Republikaner brauchen zehn Sitze
Die Mehrheit im Repräsentantenhaus ist den Republikanern nach den US-Kongresswahlen am Dienstag so gut wie sicher. Dafür fehlen ihnen 39 Sitze - diese werden sie den Umfragen zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen. Die Demokraten setzen ihre Hoffnungen nun auf eine Mehrheit im Senat. Dort werden 37 von 100 Sitzen neu vergeben.
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Im Senat wackelt die demokratische Mehrheit zwar ebenfalls, aber die Republikaner müssten mindestens zehn der neu zu besetzenden Senatssitze gewinnen, um auch in dieser Kammer zu dominieren. Von den 37 zur Wahl stehenden Senatssitzen sind derzeit 19 von den Demokraten und 18 von den Republikanern besetzt. Heiß umkämpft sind die Senatssitze der Bundesstaaten Pennsylvania, Nevada, Illinois, Colorado, Kalifornien, West Virginia und Washington.
Sollten die Demokraten im Senat wieder die Mehrheit stellen, könnte es dennoch notwendig werden, dass sie einen neuen Mehrheitsführer brauchen. Der stark angefeindete Senator Harry Reid wird von seiner republikanischen Konkurrentin Sharron Angle in Nevada herausgefordert.
Die 61-jährige zehnfache Großmutter ist Favoritin der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung und betrachtet ihre Kandidatur als „Mission für Gott“. Auch mit der US-Verfassung geht sie nicht zimperlich um. Aus ihr leitete sie das Recht einer bewaffneten Rebellion gegen die Regierung in Washington ab. Angle könnte den Umfragen zufolge knapp gewinnen.
Exzentriker als Hilfe für Demokraten
Einige besonders exzentrische Senatskandidaten der Republikaner spielten den Wahlkampfstrategen der Demokraten durchaus in die Hände. Das am meisten wahrgenommene Rennen um einen Senatssitz läuft in Delaware, wo die von der Tea-Party unterstützte republikanische Kandidatin Christine O’Donnell den Senatssitz von Vizepräsident Joseph Biden einnehmen will. Laut Umfragen lag O’Donnell zuletzt allerdings deutlich hinter ihrem demokratischen Herausforderer Chris Coons zurück.
O’Donnell machte sich als Vorkämpferin gegen Masturbation und durch unbezahlte Rechnungen einen Namen. Die Ultrakonservative und frühere Abstinenzberaterin sorgte auch mit Scherzen, dass sie früher Hexerei ausprobierte, für Aufregung. Mittlerweile versicherte sie in einer TV-Show: „Ich bin keine Hexe.“ Allerdings werden ihr nur geringe Chancen eingräumt. Sogar der Republikaner Karl Rove bezeichnete O’Donnell als „einfach bescheuert“.
In Kentucky wiederum lehnt der Republikaner Rand Paul die Bürgerrechtsgesetze aus den 60er Jahren als unbefugten Eingriff des Staates ab. Er sieht es als Freiheitsrecht an, dass Bürger und Unternehmen Minderheiten diskriminieren dürfen.
Konservative in Alaska gespalten
Obwohl die Tea-Party-Bewegung den mit Präsident Barack Obamas Politik unzufriedenen Wählern eine Stimme verlieh und damit den Republikanern Aufwind gab, birgt sie auch eine gewisse Chance für die Demokraten. In Alaska erhöhte sich durch eine Spaltung bei den Republikanern die Wahrscheinlichkeit, einen Senatssitz für den Demokraten Scott McAdams neu zu gewinnen, da sich die Stimmen für die Konservativen aufteilen könnten.
Denn die parteiinterne Nominierung bei den Republikanern gewann der von Alaskas Gouverneurin Sarah Palin und der Tea-Party unterstützte Joe Miller gegen Amtsinhaberin Lisa Murkowski. Sie tritt nun als Unabhängige an. Der Rechtskonservative Miller rang mit radikalen Ideen gegen Einwanderer um Aufmerksamkeit. Im Wahlkampf empfahl er etwa die Berliner Mauer als Vorbild, weil damit illegal Einwandernde an einer Einreise in die USA gehindert werden könnten.
Weniger wahrscheinlich ist ein Sieg der Republikaner in Kalifornien. Dort stehen einander die demokratische Senatorin Barbara Boxer und die frühere HP-Chefin Carly Fiorina in einem Duell gegenüber. Boxer führt in den Umfragen leicht.
Illinois mit symbolischer Bedeutung
Nicht einmal in dem Bundesstaat Illinois, in dem Obama seinen Senatssitz hatte, ist die Mehrheit der Demokraten gesichert. Ein Sieg des Republikaners Mark Kirk über den demokratischen Kandidaten Alexi Giannoulias hätte eine große symbolische Bedeutung. Als die Umfragewerte zuletzt leicht zugunsten von Kirk ausschlugen, versuchte Obama am Wochenende noch einmal persönlich, das Ruder herumzureißen.
Aufwind durch Waffe in TV-Show
Ganz ohne Skandale kommen auch die Demokraten nicht aus. In West Virgina präsentierte der demokratische Kandidat Joe Manchin in einer TV-Show ein Gewehr, um seinen Widerstand gegen die Klimagesetzgebung seiner eigenen Partei zu verdeutlichen. Dieser Auftritt brachte Manchin zwar kurz die Führung in den Umfragen. Der Abstand zu seinem republikanischen Herausforderer John Raese ist allerdings knapp.
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