt wurde niemand.

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„Das ist sicher der schwerwiegendste Zwischenfall mit einem A380 seit dem Beginn der Inbetriebnahme für den kommerziellen Verkehr“, sagte Flugfahrtexperte Tom Ballantyne. Aber es sei „nicht so, dass das Flugzeug einfach vom Himmel stürzt“. Die Flugzeuge seien so gebaut, dass sie mit zwei Turbinen fliegen können. Und die Piloten seien speziell für Notfälle wie den Ausfall einer Turbine ausgebildet.

Defektes Triebwerk

Reuters/Vivek Prakash

Trümmer des Triebwerks fielen auf ein Haus.

Rauch ausgeströmt

Der Flug QF32 der Fluggesellschaft Qantas war um 9.56 Uhr Ortszeit in Singapur in Richtung Sydney gestartet. Nach Angaben von Qantas gab es ein Problem am Triebwerk. „Wie in diesen Fällen üblich hat sich der Pilot um eine schnelle Landeerlaubnis für die Rückkehr nach Singapur bemüht“, teilte die Fluggesellschaft mit. Die Maschine sei dort sicher gelandet.

Während der Notlandung strömte an der Unterseite des Flugzeugs Rauch aus. Eines der Triebwerke an der linken Tragfläche sah aus, als sei es explodiert. Sechs Feuerwehrwagen eilten nach der Landung zu dem Flugzeug.

„Laute Explosion“

Erste Berichte über ein in Not geratenes Flugzeug kamen von der indonesischen Insel Batam unweit von Singapur. „Wir haben eine laute Explosion gehört und dann am Flügel dicken, schwarzen Rauch gesehen“, sagte ein Augenzeuge namens Reinhard dem Fernsehsender Metro TV. „Ich hörte eine gewaltige Explosion gegen 9.15 Uhr und sah ein niedrig fliegendes Passagierflugzeug mit Rauch an einer Tragfläche“, sagte der Augenzeuge Rusdi dem Fernsehsender. „Trümmer fielen auf mein Haus.“

Die Einwohner von Bantam fanden bis zu ein Meter lange Trümmerstücke auf dem Boden, auf denen das rote Qantas-Logo eindeutig zu erkennen war. Nach Angaben der indonesischen Flugsicherheitsbehörde ließ die Maschine vor der Notlandung über Indonesien Flugbenzin ab.

Feuerwehr bei Airbus

Reuters/Vivek Prakash

Die bisher schwerste Panne des Riesenflugzeugs

Teile, so groß wie eine Tür

Bewohner der nahe Singapur gelegenen Insel Batam sammelten mehr als 100 Teile der Turbine ein. Die Teile, manche von ihnen so groß wie Türen, wurden zur Untersuchung in die Polizeizentrale gebracht. Die Turbinenprobleme begannen 15 Minuten nach dem Start. Fast zwei Stunden später setzte der Qantas-Jet zur Notlandung auf.

Qantas stoppt A380-Flüge

Nach der schweren Panne setzte Qantas vorerst alle Flüge mit dem Airbus A380 aus. Das Unternehmen werde die Flugzeuge auf dem Boden lassen, bis alle nötigen Informationen vorlägen, sagte Qantas-Chef Alan Joyce in Sydney. Die deutsche Fluglinie Lufthansa lässt ihre drei A380-Maschinen dagegen weiterfliegen.

Allerdings wird der Triebwerkshersteller kontaktiert und geprüft, was die Ursachen für die Panne sein könnten. Die A380-Jets der Lufthansa sind mit den gleichen Trent-900-Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce ausgestattet, die auch bei den Qantas-Maschinen im Einsatz sind. Die Fluggesellschaften haben beim Kauf des A380 zwei Triebwerke zur Auswahl. Neben dem Trent-900 von Rolls-Royce können sie sich für das GP7200 des Konsortiums Engine Alliance (EA) entscheiden. Zu EA gehören die Hersteller General Electric, Pratt & Whitney und die deutsche MTU.

Vulkanausbruch nicht die Ursache

Das indonesische Verkehrsministerium betonte, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Turbinendefekt und der Explosion des Vulkans Merapi gibt. Der Zwischenfall sei „zu weit entfernt vom Vulkan passiert“.

Ermittler aus Frankreich und Großbritannien werden die Untersuchungen begleiten. Eine Sprecherin der französischen Luftfahrtbehörde BEA sagte, gemäß internationalen Standards würden aus dem Herstellerland von Flugzeug und Triebwerk Experten hinzugezogen. Alle Untersuchungen würden von der australischen Luftfahrtbehörde ATSB geleitet. Da der Zwischenfall über Indonesien passiert sei, würden auch Ermittler dieses Landes daran beteiligt werden. Airbus sagte zu, alle Arbeiten aktiv zu unterstützen.

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