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Glitzernde Glassteine am Meer

Das neue Konzerthaus in Reykjavik soll zum neuen Wahrzeichen der Hauptstadt werden. Das vom dänischen Architekturbüro Henning Larson konzipierte Bauwerk wird mit einer spektakulären Fassade des Künstlers Olafur Eliasson weit über die Stadt sichtbar sein. Fischschuppenähnliche Glassteine verleihen dem Gebäude eine futuristisch anmutende Front, die sich gleichzeitig an die umgebende Natur anpasst.

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Am nationalen Konzert- und Konferenzzentrum wird derzeit noch unter Hochdruck gearbeitet. Die bereits fertiggestellten Teile des riesigen Baus vermitteln eine Ahnung von der beeindruckenden Architektur aus Glas und Stahl. Rund zehn Prozent der Oberfläche wird mit gefärbtem oder reflektiertem Glas verkleidet, das ein von Eliasson gestaltetes Muster formt. Seit Bekanntgabe des Eröffnungstermins läuft auf der offiziellen Website ein Countdown: Im Mai 2011 soll das Gebäude feierlich eröffnet werden - mit einem Konzert des isländischen Symphonieorchesters und vielen internationalen Musikstars.

Noch ist nicht bekannt, wer für Stadt und Staat die weitere Programmplanung und künstlerische Gesamtleitung übernehmen soll. Denn nach der Fertigstellung des Gebäudes beginnt die eigentliche Arbeit: Der Veranstaltungssaal wird 1.800 Zuschauer fassen und mit einem jährlichen Budget von gut neun Millionen Euro ausgestattet. Neben großen Popkonzerten sollen in der Halle auch Auftritte von lokalen und internationalen Orchestern, Opernvorstellungen und Konferenzen stattfinden.

3D-Modell des Konzertsaals

HARPA

Die schillernde Fassade fügt sich in die Landschaft ein.

„Gut Ding braucht Weile“

Das Geld war schon in der Planungsphase ein heißes Thema - immer wieder kam es zu Bauunterbrechungen und Terminverschiebungen. Das Sprichwort „Gut Ding braucht Weile“ scheint wie geschaffen für die Konzerthalle. Wie man auf der Website des Projekts nachlesen kann, wurde bereits 1881 in der isländischen Zeitung „Thjodolfur“ der Bau einer Konzerthalle der Hauptstadt angekündigt. Über hundert Jahre später, 1983, wurde eine Gesellschaft gegründet, die sich mit der Errichtung des Gebäudes beschäftigt, welches primär als Sitz des isländischen Symphonieorchesters gedacht war.

Ab 1996 befasste sich ein von der Regierung beauftragtes Komitee mit der Planung des Veranstaltungssaals. Von da an ging es - verhältnismäßig - Schlag auf Schlag: In gut zehn Jahren erfolgten die Auswahl des Standortes, die Ausschreibung des Projekts sowie Auswahl des Architekturteams. Kurz nach Baubeginn drohte die Finanzkrise das Projekt zu stoppen. Nach etlichen Verzögerungen infolge des Bankenzusammenbruchs geht der Bau nun mit Hochdruck weiter.

3D-Modell des Konzertsaals

HARPA

Durch die wabenartige Glasfront öffnet sich der Blick aufs Meer.

Eine Harfe für den Hafen

Für die Namensgebung des Gebäudes wurde im letzten Jahr ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die Vorgabe der Jury, bestehend aus der Kulturministerin Katrin Jakobsdottir und der Bürgermeisterin von Reykjavik, Hanna Kristjansdottir, bestand darin, dass der Name isländisch, jedoch in anderen Sprachen leicht auszusprechen sein soll. Aus 4.166 eingereichten Vorschlägen wurde schließlich der Frauenname „Harpa“ ausgewählt, der Harfe bedeutet.

Viele Isländer stehen dem Riesenbauprojekt kritisch gegenüber. Zum einen können sie sich mit der modernen Architektur nicht anfreunden, auf der anderen Seite sehen sie in Zeiten der finanziell nach wie vor sehr angespannten Situation vordergründig dringlichere Vorhaben für Stadt und Staat. Sie schlagen vor, das Gebäude halb fertig zu belassen. Und damit ein Monument als Symbol für die Krise, für Gier und Verschwendung zu schaffen. Doch für Eliasson und die Architekten bedeutet die Fertigstellung den Sieg für Island - ein Zeichen des symbolischen Wiederaufbaus.

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