Themenüberblick

Ein Tier als Kriegsheld

Ein Bär, der im Zweiten Weltkrieg an der Seite polnischer Soldaten im Dienste der britischen Armee kämpfte, soll nun mit einer Statue in der schottischen Hauptstadt Edinburgh geehrt werden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Private Wojtek“, so der Spitzname des 1,80 Meter großen und 220 Kilogramm schweren Tiers, war von einem polnischen Regiment, das im Nahen Osten für die britische Armee kämpfte, adoptiert worden. Später wechselte „Wojtek“ in die 22. Transportdivision des polnischen Armeekorps. Der Bär erfreute sich großer Beliebtheit unter den Soldaten, die ihn mit Bier, Zigaretten und Süßigkeiten verwöhnten.

Munition in Schlacht geliefert

Die berühmteste Szene lieferte der „Soldat Wojtek“, dessen Name so viel wie „der den Krieg genießt“ oder „lächelnder Krieger“ bedeutet, 1944 in Italien während der Schlacht von Monte Cassino. Wojtek versorgte während der Kämpfe die Soldaten mit frischer Munition. Nach dem Krieg blieb der Bär bei seiner Einheit und kam ins schottische Berwickshire. 1947 wurde er in den Zoo von Edinburgh verlegt, wo er seinen Lebensabend verbrachte.

1942 hatte ein Bub im iranischen Hamadan einen kleinen Bären gefunden und ihn den dort stationierten Soldaten der polnischen Armee im Gegenzug für ein paar Fleischdosen überlassen. Der Bär konnte noch nicht richtig schlucken und wurde von den Soldaten daher zunächst mit Milch aus einer leeren Wodka-Flasche gefüttert. Mit der Zeit - und den Usancen in der Armee eher entsprechend - wurde Bier sein Lieblingsgetränk. Wojtek liebte es laut Schilderungen der Soldaten zu ringen und konnte auf Kommando grüßen.

Motivation für die Truppe

Eine Statue des Bildhauers Alan Herriot in der schottischen Hauptstadt soll nun den Bären ehren, berichtete die britische Tageszeitung „Daily Mail“. Das Denkmal wird den Bären und seinen „Wärter“ Peter Prendys zeigen. Prendys legt dabei Wojtek eine Hand auf die Schulter - eine Pose, die er immer einnahm, wenn die beiden im Militärlager herumspazierten.

Der Bildhauer Herriot meinte, Wojtek sei wohl am bekanntesten dafür, dass er die Soldaten mit Munition versorgte - „aber sein eigentlicher Wert bestand in seinem positiven Effekt auf die Moral der Truppe“. Die Statue soll in etwa einem Jahr enthüllt werden, so die „Daily Mail“. Die Kampagne für die Statue hat prominente Unterstützer - unter ihnen befindet sich auch der Kardinal von Edinburgh, Keith O’Brien.

„Teil der Geschichte“

Der Lord Provost von Edinburgh (zeremonieller Stadtvorstand), George Grubb, meinte gegenüber „Daily Mail“, der syrische Braunbär sei „eine bekannte und hochgeschätzte Figur in Edinburgh gewesen und Teil der Tradition und Geschichte der polnischen Community in Edinburgh geworden“. Laut Herriot gibt es Gespräche, eine ähnliche Statue wie in Edinburgh geplant auch in Warschau und Monte Cassino aufzustellen.

Auch ein anderes polnisches Bataillon hatte einen Bären namens Michael. Dieser sollte zu Wojteks Truppe wechseln, in der Hoffnung, dass sie Spielkameraden werden - allerdings trat das Gegenteil ein. Nach einem Anfall von Eifersucht und einem heftigen Kampf wurde Michael 1943 dem Zoo von Tel Aviv übergeben. Im Gegenzug erhielt die Truppe einen Affen namens Kaska, der laut Wojtekthebear.com seine Zeit vor allem damit verbrachte, den Bären zu ärgern.

In London ist im Sikorski Museum noch bis 6. November eine Ausstellung mit 200 bisher teils unbekannten Fotos von Wojtek während des Krieges zu sehen.

Links: