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Schwerfällige Moderiesen hinken nach

Mit einer gigantischen Galashow unter überdimensionalen, künstlerisch verfälschten Palmen hat der italienische Modemacher Roberto Cavalli kürzlich in Mailand sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Dass hinter der Fassade der Luxusmarke trotzdem nicht alles eitel Wonne ist, verriet der Geschäftsführer Gianluca Brozzetti im Interview mit der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

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Grund für die Sorgen sind nicht andere Topdesigner, sondern ausgerechnet die großen Modekaufhäuser H&M, Zara und Co. Die internationalen Billigketten haben gegenüber den Luxuslabels einen entscheidenden Vorteil: Unabhängig von großen Präsentationen und dem Gängelband der Exklusivität können sie ihre Kollektionen laufend updaten, ändern und auswechseln. Vom Entwurf am Zeichenblock bis auf die Kleiderstange im Geschäft vergeht oft nicht einmal ein Monat.

Schaufenster einer Zara-Filiale

APA/EPA

Modeketten wie Zara ändern ihre Kollektionen mehrmals pro Saison.

Diese Geschwindigkeit erhöht den Druck auch auf die Luxuslabels. Die Kaufkraft steigt nach der Krise wieder an, die Nachfrage nach 4.000-Euro-Seidenkleidern oder 2.000-Euro-Zebradesigntaschen ist wieder da, betonte Brozzetti gegenüber Bloomberg. „Luxusfirmen müssen innovativer werden, um die Kunden zurückzugewinnen und neue anzulocken“, so der Cavalli-CEO. „Stammkunden, die regelmäßig in unsere Geschäfte kommen, sind schnell gelangweilt, wenn sie bei uns nicht so oft eine neue Kollektion finden.“

„Luxusmarken müssen nachziehen“

Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, bieten Marken wie Cavalli, Chanel oder Yves Saint Laurent seit längerem Vorkollektionen von Bekleidung über Accessoires an oder versuchen mit Limited-Edition-Linien die Kundschaft an sich zu binden. Der Hauptfokus liegt aber nach wie vor auf den in New York, London, Mailand und Paris präsentierten Frühjahr/Sommer- und Herbst/Winter-Kollektionen.

„Es zeigt sich, dass das Konzept, zwei Saisonen jeweils weit im Voraus zu präsentieren, immer stärker überholt wird“, benennt Peter Farren, Analyst bei Bryan Garnier & Co. gegenüber Bloomberg das Problem der Luxuslabels. „Speziell bei Zara hat man das schon frühzeitig erkannt, aufgegriffen und die Kundschaft daran gewöhnt. Luxusmarken müssen da jetzt nachziehen.“

Neue Kollektionen alle paar Wochen

Das weltweit größte Textilunternehmen Inditex, dem unter anderem auch Zara und Bershka angehören, beliefert die Filialen laut Website zweimal pro Woche mit neuen Modellen. H&M ist laut Unternehmenssprecherin Jenni Tapper-Hoel in der Lage, in nur drei Wochen neue Produkte zu designen, produzieren und auszuliefern.

Burberry-Filiale

APA/EPA/Alberto Estevez

Bei Burberry kann man über iPads die neueste Mode vorbestellen.

Farren sieht den Handlungsbedarf eindeutig bei den Luxusfirmen, die dringend ihre Logistik verbessern müssen. Die Burberry-Gruppe hat reagiert, ist nun bereits in der Lage, die Bestände innerhalb eines Monats nachzufüllen und präsentierte im April eine limitierte Zwischenkollektion, die innerhalb von drei Monaten vom Design zur Auslieferung gefertigt wurde.

Kunden sollen stärker angezogen werden

Als weiteres Instrument zur Kundenattraktion ermöglicht Burberry es seinen Kunden seit 2009, die während der Fashion Weeks präsentierten Modelle direkt online oder über eigens in den Shops installierte iPads zu bestellen. „Es ist eine dynamische Branche“, erklärte Burberry-Geschäftsführerin Angela Ahrendts im Bloomberg-Interview, „daher ist Flexibilität eine der Strategien, die unseren Erfolg begründet“. Sie betonte weiters, dass speziell wegen der wachsenden Luxusmärkte in Asien und Lateinamerika die Kollektionen ohnehin saisonunabhängiger ausfallen müssten.

Das Ziel der großen Marken ist es, so Analyst Farren, die Menschen mit neuen Produkten öfter in die Geschäfte zu locken. Das ist, was die Kunden wollen." Cavalli sei zwar nicht in der Lage, jedes Monat eine neue Kollektion zu präsentieren, erklärte Brozzetti, allerdings entwickelten die Premiummarken bereits breitere Produktpaletten, die dann in mehreren Schritten ausgeliefert werden sollen.

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