Alles andere als ein „dummes Blondchen“
Röntgenaufnahmen um 45.000 Dollar, ein Kleid um 250.000 Dollar, eine Gruft für 4,6 Millionen Dollar: Auch 48 Jahre nach dem tragischen Tod Marilyn Monroes ist die Faszination der schillernden Hollywoodlegende ungebrochen. In unregelmäßigen Abständen tauchen auch Jahrzehnte nach ihrem Tod immer wieder unbekannte oder verschollen geglaubte Besitztümer, Fotos und Filmaufnahmen der Diva auf.
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Nun erscheint ein Buch, das wohl zu den persönlichsten Veröffentlichungen über Monroe zählt: „Marilyn Monroe - Tapfer lieben“ basiert auf den Aufzeichnungen der 50er- und 60er-Jahre-Ikone. Es soll eine ganz neue Seite an Marilyn zeigen und will mit dem Klischee aufräumen, die als Norma Jeane Baker geborene Schauspielerin sei ein „dummes Blondchen“ gewesen.

Corbis/Michael Ochs Archives
„Verdammt, ich wünschte ich wäre tot / gar nicht vorhanden / fort von hier / von überall.“
Anna Strasberg, die Witwe von Monroes Schauspiellehrer und Nachlassverwalter Lee Strasberg, fand zahllose Dokumente in zwei Kisten beim Aufräumen auf dem Dachboden. Notizen, Aphorismen, Einkaufslisten, Briefe, Kochrezepte - und sogar ganze, mit Schreibmaschine getippte Din-A4-Seiten schlummerten in den Kartons. Stanley Buchthal und Bernard Comment haben all das nun zu einem Buch zusammengefasst.
Erkenntnisse über die erste Liebe
Dazwischen finden sich großteils unbekannte Bilder der schönen Blonden und tagebuchartige Notizen, die sie von 1943 bis zu ihrem Tod 1962 führte. Darin gewährt sie erstmals einen Blick tief in ihre Seele und schreibt etwa über ihre erste Ehe mit James Dougherty, den sie mit 16 Jahren 1942 heiratete und der sie nach Strich und Faden betrog.
„In dieser Phase kamen mir große Zweifel, ob dieser junge Mann von 21 Jahren meinem unbewussten Bild von einem Traummann nicht unwirklich wäre, wahrscheinlich fühlte ich mich zu ihm als einem der wenigen jungen Männer hingezogen, die mich sexuell nicht abstießen“, schreibt sie. Und: „Ich glaube, meine Liebe, wenn das das richtige Wort ist, war vor allem das herrlich berauschende Gefühl, begehrt, geliebt & umhegt zu werden & etwaige sexuelle Anziehung.“

S. Fischer Verlag GmbH
Buchhinweis
Marilyn Monroe: Tapfer lieben. S. Fischer Verlag, 272 Seiten, 25,70 Euro.
In den Texten zeigt sich Monroe als gute Beobachterin ihrer selbst und anderer, immer eigener Schwierigkeiten und Fähigkeiten bewusst, erstaunlich offen und schonungslos. Sie reflektiert über glückliche und enttäuschende Beziehungen, ihre Kindheit, den traumatischen Aufenthalt in der Psychiatrie, plant Dinner für Freunde. Man erkennt ihre ehrgeizige Ziele für die Arbeit und ihre Angst vor dem Älterwerden. Immer getrieben von dem Willen, zu lernen, noch besser zu werden.
Neue Seiten eines Sexsymbols
Für Comment ist das Buch der „literarische Nachlass“ der Schauspielerin, die nach außen eine Fassade aufrechterhielt, während sie innerlich an schwersten Depressionen litt. Viele Passagen in dem Buch verstören. „Man sieht Marylin Monroe, von der man so viel zu wissen glaubt, plötzlich mit anderen Augen. Eine verletzliche Frau, die auf immer dünner werdendem Eis lebt“, sagte der Programmleiter Internationale Literatur des S. Fischer Verlages, Hans Jürgen Balmes, gegenüber der dpa, und spricht von einem „Gänsehauterlebnis“.
Wer von dem Buch restlose Aufklärung erwartet, wird sicher enttäuscht. Neue Enthüllungen über ihre Beziehung zu den Kennedy-Brüdern gibt es nicht - dafür aber eine ganz andere Seite der vielleicht bekanntesten Schauspielerin der Welt zu entdecken.
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