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Gewerkschaft will Obergrenze bei Leiharbeitern

„Vom Sonder- zum Normalfall“ - so titelte das „Wirtschaftsblatt“ am Montag einen Kommentar zum Thema Leiharbeit in Österreich. Und blickt man auf die nackte Statistik, dann nimmt der Bereich Leiharbeit mehr als deutlich zu.

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Angesichts der immer noch unsicheren Konjunkturaussichten scheuen derzeit offenbar viele Unternehmen vor Fixanstellungen zurück. Seit Jahresanfang ist die Zahl der Leiharbeiter in Österreich von 50.000 auf 80.000 gestiegen, berichtet das Ö1-Morgenjournal am Montag - mehr dazu auch in oe1.ORF.at.

Deutlich mehr Mitarbeiter bei Dienstleistern

Gefragt sind Leiharbeiter derzeit vor allem in der Autozuliefer- und Lebensmittelindustrie. Der Chef des drittgrößten Arbeitskräfteverleihers Manpower, Erich Pichorner, verbucht eine Steigerung um 1.200 auf 3.500 Mitarbeiter seit Jahresbeginn. „Das ist eine bisher noch nicht gesehene, enorme Steigerung“, sagte Pichorner gegenüber Ö1.

Leiharbeit: Tendenz stark steigend

30.000 neue Leiharbeitsjobs seit Jahresanfang: Auch wenn die Auftragsbücher der Unternehmen wieder voller werden - viele warten zu. Die Gewerkschaft will die gesetzliche Regelung, dass ein Unternehmen nicht mehr als zehn Prozent Leiharbeiter beschäftigen darf.

Laut „Wirtschaftsblatt“ stieg beim Personaldienstleister Trenkwalder die Zahl der Mitarbeiter in Österreich im ersten Halbjahr um immerhin 27 Prozent.

Unternehmen können Leiharbeiter unkompliziert anheuern und auch schnell wieder loswerden. Pichorner verweist darauf, dass Verleihfirmen auch die gesamte Personalauswahl („Recruiting“) für die Unternehmen übernehmen. Zugleich betont er, dass die Leiharbeiter gleich hoch bezahlt werden wie das Stammpersonal in den betroffenen Unternehmen. Auch sonst achte man auf gleiche Arbeitsbedingungen.

Gewerkschaft: Mitarbeiter zweiter Klassse

Für die Gewerkschaft sind Leiharbeiter Mitarbeiter zweiter Klasse. Rene Schindler von der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge sagte gegenüber dem Morgenjournal, dass Leiharbeiter oft ohne notwendige Schulung gefährlichste Tätigkeiten verrichten müssten. In der Branche der Arbeitskräfteüberlasser sei die Zahl der Arbeitsunfälle „um ein Mehrfaches höher“ als in anderen Branchen, verweist Schindler auf Statistiken der Unfallversicherungsanstalt (AUVA).

Leiharbeiter seien auch extrem armutgefährdet, weil sie zwischen zwei Aufträgen in der Regel nicht weiter beschäftigt werden. Zudem laufen sie Gefahr, ihren Job schon bei der geringsten Auffälligkeit wieder zu verlieren. Die Leihfirma könne es sich nämlich nicht leisten, einen Kunden durch auffällige Mitarbeiter zu vergraulen.

Die Gewerkschaft verlangt von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), die Zahl der Leiharbeiter gesetzlich auf zehn Prozent der Arbeitskräfte in einem Unternehmen zu beschränken. Derzeit liege man in einigen Branchen schon darüber.

Hundstorfer: Situation in den Branchen anschauen

Der Sozialminister kann solche Forderungen zwar verstehen, rät aber vorerst von Schnellschüssen Abstand zu halten. Man werde diese Frage jetzt einmal nüchtern durchdiskutieren, so Hundstorfer im Ö1-Mittagsjournal: „Aber ich stehe nicht zur Verfügung, sofort zu sagen: so, das muss jetzt alles reglementiert werden.“

Man müsse sich auch erst einmal die Situation in den einzelnen Branchen anschauen. Aber klar sei, „es gehört ein gewisses Reglement her“, sagte Hundstorfer. Auf eine Zahl, wie viel Prozent Leiharbeiter für einen Betrieb akzeptabel wären, wollte er sich nicht festlegen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

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