Heroin wird teurer
Die Produktion von Rohopium in Afghanistan bricht nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UNO) in diesem Jahr fast um die Hälfte ein. Grund dafür ist nicht der Kampf der Regierung gegen den Drogenanbau, sondern eine Erkrankung der Schlafmohnpflanze.
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Wegen der Verknappung des Angebots rechnet das UNO-Büro für Kriminalität und Drogen (UNODC) damit, dass der Preis für den Grundstoff für Heroin verglichen mit 2009 auf mehr als das Zweieinhalbfache steigt. Afghanistan ist der weltweit größte Lieferant von Rohopium. Die Fläche für den Schlafmohnanbau sei seit dem Vorjahr unverändert geblieben, teilte UNODC mit. Trotz des Einbruchs ist Afghanistan nach UNODC-Angaben weiterhin für rund 90 Prozent der weltweiten Opiumproduktion verantwortlich.
Mohnhochburgen in Taliban-Gebieten
Der mit Abstand meiste Schlafmohn wird in Provinzen angebaut, in denen die Taliban stark sind, die sich unter anderem durch Drogengelder finanzieren. „Das untermauert die seit 2007 beobachtete Verbindung zwischen Unsicherheit und Opiumanbau weiter“, hieß es im diesjährigen UNODC-Opiumbericht zu Afghanistan. Mehr als die Hälfte der landesweiten Anbaufläche liegt in der südlichen Taliban-Hochburg Helmand.
In der nordostafghanischen Provinz Badachschan, in der deutsche Soldaten stationiert sind, hat sich die Anbaufläche fast verdoppelt. Außer Badachschan sind alle anderen Provinzen im nord- und nordostafghanischen Verantwortungsbereich der Bundeswehr nach UNO-Standards frei vom Schlafmohnanbau. Wie im vergangenen Jahr wurde 2010 in 20 der 34 afghanischen Provinzen kein Mohn kultiviert.
Rodungen von Schlafmohnfeldern nahmen deutlich ab. Bei Rodungen kam es 2010 zu zwölf Angriffen auf Sicherheitskräfte, deutlich weniger als die 34 Angriffe in 2009. Allerdings starben in diesem Jahr 28 Menschen bei diesen Operationen, sieben mehr als im Vorjahr.
„Gute Nachricht“
UNODC-Direktor Juri Fedotow sagte, der Einbruch bei der Produktion, die niedriger als in jedem anderen Jahr seit 2003 ausfallen werde, sei eine gute Nachricht. Er warnte zugleich vor „falschem Optimismus“. Im UNODC-Bericht hieß es, der derzeit hohe Opiumpreis bei gleichzeitig niedrigen Weizenpreisen könne Bauern dazu verleiten, im kommenden Jahr Schlafmohn anzubauen.
Die Anbaufläche für Schlafmohn in diesem Jahr liegt nach UNODC-Angaben bei 123.000 Hektar und damit in derselben Größe wie 2009. Erwartet wird eine Produktion von 2.600 Tonnen Opium nach 6.900 Tonnen im vergangenen Jahr. Ein Kilogramm getrocknete Opiummasse kostete zur Erntezeit durchschnittlich 169 Dollar (rund 125 Euro), 2009 lag der Preis bei 64 Dollar. Weiterhin sind rund sechs Prozent der Afghanen in Opiumanbau verwickelt.
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