Mit weiteren Abbrüchen zu rechnen
Ein riesiger Krater ist mitten in einem Wohngebiet im deutschen Bundesland Thüringen aufgerissen und hat ein Auto verschlungen. Das fast kreisrunde Loch mit einem Durchmesser von gut 35 Metern brach in der Nacht zum Montag auf. 25 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die genaue Ursache ist immer noch unbekannt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Luftbilder von dem kleinen thüringischen Ort Schmalkalden sind beeindruckend: Nur wenige Meter von Wohnhäusern entfernt tat sich um 3.00 Uhr ein riesiges Erdloch auf. Ein Augenzeuge berichtete gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“, er hätte Wasser rauschen gehört und dann klang es, als würde „ein Dutzend Kieslaster ausgekippt“. Als er vor seinem Haus nachschauen ging, stand er plötzlich vor einem 30 mal 40 Meter großen und fast zwölf Meter tiefen Loch.

Reuters/Alex Domanski
Mitten im Ort sackte die Erde ab.
Sechs Häuser evakuiert
Die Bewohner hatten Glück im Unglück. Nur ein Auto stürzte in das Loch und wurde von nachrutschender Erde vollständig zugeschüttet. Sonst sprach die Polizei nur von zwei teilweise eingestürzten Garagen. Die umliegenden neun Häuser wurden evakuiert, 25 Menschen müssen vorübergehend bei Freunden und Verwandten unterkommen. Schätzungen zum Sachschaden gab es zunächst nicht. Stadtverwaltung, Feuerwehr und Landesbergamt rätselten über die Ursache.
Der parteilose Bürgermeister von Schmalkalden, Thomas Kaminski, sagte, es werde davon ausgegangen, dass mehr als 20.000 Kubikmeter Erde in die Tiefe gerutscht seien. Eine solche Menge entspreche der Ladung von tausend Vierzigtonnern.
Hohlraum eingestürzt
Am Montagnachmittag wurde dann auf einer Pressekonferenz ausgeschlossen, dass Bergbau Schuld an dem Einsturz haben könnte. Der Krater von Schmalkalden hat eine natürliche Ursache, ein unterirdischer Hohlraum sei in sich zusammengebrochen, sagte Jan Katzschmann vom Geologischen Landesdienst. Ob dort Steinsalze, Kalziumsulfate oder Kalkstein ausgespült wurden, könne gegenwärtig noch nicht gesagt werden. „Wir Geologen gehen von einem natürlichen Erdfall aus, wissen aber nicht, worauf er zurückzuführen ist“, erklärte Katzschmann. In den kommenden Tagen seien weitere Abbrüche am Kraterrand möglich.
Die Polizei sperrte die Unglücksstelle und ihre Umgebung ab. Nach einem Stromausfall wegen des Erdfalls seien Gas und Wasser abgestellt worden. „Es ist aber keine größere Hektik entstanden. Die Leute sind den Umständen entsprechend recht ruhig“, sagte eine Polizeisprecherin. Wie lange die Häuser unbewohnbar bleiben, könne noch nicht eingeschätzt werden.
„So einen Fall hat es noch nie gegeben“
Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, jetzt habe die Stabilisierung des Loches oberste Priorität. Allerdings sei der Einsatz schwerer Technik problematisch, da noch immer Erdmassen nachstürzen könnten. Reinholz will am Dienstag dem Kabinett berichten. Mit dem Verfüllen des Loches könne frühestens Dienstagfrüh begonnen werden, hieß es.
Einen Fall in dieser Größenordnung habe es im Land bisher nicht gegeben, erklärte Reinholz. Der Eisenerzabbau in Schmalkalden sei seit Jahrzehnten eingestellt. Kleinere Erdfälle habe es in den Bergbau- und Karstgebieten von Thüringen allerdings schon häufiger gegeben.
Häufig in Bergbau- und Karstgebieten
Im mehr als 40 Kilometer entfernten Kali-Bergbaurevier an der Werra hatte kürzlich ein Erdfall in Tiefenort für Schlagzeilen gesorgt, der fünf Häuser unbewohnbar machte. Außer in Bergbauregionen sind solche Vorfälle auch in Karstgebieten häufiger. Nahe dem thüringischen Bad Frankenhausen etwa sackte vor einem Jahr ein großes Stück Acker zwölf Meter in die Tiefe. An dem aktuellen Unglücksort kam es aber bisher noch zu keinen derartigen Einbrüchen.
In Österreich ereignete sich 1998 der wohl tragischste Einbruch. In dem steirischen Ort Lassing entstand nach einem Schlammeinbruch in einem Bergwerk ein riesiger Krater, in dem Häuser und Straßenteile abrutschten. Bei dem Einbruch wurde auch der Bergmann Georg Hainzl verschüttet. Zehn Helfer starben bei einem Rettungsversuch. Hainzl wurde nach zehn Tagen lebend geborgen.
Links: