„Tiere dort halten, wo sie hingehören“
Auch in den unendlichen Weiten des amerikanischen Westens wird es mitunter eng. Dort, wo einst riesige Rinderherden durch unbewohntes Land zogen, entstehen immer mehr Wohnsiedlungen und Straßen. Dadurch entstehen Probleme, denn ein hundert Jahre altes Gesetz gewährt dem Weidevieh völlige Bewegungsfreiheit.
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Durch die Ausdehnung der Städte wachsen Wohngebiete und Weideland immer mehr zusammen, und der Ruf nach neuen Gesetzen zur Rinderhaltung wird laut. Während die einen besseren Schutz vor freilaufendem Weidevieh fordern, fürchten andere das Ende des Wilden Westens.

Corbis/Richard Cummins
Immer öfter grasen Kühe auf fremden Weiden.
Gärten und Grundstücke verwüstet
„Leute sind bei Unfällen mit Kühen ums Leben gekommen“, sagte Daniel Patterson, einer der Befürworter strengerer Rinderhaltergesetze in Arizona, gegenüber der „New York Times“ („NYT“). „Wir müssen uns endlich von dem antiquierten Gesetz aus dem 19. Jahrhundert verabschieden. Es ist wichtig, dass Farmer und Rinderbesitzer ihre Tiere dort halten, wo sie auch hingehören.“
Erste Viehherden kamen 1880
Eine der Haupteinnahmequellen von Arizona ist die Rinderhaltung. Die ersten Viehherden wurden 1880 von Texas nach Arizona gebracht. Viele Städte entlang des Little Colorado entstanden durch die wachsende Rinderzucht. Heute sind dort die flächengrößten Farmen der USA zu finden.
Patterson unterstreicht seine Forderung mit einer Reihe von Berichten, die ihm Bewohner von Vororten in verschiedenen Städten Arizonas geschickt haben. Dort schildern Menschen, dass ihre Gärten und Grundstücke regelmäßig von Rinderherden verwüstet werden und dass freilaufende Rinder Autos angegriffen und beschädigt haben. Viele Bewohner seien erbost, weil sie sich von der Regierung im Stich gelassen fühlen. Das Gesetz würde nur die großen Farmbesitzer schützen, und die Menschen blieben auf ihren Sachschäden sitzen, kritisiert Patterson.
Rinder haben „ihren eigenen Kopf“
Das will die Vereinigung der Rinderzüchter von Arizona nicht auf sich sitzen lassen und wehrt sich vehement gegen die Forderung nach einem neuen Gesetz. Die bestehenden Regeln abzuschaffen würde viele Farmer in starke Bedrängnis bringen, wird ein Sprecher der Vereinigung von der „NYT“ zitiert.
„Wir leben nach dem Grundsatz der guten Nachbarschaft“, versicherte Patrick Bray, Direktor des Rinderzüchterverbandes. Farmer würden ihre Zäune so gut instand halten wie möglich, doch mitunter hätten die Tiere „ihren eigenen Kopf“. „Dem Farmer die volle Verantwortung zuzuschreiben, wenn ein Tier entkommt, wäre für unsere Branche eine Katastrophe“, sagte Bray.
Immer wieder Zwischenfälle
Doch die Unzufriedenheit der Vorstadtbewohner, deren Gärten immer wieder von Rinderherden niedergetrampelt werden, wächst. Dabei sind in vielen Gebieten des Westens die Gesetze schon viel weniger „kuhfreundlich“ als noch vor einigen Jahren. In Kalifornien existiert nur noch in abgelegenen Regionen das Recht auf freie Viehhaltung, und in Arizona ist die Haltung von Rinderherden in Gemeindegebieten verboten. Das hilft, Konflikte in Städten zu vermeiden, doch in den Vororten, die an Farmland grenzen, verschwimmen die Grenzen.
Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, die es bis in die Medien schaffen. So erschoss in Flagstaff ein Mann eine Kuh, die auf seinem Grundstück weidete. Doch es gibt auch tragischere Zusammenstöße. So starb im Mai ein Grenzbeamter, als er in der Nacht auf dem Weg zur mexikanischen Grenze mit einem Rind kollidierte. Auch in diesem Fall ist laut Gesetz nicht der Rinderhalter zur Verantwortung zu ziehen.
„Angehörige zahlen auch für tote Kuh“
„Ein großer, schwarzer Ochse ist in der Nacht auf der Straße nicht zu sehen“, so Patterson. Und wenn es zu einem Unfall kommt, dann ist der Autofahrer selbst schuld, denn laut Gesetz muss der Rinderhalter nicht für die sichere Verwahrung seiner Tiere garantieren. Das führt laut Patterson auch zu mitunter tragischen Situationen. „Es gab Fälle, wo die Angehörigen nicht nur für das Begräbnis aufkommen, sondern auch noch für die tote Kuh zahlen mussten.“
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