Blutige Geiselnahme von Al-Kaida
Bei der Beendigung einer Geiselnahme in einer Kirche im Stadtzentrum von Bagdad sind am Sonntag nach irakischen Angaben bis zu 52 Geiseln ums Leben gekommen. Bei der Befreiung der mehr als 100 Geiseln, die in der Kirche festgehalten wurden, wurden nach früheren Angaben auch sieben irakische Sicherheitskräfte sowie zwischen fünf und sieben Geiselnehmer getötet.
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Das US-Militär hatte die Rettungsaktion der irakischen Polizei mit Hilfe von Helikopterkameras beobachtet. Laut früheren Angaben des US-Militärs kamen bei der Geiselnahme zehn Kirchenbesucher ums Leben. Acht Verdächtige seien festgenommen worden.
Ein bewaffnetes Kommando war am Sonntagabend während des Gottesdienstes in die chaldäisch-katholische Kirche des Bagdader Stadtteils Karrada eingedrungen und hatte die dort versammelten Christen in seine Gewalt gebracht. Laut dem Vertreter des Innenministeriums nahmen rund hundert Menschen an der Messe teil. Zuvor hatten die Angreifer bereits zwei Wächter der nahegelegenen Börse umgebracht.
Geiselnahme gewaltsam beendet
Irakische Sicherheitskräfte beendeten schließlich mit amerikanischer Hilfe gewaltsam die Geiselnahme. Mindestens eine Geisel starb laut einem Augenzeugen bereits vor der Erstürmung der Kirche durch die irakischen Sicherheitskräfte. Als Erstes hätten die in Uniformen gekleideten Angreifer den Priester getötet, berichtete ein 18-Jähriger, der seinen Namen nicht nennen wollte.
Al-Kaida-Ableger bekennt sich zur Tat
Zu dem Überfall bekannte sich der Al-Kaida-Ableger Islamischer Staat Irak. Wie das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE am Montag mitteilte, erklärte die radikal-islamische Bewegung, eine „Gruppe wütender Gotteskrieger“ habe die syrisch-katholische Kirche in der irakischen Hauptstadt überfallen, die „schon immer von den Christen im Irak als Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam“ genutzt worden sei.
Freilassung zweier Priesterfrauen gefordert
Ziel sei es gewesen, „unseren schwachen gefangenen muslimischen Schwestern“ in Ägypten zu helfen, hieß es in der Erklärung weiter. Darin stellte die Terrorgruppe laut SITE der koptischen Kirche in Ägypten eine 48-stündige Frist, um den Status muslimischer Frauen offenzulegen, die „in Klöstern des Unglaubens und Kirchen des Götzendienstes gefangen“ seien und diese freizulassen. Nach Angaben von SITE soll es sich dabei um die Frauen zweier koptischer Priester handeln, die zum Islam übergetreten waren oder es noch wollten und seitdem in einer Kirche festgehalten werden.
In einer zusätzlichen Tonaufnahme gab der Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida demnach die Namen der beiden Frauen mit Camellia Schehata und Wafa Constantine an. In der Aufnahme drohte ein Vertreter eines Selbstmordkommandos mit weiteren Anschlägen gegen Christen im gesamten Nahen Osten.
Kirche schon einmal Ziel von Angriffen
Christen im Irak werden immer wieder Ziel von Gewalttaten. Ende 2008 wurden bei einer Anschlagsserie 40 Christen getötet. Die nun betroffene Kirche war bereits 2004 zusammen mit weiteren christlichen Einrichtungen in Bagdad Ziel von Angriffen gewesen. Derzeit leben im Irak rund 300.000 Katholiken.
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