Themenüberblick

Deutlich abgenommen

Erstmals seit dem Minenunglück in Chile Anfang August gibt es nun ein Video, das die 33 Kumpel zeigt, die in 700 Meter Tiefe eingeschlossen sind. Die Männer, die Oberkörper frei, erscheinen darin guter Stimmung und gesund, singen die Nationalhymne und rufen „Lang lebe Chile! Lang mögen die Kumpel leben!“

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die seit rund drei Wochen eingeschlossenen Bergarbeiter leiden an Flüssigkeitsmangel und Gewichtsverlust. Die Männer verloren jeweils zwischen acht und zehn Kilo Gewicht. Nur fünf Minuten des angeblich insgesamt 45 Minuten langen Videos wurden Donnerstagabend im chilenischen Fernsehen ausgestrahlt. Die Kumpel drehten das Video mit Hilfe einer kleinen Kamera, die sie durch den schmalen Versorgungsschacht bekommen hatten.

Geplant ist nun, den eingeschlossenen Männern durch den wenige Zentimeter breiten Verbindungsschacht einen kleinen Projektor zu schicken, damit sie sich Filme ansehen können. Die Rettung kann sich noch drei bis vier Monate hinziehen. Mit der Bohrung eines breiteren Rettungsschachts soll in den nächsten Tagen begonnen werden.

„Haben alles organisiert“

Die körnigen, dunklen Bilder zeigen die Kumpel teils stehend, teils liegend und offenbar gerade aufwachend. Einer der Männer zeigt stolz, wie sie den rund 50 Quadratmeter großen Schutzraum hergerichtet haben, und auch die Bereiche außerhalb des Raums, die noch zugänglich sind. Ein im Video sichtbares Thermometer zeigt fast 30 Grad an.

Auch schildern die Eingeschlossenen, wie sie den Alltag unter Tag organisiert haben. „Wir haben alles organisiert“, sagte einer der Eingeschlossenen. So gibt es täglich ein gemeinsames Gebet, die wenigen Gegenstände sind sorgfältig arrangiert: ein Erste-Hilfe-Kasten, Regale mit Flaschen und Matratzen in einer Ecke zum Ausruhen.

Kartenspiele und Versammlungen

Beim Schwenk der Kamera auf einen Tisch mit Dominosteinen sagt der „Fremdenführer“: „Hier unterhalten wir uns, hier spielen wir Karten.“ „Wir versammeln uns hier täglich, so dass in alle Entscheidungen, die wir treffen, die Gedanken von allen 33 einfließen.“

Die Bergarbeiter zeigen teils das Peace-Zeichen, winken und lachen, wenn die Kamera sie erfasst. Andere sehen aus, als wären sie eben erst aufgewacht. „Grüße an meine Familie! Holt uns hier bitte rasch raus!“, sagt einer der Männer.

„Es gibt viele Profis, die bei den Rettungsarbeiten von hier unten aus helfen werden“, zeigte einer der Männer jenen Optimismus, der laut Psychologen entscheidend ist, um ein Versinken der Eingeschlossenen in die Depression zu vermeiden.

Kritik an Minenfirma

Unterdessen wird die Kritik am Betreiber der Unglücksmine, San Esteban, immer lauter. Der Firma droht nach eigenen Aussagen der Bankrott. Sie stand offenbar bereits vor dem Grubenunglück finanziell auf wackeligen Beinen. Die Rettungsarbeiten kann sich das Unternehmen gar nicht leisten - sie werden von der staatlichen Bergbaufirma durchgeführt. Selbst die Löhne der eingeschlossenen 33 Kumpel kann San Esteban nach eigenen Angaben nicht weiterzahlen. Das wirft die Frage auf, warum ein finanziell offenbar so marodes Unternehmen überhaupt die Erlaubnis zum Bergbau erhielt.

Links: