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Zurück zu den Wurzeln

Hunderte Nutzpflanzen auf den pazifischen Inselstaaten sind vom Aussterben bedroht - verdrängt von neuen Sorten oder durch neue Ernährungsgewohnheiten einfach vergessen. Doch jetzt, da Übergewicht und Diabetes zu Volkskrankheiten werden, besinnen sich Forscher der ursprünglichen Pflanzen. In einer großen Genbank sollen sie für die Zukunft erhalten werden.

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Mit dem Projekt will man 1.000 Exemplare von Nutzpflanzen der pazifischen Inseln langfristig konservieren, so Mary Taylor vom Center für pazifische Nutzpflanzen und Bäume, das im Sekretariat der Pazifischen Gemeinschaft (SPC) beheimatet ist. Die Pflanzen seien extrem gefährdet, eine Seuche oder ein Zyklon könne eine gesamte Gattung mit einem Mal zerstören.

Paul Gauguin: Ia Orana Maria, Öl auf Leinwand, 1891

Public Domain

Gauguins „Ia Orana Maria“

Vitaminreich und widerstandsfähig

Als „Aushängeschild“ für die Wissenschaftler gilt eben die von Paul Gauguin während seiner Zeit auf Tahiti mehrfach verewigte Fehi-Banane. Die leicht rötliche Kochbanane enthalte besonders viel Betakarotin und sei damit für die Vitamin-A-Versorgung hilfreich, die besonders auf den pazifischen Inselstaaten essenziell sei, so die Forscher.

Gerettet werden soll auch die Niu-Afa-Kokospalme, die die größten Kokosnüsse produziert. Trotzdem wurde sie in der Region durch hybride Palmen weitgehend verdrängt. Und auch der Sumpftaro, eine besonders widerstandsfähige Pflanze, der auch sandige und salzige Böden nichts anhaben, soll konserviert werden. Er überlebt auch, wenn andere Nutzpflanzen bereits nicht mehr gedeihen, ist damit die ideale Pflanze bei Hungersnöten.

Neun Staaten, Französisch Polynesien, die Föderierten Staaten von Mikronesien, Fidschi, Kiribati, Neukaledonien, Papua Neu Guinea, Samoa, die Solomon-Inseln und Vanuatu, beteiligen sich an dem Projekt.

Schwieriger Anbau

Die Region mit 22 Staaten mit relativ geringer Bevölkerung auf den rund 7.500 weit verstreuten Inseln produziert kaum Mais, Weizen und Reis. Bauern ernten vor allem Hackfrüchte. Als Nahrungsbasis dienen vor allem stärkehaltige Pflanzen wie Taro, Yamswurzel, Süßkartoffel, Brotfrucht und Kochbanane. Eine traditionelle Kultivierung ist allerdings schwierig, da einige dieser Pflanzen sich nicht mit Samenaussaat vermehren lassen.

Musa Fehi Bananen

Pacific Biodiversity Information Forum/AK Kepler

Fehi-Bananen

Andererseits sind sie perfekt auf die klimatischen Bedingungen der Inseln angepasst. Abgesehen von ihrer Bedeutung für die Ernährung, bilden sie auch den Schlüssel, um andere Nutzpflanzen zu entwickeln, die mit den harten Umweltbedingungen auf den Inseln zurechtkommen, so Cary Fowler, vom Global Crop Diversity Trust.

Gauguin und Tahiti

Gauguin reiste 1891 nach Tahiti. Abgestoßen von der westlichen Zivilisation und enttäuscht von der fehlenden künstlerischen Anerkennung wollte er dort das ursprüngliche Leben finden. Nach finanziellen Schwierigkeiten kehrte er 1893 nach Frankreich zurück, scheiterte aber bei den Versuchen, seine auf Tahiti entstandenen Werke von exotischer Farbenpracht zu verkaufen. 1895 ließ sich Gauguin endgültig auf Tahiti nieder, wo er 1903 verarmt starb. Erst postum wurden seine „Südseebilder“ als Vorläufer des Expressionismus gefeiert.

Zivilisationskrankheiten auf dem Vormarsch

Auch bei einem anderen Problem sollen die traditionellen Nutzpflanzen helfen. Bei einem Ernährungsgipfel der Inselstaaten wurde ihre Rolle im Kampf gegen Zivilisationskrankheiten betont, die in einigen Regionen sogar die Lebenserwartung sinken lassen. So zählen einige Inseln zu den Gebieten mit den höchsten Raten an Diabeteserkrankungen, auf den Tokelau-Atollen sind es etwa 44 Prozent. Diese werden darauf zurückgeführt, dass der Organismus sich auf neue Ernährungsgewohnheiten nicht einstellen kann.

Man habe eine ganze Menge Gesundheitsprobleme importiert, meint der Forscher Lois Englberger aus Mikronesien: “Aber wenn wir Früchte wie die Fehi-Banane und Taro bewahren und wiederentdecken, haben wir eine buchstäblich hausgemachte Lösung."

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