Sensibel und hypochondrisch
Er war ein sensibler, hypochondrisch veranlagter Künstler, der an schweren Depressionen litt - dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, wurde Franz Grillparzer zum bedeutendsten österreichischen Dramatiker, dessen Werke für das Theater heute noch eine Herausforderung darstellen.
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Anregungen schöpfte Grillparzer sowohl aus dem österreichischen und spanischen Barock als auch aus dem Wiener Volkstheater und der Romantik.
Grillparzer wurde am 15. Jänner 1791 in Wien geboren. Er sollte wie sein Vater Advokat werden und studierte zwischen 1808 und 1811 an der juridischen Fakultät der Universität Wien. Relativ früh kam er auch schon mit der Welt des Theaters in Berührung - hier war es Mozarts „Zauberflöte“, die seine Fantasie anregte.

Historisches Museum der Stadt Wien
Der junge Franz Grillparzer in einem Aquarell von M. M. Daffinger (1827)
Orientierung an deutschen Klassikern
Grillparzers erstes Gedicht ist aus dem Jahr 1804 überliefert, seine frühen Arbeiten orientieren sich an Lessing und Goethe. Seine erste größere dramatische Arbeit („Blanka von Kastilien“) reichte Grillparzer 1810 beim Hofburgtheater ein - sie wurde dort abgelehnt und blieb bis 1958 unaufgeführt.
Nachdem 1809 der Vater gestorben war und große Schulden hinterlassen hatte, musste Franz durch Nachhilfestunden und als Erzieher im Hause des Grafen Seilern arbeiten und so zum Unterhalt der Familie beitragen. 1813 übernahm er eine unbesoldete Praktikantenstelle in der Hofbibliothek, ein Jahr später wechselte er in den Staatsdienst, 1815 arbeitete Grillparzer in der Hofkammer, dem späteren Finanzministerium. Aus diesen Jahren liegen zahlreiche Dramenversuche vor, von denen die meisten aber nicht über einzelne Akte hinaus gedeihen sollten.
Im Burgtheatersekretär Josef Schreyvogel lernte Grillparzer einen klugen Mentor kennen. Dieser setzte die Uraufführung des Familiendramas „Die Ahnfrau“ am 31. Jänner 1817 im Theater an der Wien durch. Am Hofburgtheater wurden die bis 1838 folgenden Antikendramen „Sappho“ und die Trilogie „Das Goldene Vlies“ aufgeführt.
Zwischen Barock- und Volkstheater
Die Märchen- und Feenwelt des Barocktheaters und die Alt-Wiener Tradition des Volkstheaters ließen ihn sein ganzes Leben lang nicht los. Daraus resultierte auch die Idee, selbst ein Opernlibretto zu verfassen. „Melusina“ (1833) sollte von Ludwig van Beethoven vertont werden. Der Komponist starb jedoch, ohne dass die Zusammenarbeit greifbare Formen angenommen hätte. Conradin Kreutzer nahm sich dann des Werkes an.
Private Schicksalsschläge
Zwei private Schicksalsschläge - den Selbstmord des jüngeren Bruders 1817 und den zwei Jahre darauf folgenden Suizid der Mutter - suchte Grillparzer in einer Italienreise zu verkraften. „König Ottokars Glück und Ende“ (1825), ein patriotisches Stück über den Ursprung der Herrschaft des Hauses Habsburg in Österreich, wurde wegen angeblicher Verunglimpfung des böhmischen Königs vom Spielplan abgesetzt, nicht viel mehr Glück auf der Bühne hatte „Ein treuer Diener seines Herrn“ (1830).
Nach einer großen Deutschland-Reise 1826, die ihn nach Dresden, Berlin, Leipzig und zu Goethe nach Weimar führte, ging Grillparzer an die Vollendung seines unter großen Mühen entstandenen Dramas „Des Meeres und der Liebe Wellen“ (1840).
Die spanischen Vorbilder
Aus dem Interesse für Calderon und Lope de Vega entstand 1818 das dramatische Märchen „Der Traum ein Leben“. 1836 reiste Grillparzer nach Frankreich, wo er mit Heine zusammentraf. Nach seiner Rückehr begann er mit dem Lustspiel „Weh’ dem, der lügt“. Der totale Misserfolg dieses Stückes veranlasste Grillparzer zum Rückzug aus der Öffentlichkeit und zur Weisung, alle nachgelassenen Schriften zu vernichten.
Drei große Dramen vollendete Grillparzer nach diesem Debakel, eines blieb Fragment: „Ein Bruderzwist in Habsburg“, „Die Jüdin von Toledo“ und das Märchendrama „Libussa“, das zu seinem persönlichsten Werk wurde. Alle drei wurden erst nach seinem Tod uraufgeführt. Grillparzer starb am 21. Jänner 1872 in Wien.
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