Themenüberblick

Kopf-an-Kopf-Rennen vor der Wahl

Knapp eine Woche vor der Parlamentswahl in Australien ist der Ausgang noch völlig offen. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage könnte die konservative Opposition unter Tony Abbott genügend Sitze gewinnen, um Labor-Premierministerin Julia Gillard aus dem Amt zu drängen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Am Samstag hatte eine andere Umfrage gezeigt, dass Gillard (48) populärer ist als Abbott (52). „Ich glaube, wir werden eines der engsten, knappsten Rennen in der Geschichte Australiens haben“, sagte die Regierungschefin. Sollte sie die Wahlen verlieren, wäre es das erste Mal seit 79 Jahren, dass eine Regierung in Australien nach nur einer Wahlperiode abgewählt wird. Und damit wäre wohl auch ihre politische Karriere beendet - wenige Monate nachdem sie ihren Vorgänger im Regierungsamt und in der Labor-Partei, Kevin Rudd, gestürzt hatte.

17 Sitze entscheiden

Die Wahlen finden am Samstag statt. Von den 150 Sitzen im Parlament entfallen zurzeit 88 auf Labor, 59 auf die Liberalen und deren Koalitionspartner, die Nationale Partei. Außerdem gibt es drei parteilose Abgeordnete.

Nach der Umfrage im „Sunday Telegraph“ kann Abbotts Koalition die 17 Sitze gewinnen, die ihr zu einer Mehrheit fehlen. „Selbst, wenn Abbott nicht 17, sondern nur 14 Sitze hinzugewinnt, würde das zu Gesprächen mit den Unabhängigen reichen“, sagte der Chef des Umfrageinstituts Galaxy Research, David Briggs. Die Unabhängigen stehen den Konservativen näher als Labor.

Gillard stürzte Rudd

Der Sturz eines weitgehend erfolgreichen Regierungschefs wenige Monate vor einer Parlamentswahl hatte die australische Öffentlichkeit verblüfft. Rudd wurde 2007 von seiner Partei gefeiert, weil er sie nach elf Jahren aus der Opposition führte. Doch in den letzten Wochen stürzte seine Popularität wegen eines Streits über Emissionshandel und eine Extrasteuer auf die hohen Gewinne australischer Bergbauindustrie ab. In einer parteiinternen Revolte stürzte die stellvertretende Regierungschefin Gillard im Juni ihren Chef Rudd.

Die australische Bergbauindustrie - allen voran der global tätige Konzern Rio Tinto - macht mit Exporten nach China und Indien derzeit Riesengewinne, die Rudd mit einer Steuer abschöpfen wollte. Sie wehrte sich mit der Warnung, die neue Steuer werde Investitionen in den Bergbausektor verhindern und Arbeitsplätze kosten. Umfragen zeigten, dass die Steuerdebatte zunehmend die Chancen auf einen Labor-Wahlsieg bei der nächsten Wahl minderten.

Links: