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Nach wie vor kein Friedensvertrag

Die Beziehungen zwischen Israel und dem Libanon sind seit Jahrzehnten äußerst angespannt. Formal befinden sich die beiden Nachbarn im Kriegszustand. Denn nach dem Angriff arabischer Länder auf den neu gegründeten jüdischen Staat Israel im Mai 1948 wurde 1949 zwar ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, ein Friedensvertrag kam aber bis heute nicht zustande.

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Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967, bei dem Israel das Westjordanland, die Sinai-Halbinsel, den Gazastreifen, Ostjerusalem sowie die Golan-Höhen eroberte, bot die libanesische Regierung palästinensischen Flüchtlingen Zuflucht an. In der Folge starteten Guerillaorganisationen aus dem Grenzgebiet heraus immer wieder Angriffe auf Israel, das mit massiven Vergeltungsschlägen antwortete. Von Mitte der 80er Jahre an gingen die Attacken vor allem von der radikal-islamischen Schiiten-Bewegung Hisbollah aus. Sie kämpft gegen Israel als „unrechtmäßigen Besatzer arabischen Bodens“.

Im Rahmen der Auseinandersetzungen marschierten israelische Truppen mehrfach in den Südlibanon ein. So besetzten sie 1978 das Gebiet, nachdem ein palästinensisches Terrorkommando rund 40 Israelis getötet hatte. Im Libanon-Krieg 1982 drangen sie bis Beirut vor. Im Juli 1993 begann Israel mit Luftangriffen auf Dörfer im Südlibanon, nachdem nordisraelische Orte mit Raketen beschossen worden waren.

Eskalation 2006

Im Juli 2006 eskalierte die Lage erneut. Milizionäre der Hisbollah entführten bei einem Überraschungsangriff im Norden Israels zwei israelische Soldaten. Zudem wurden über 4.000 Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet abgefeuert. Israel rückte daraufhin in das Nachbarland ein. Der Krieg dauerte rund einen Monat und kostete mehr als 1.200 Libanesen - überwiegend Zivilisten - und 160 Israelis das Leben.

UNO-Resolution 1701

Am 11. August 2006 hatte der UNO-Sicherheitsrat in New York die Resolution 1701 angenommen, in der die sofortige „Einstellung aller Feindseligkeiten“ zwischen Israel und dem Libanon mit dem Ziel einer „dauerhaften Waffenruhe“ gefordert wurde.

Nach 34 Tagen, am 14. August 2006, stellte Israel seine militärischen Aktionen in dem Nachbarland ein. Die Hisbollah ging politisch gestärkt aus dem Konflikt hervor. In der Beiruter Allparteienregierung unter dem sunnitischen Premier Saad Hariri ist sie ein nicht zu umgehender Machtfaktor. Und in den Augen von Dutzenden Millionen von Arabern hatte die Hisbollah einen „großen Sieg“ errungen.

Der damalige libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora hatte nach dem Krieg erklärt, der Libanon werde „der letzte arabische Staat“ sein, der einen Friedensvertrag mit Israel schließe. Die UNO-Resolution 1701 verlangte zwar die Entwaffnung aller Milizen im Libanon, doch das Parlament in Beirut bestätigte das „Widerstandsrecht“ der Hisbollah gegen Israel.

Mit Streubomben verseucht

Nach israelischen Geheimdienstinformationen soll die Hisbollah jetzt über 40.000 Raketen verfügen. Die UNO-Truppe UNIFIL, die rund 13.000 Soldaten im Süden an der Grenze zu Israel und auf Schiffen vor der Küste stationiert hat, soll den Ausbruch neuer Kampfhandlungen und auch den Schmuggel von Waffen verhindern.

Vier Jahre nach dem Krieg ist der südliche Libanon mit Hunderttausenden Teilen von israelischen Streubomben verseucht. Die tödlichen Überbleibsel haben Dutzenden von Menschen das Leben gekostet und Hunderte zum Teil schwer verletzt.

Interesse an Wasser

Das ressourcenarme Land Libanon mit rund vier Millionen Einwohnern auf einer Größe von 10.452 Quadratkilometern - wie etwa Nordtirol - hat mit 147 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eine der höchsten Schuldenquoten der Welt. Nach Schätzungen beläuft sich die Schuldenlast auf mehr als 40,4 Milliarden Euro. Ökonomisch hat Israel auch Interesse an den Wasserressourcen des nördlichen Nachbarn. Indirekt oder direkt hat es Ansprüche auf eine Beteiligung am Wasser des Litani-Flusses erhoben, dessen Bett sich ausschließlich auf libanesischem Staatsgebiet befindet.

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