Themenüberblick

Preise für „Wandel von unten“

Die Alternativen Nobelpreise gehen in diesem Jahr an Umweltschützer in Nigeria und Brasilien, Dorfgemeinschaften in Nepal und die Organisation „Mediziner für Menschenrechte“ in Israel. Der in Österreich geborene Befreiungstheologe Bischof Erwin Kräutler teilt sich mit den drei anderen Preisträgern die Dotierung von insgesamt 200.000 Euro.

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Die Stockholmer Stiftung „Right Livelihood Award“ begründete ihre Entscheidung am Donnerstag damit, dass die Ausgezeichneten in vorbildlicher Weise für einen „Wandel von unten“ eingetreten seien.

Aus Brasilien wird der 1939 in Österreich geborene katholische Bischof Erwin Kräutler wegen seines Einsatzes für die indianischen Ureinwohner und den Schutz des Amazonas-Regenwaldes geehrt. Er kam 1978 in das südamerikanische Land und arbeitet, inspiriert von der Befreiungstheologie, vor allem für die Bewahrung und Rückgewinnung von Landeigentum für Ureinwohner.

Bassey: Kampf gegen rücksichtslose Ölmultis

Der nigerianische Umweltschützer Nnimmo Bassey erhält einen Preis, weil er die „menschlichen Kosten der Ölförderung in seinem Land aufzeigt“. Bassey arbeitet als Chef der Umweltorganisation Friends of The Earth Nigeria gegen die rücksichtslose Plünderung von Bodenschätzen durch internationale Konzerne.

Der 52-jährige Architekt gilt als einer der profiliertesten Umweltschützer Afrikas. Seine Aktivitäten gelten vor allem den riesigen Schäden durch rücksichtslose Ausbeutung von Öl und anderen Bodenschätzen in afrikanischen Ländern. Während in den USA jeder kleine Ölaustritt zu gewaltigen Protesten führe, sei das etwa im Nigerdelta an der Tagesordnung, sagt er. „Die Ölmultis ignorieren das einfach“, sagte er in einem Zeitungsinterview. Seine Organisation klagt für arme Dorfgemeinden vor Gericht, verbreitet Berichte über Ölaustritte und macht Druck, damit die Umweltschäden beseitigt werden.

Sappros: Hilfe zur Selbsthilfe in Nepal

Die nepalesische Organisation Sappros und ihr Gründer Shrikrishna Upadhyay erhalten ein Viertel des Preises, weil sie Dorfgemeinschaften zur Selbsthilfe gegen die eigene Armut mobilisieren. Seit 1991 organisiert Sappros mit Upadhya die Selbsthilfe armer Menschen in ländlichen Gebieten Nepals, einem der ärmsten Länder der Welt. Sappros setzt Alphabetisierungsprogramme in Gang, hilft bei der Beschaffung von Trinkwasser und bietet Mikrokredite. Zentrales Prinzip dabei ist die Aktivität der Betroffenen als gemeinsame Selbsthilfe.

Der Stockholmer Stiftungsdirektor Ole von Uexküll meint: „Nepal hatte zehn Jahre Bürgerkrieg. Es ist ein unglaublicher Erfolg, dass Sappros trotz Bedrohungen durch die Regierungsseite und gleichzeitig auch die maoistischen Aufständischen stabil Entwicklungsarbeit noch von unten organisieren konnte.“

PHRI: Medizinische Unterstützung im Nahost-Konflikt

Als vierter Preisträger wird die israelisch-palästinensische Organisation „Mediziner für Menschenrechte“ (PHRI) geehrt - „für ihren unbezähmbaren Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina einsteht“. Die Ärzteorganisation wurde 1988 nach Beginn der ersten Intifada (Widerstandsaktionen der Palästinenser gegen die israelischen Besatzer) von der Ärztin Ruchama Marton zusammen mit israelischen und palästinensischen Medizinern gegründet.

PHRI organisiert medizinische Betreuung von Menschen, die vor allem in den besetzten palästinensischen Gebieten sonst keinen oder nur stark eingeschränkten Anspruch darauf haben. Gleichzeitig setzt sich die Organisation in der öffentlichen Debatte für die Aufhebung von Unterschieden bei der medizinischen Versorgung für Israelis und Araber ein.

„Wahrer Wandel beginnt von unten“

Der Stifter der Alternativen Nobelpreise, der deutsch-schwedische Publizist Jakob von Uexküll, meinte über die Vergaben: "Wahrer Wandel beginnt von unten: Mediziner, die nicht auf Politiker warten, bevor sie handeln, um unnötiges Leiden im Nahen Osten zu beenden. Arme Dorfeinwohner, die sich selbst aus der Armut helfen; und Umweltbewegungen, die es ermöglichen, dass Opfer ökologischer Zerstörung sich wehren."

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