Das Gespann Goscinny/Uderzo
Im Fall von Asterix hat der Erfolg genau zwei Väter: Das Gespann aus Zeichner Albert Uderzo und Texter Rene Goscinny machte den unbeugsamen Gallier zur wohl bekanntesten Comicfigur abseits des Disney-Imperiums. Am Anfang der Erfolgsgeschichte stand dabei ein Streit.
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Laut der Asterix-Fama stritten sich die beiden Urheber bei ihrem ersten Treffen darüber, ob der Protagonist ihrer Geschichten ein großer und starker oder eher ein äußerlich unscheinbarer Held sein sollte. Goscinnys Version des zwergenhaften Galliers setzte sich durch: Asterix war geboren. Der ursprüngliche Asterix-Streit soll trotz Goscinnys Sieg mit einem Kompromiss geendet haben: Aus dem von Uderzo favorisierten Helden entstand die Figur des Wildschwein verschlingenden und Hinkelsteine tragenden Obelix.
Mag die Geschichte auch nur gut erfunden sein, ist sie doch symptomatisch für das Geheimnis des Erfolges: der Antagonismus der beiden grundverschiedenen Charaktere Goscinny und Uderzo, ohne den die Popularität des Comics undenkbar wäre. Goscinny und Uderzo trafen Anfang der 50er Jahre aufeinander - Uderzo als wenig erfolgreicher Zeichner von Superhelden-Comics nach US-Vorbild und Goscinny, der bereits eine gescheiterte Karriere als Werbezeichner und Verleger in den USA hinter sich hatte.
Schleichender Erfolg des Galliers
Erst als Goscinny den Zeichenstift niederlegte, um fortan nur noch zu texten - unter anderem auch die Comic-Serie „Lucky Luke“ - und Uderzo von seinen Superhelden zu „Funnys“ wechselte, kam der Erfolg. Doch auch der kam mit Verzögerung. Der Asterix-Virus griff zuerst nur langsam um sich. 1951 trat der kleine Gallier zum ersten Mal in Goscinnys und Uderzos Magazin „Pilote“ auf.
Erst im Oktober 1959 begann das Duo mit der Arbeit an dem ersten Album, das 1961 erschien. Nach anfangs spärlichen Erfolgen begann die Asterix-Welle jedoch zu rollen und machte die beiden Comic-Künstler zu Millionären. Die „echte“ Asterix-Ära endete jedoch abrupt, als Goscinny 51-jährig an einem Herzanfall starb - ausgerechnet während einer Herzuntersuchung.
Comics als Bestandteil medialer Kultur
Uderzo, mittlerweile 76 Jahre alt, machte im Alleingang weiter und verfasste in Folge auch die Texte der Asterix-Alben nach „Asterix bei den Belgiern“, dem letzten Band des Duos. An den Humor und den Charme von Goscinnys Texten kam er dabei nach der Meinung vieler nie heran. Neben dem persönlichen Erfolg waren Goscinny und Uderzo jedoch auch maßgeblich für das hohe Ansehen der Comics im frankophonen Raum mitverantwortlich, wo das „Schund“-Makel der Comics längst der Einsicht gewichen ist, dass Comics Bestandteil medialer Kultur sind.
Asterix und seine Erfinder genießen in Frankreich so geradezu Nationalhelden-Status. Die Geschichte hat jedoch einen Haken: Denn die Väter des „urfranzösischen“ Comic-Erfolges lernten ihr Geschäft ausgerechnet bei dem legendären Tim-und-Struppi-Zeichner Herge - einem der von Franzosen so verachteten Belgier.
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