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Unbezwingbarer K2

Dreimal hat die oberösterreichische Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner bereits versucht, den 8.611 Meter hohen K2 zu besteigen - am Freitag musste sie nach dem tödlichen Absturz ihres Begleiters erneut abbrechen. Während sie mit ihrem Mann nun die Heimreise antreten will, bereiten sich die übrigen Teilnehmer bereits auf den nächsten Versuch vor.

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Nach dem tragischen Bergunglück am K2, bei dem der schwedische Extremskifahrer Fredrik Ericsson tödlich abgestürzt ist, ist Kaltenbrunner unversehrt ins Basislager zurückgekehrt. Ihr Ehemann Ralf Dujmovits war ihr noch Freitagabend entgegengegangen und hatte sie hinunterbegleitet. Laut Sprecherin Kathrin Furtner wollten die beiden noch am Samstag packen und den Rückweg antreten.

Im Im Interview mit ORF Oberösterreich sagte Kaltenbrunner, dass Ereignisse natürlich noch tief sitzen „und ich kann es auch gar nicht recht glauben, dass das passiert ist“ - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

"Man lernt, mit Tod zu leben

Kaltenbrunner ist nach Schilderung ihres Mannes nach 14-stündigem Abstieg am späten Freitagabend (Ortszeit) unverletzt im Basislager angekommen und ruht sich momentan aus. Sie sei bei guter Gesundheit, aber der Unfall gehe ihr sehr, sehr nahe: „Körperlich ist Gerlinde Strapazen gewohnt. Aber den Tod eines guten Bekannten zu verkraften, den sie aus nächster Nähe hat abstürzen sehen - dafür wird sie noch lange brauchen.“ Im Laufe der Jahre lerne man aber, mit dem Tod beim Bergsteigen umzugehen.

Leichtsinn von Ericsson

Der Tod von Ericsson sei laut Dujmovits auf einen leichtsinnigen Fehler zurückzuführen. „Das ist schon sehr dumm gelaufen“, berichtete Dujmovits in einem dpa-Gespräch per Satellitentelefon aus dem K2-Basislager auf etwa 5.200 Meter Höhe. Der 35-jährige Schwede habe gerade entschieden, sich doch lieber sichern zu wollen. Beim Einschlagen eines Hakens habe er sich dann zu wenig auf seinen festen Stand konzentriert und sei abgerutscht: „Er hat einfach einen Leichtsinnsfehler gemacht.“ Mit dem schlechten Wetter hatte der Unfall nichts zu tun.

Skyrunner hofft auf neuen Aufstieg

Ein neuerlicher Aufstiegsversuch sei aber nach dieser Belastung nicht mehr möglich, betonte Karl Gabl, Leiter der Wetterdienststelle Tirol der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und langjähriger Berater von Kaltenbrunner. Wann Gerlinde Kaltenbrunner die Heimreise nach Österreich antreten wird, ist laut ihrer Sprecherin noch unklar, aufgrund der schweren Überflutungen in Pakistan sei mit Verzögerungen zu rechnen.

Gipfel des K2

AP/Tourismusbüro Pakistan

Gefährlicher K2

Der 8.611 Meter hohe K2 ist nach dem Mount Everest der zweithöchste Berg. Er gilt unter Alpinisten als schwierigster Achttausender. Für Schlagzeilen sorgen immer wieder tödliche Unfälle. Einer deutschen Studie zufolge kehrten rund 24 Prozent der Gipfelbezwinger nicht mehr lebend zurück.

Während Kaltenbrunner in ihrer Absicht, alle 14 Achttausender zu besteigen, erneut gescheitert ist, will der steirische Skyrunner Christian Stangl vorerst am K2 bleiben. „Die Stimmung unter den Bergsteigern im Basislager sei ‚sauschlecht‘“, so Stangl gegenüber seinem Sprecher. Er hege dennoch die Hoffnung auf einen weiteren Versuch, den Gipfel des K2 zu erobern.

Nach Angaben des Meteorologen Gabl könnte es nächste Woche tatsächlich noch einmal die Möglichkeit dafür geben. Über das Wochenende soll es zwar 30 bis 40 Zentimeter schneien, „nächste Woche gibt es aber drei Tage, wo es wenig Niederschläge geben soll“. Laut gestrigem Prognosemodell dürfte das gegen Wochenmitte sein.

Beim Hakeneinschlagen abgestürzt

Die Tragödie am Berg ereignete sich am Freitag in den frühen Morgenstunden. Kurz nach 8.00 Uhr meldete sich Gerlinde Kaltenbrunner mit Entsetzen bei ihrem Mann und berichtete, dass ihr Begleiter Fredrik Ericsson an ihr vorbeigestürzt sei. Zu dem Zeitpunkt herrschte schlechte Sicht am Berg. Ericsson habe beim unangeseilten Vorsteigen im tiefen Schnee einen Haken einschlagen wollen, sei dabei wahrscheinlich weggerutscht und habe sich nicht mehr abfangen können.

Kaltenbrunner stieg daraufhin ab und versuchte noch mit Hilfe anderer Bergsteiger den Verunglückten zu suchen. In 7.200 Metern Höhe bei Lager III entdeckten sie schließlich den reglosen Körper. Aufgrund der gefährlichen Verhältnisse am Berg entschlossen sich die Alpinisten in Rücksprache mit dem Vater des Toten, die Leiche am Berg zurückzulassen.

TV-Hinweis:

Der ORF bringt in „Menschen & Mächte Spezial“ eine Dokumentation von Franz Fuchs über den 2009 gescheiterten Versuch, den K2 zu besteigen. „Scheitern am K2“, 8. August, um 22.40 Uhr, ORF2 - mehr dazu in tv.ORF.at

Leiche wird nicht geborgen

Beim Gespräch mit Ericssons Vater meinte dieser, keine weiteren „Gefahren und Risiken für andere in Kauf zu nehmen und Fredrik an dieser Stelle mit Blick zu seinen Lieblingsbergen, der Chogolisa und dem Laila Peak, zu lassen“. „Wir alle müssen Abschied von einem unglaublich liebenswürdigen Menschen nehmen“, hieß es auf Kaltenbrunners Website. Das Mitgefühl gelte den Eltern, Angehörigen und Freunden.

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