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Witwe und Partei ahnungslos

Im Zuge einer konzertierten Aktion sind die Staatsanwaltschaften Österreichs, Deutschlands und Liechtensteins im Frühjahr auf ein äußerst brisantes Netzwerk an Briefkastenfirmen und Treuhandkonten gestoßen. Eigentlich waren die Ermittler auf der Suche nach Schwarzgeld, gefunden haben sie die Millionen des verstorbenen Landeshauptmannes Jörg Haider.

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In zwölf Liechtensteiner Briefkastengesellschaften soll Haider jahrelang bis zu 45 Millionen Euro angehäuft haben, wie das Nachrichtenmagazin „profil“ in seiner Montag-Ausgabe berichtet. Doch fehlgeschlagene Spekulationen ließen das Geld fast gänzlich schmelzen. Aktuell sollen noch fünf Millionen Euro auf den zugeordneten Konten liegen. Woher das Geld kam, wohin es wanderte und wer in letzter Konsequenz davon profitierte, ist nun Gegenstand von Ermittlungen.

Vonseiten der Staatsanwaltschaft gibt man sich bedeckt. Bestätigt wurde bisher nur, dass die Kontoöffnungen per Gericht angewiesen wurden.

46 Briefkastenfirmen durchforscht

Eigentlich waren die Ermittler hinter Schwarzgeldzahlungen im Zusammenhang mit den komplexen Vorgängen rund um die Hypo Alpe Adria und dem BUWOG-Verkauf her. In Liechtenstein stießen die Beamten dann auf 46 von Treuhändern eingerichtete Finanzvehikel. Über zwölf davon hatte laut „profil“-Recherchen überraschenderweise der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Verfügungsgewalt.

„Spenden“ aus der libyschen Wüste?

Doch woher stammten die Mittel? Laut „profil“ dürften die Millionen nicht Parteigeld von FPÖ oder BZÖ, sondern Haiders Privatvermögen gewesen sein. Doch Haider hatte sich zu Lebzeiten immer gerne mit großzügigen Gönnern umgeben. Zu ihnen gehörte unter anderen auch der libysche Staatschef Muammar Gaddafi, mit dessen Sohn Saif Haider gut befreundet war. Von Gaddafi soll Haider immer wieder Spenden in der Höhe von mehreren hunderttausend Dollar erhalten haben, wie ein anonymer Zeuge „profil“ erzählte.

Das Geld wurde dabei in Plastiksäcken übergeben und dann von Haiders Mitarbeitern in kleineren Beträgen aufgeteilt und über mehrere Bankfilialen in ganz Österreich in Euro gewechselt. Das weckt Erinnerungen an eine andere „Sackerlaffäre“: 1995 soll Haider vier Millionen Schilling in einem Plastiksackerl eingepackt von seinem Förderer, dem Industriellen Herbert Turnauer, erhalten haben.

Ermittlungen auch in Kroatien

Doch diese Summen können noch nicht die bis zu 45 Millionen Euro erklären, die sich zu Spitzenzeiten auf dem Konto angesammelt hatten. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt interessiert sich daher auch für zahlreiche Immobiliengeschäfte, die über die Hypo Alpe Adria Bank in Kroatien abgewickelt wurden. Und auch das „Sponsoring“ rund um das Klagenfurter EM-Stadion erscheint nun in einem anderen Licht.

Und noch ein Vorfall gewinnt im Zuge der neuesten Ermittlungen stärker an Gewicht. Vergangene Woche berichtete Willibald Berner, Ex-Kabinettschef des damaligen Infrastrukturministers Michael Schmid, in der Wochenzeitung „Falter“ von hohen Provisionszahlungen rund um Geschäfte der FPÖ-geführten Ministerien. Profitiert haben soll davon neben Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser auch Haider. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Suche nach drei Personen

Die Herkunft des Geldes lässt auf jeden Fall noch genug Raum für Spekulationen. Wie auch die Frage nach Mitwissern von dem geheimen „Millionenschatz“. Laut Haiders Witwe sei das Geld im Zuge der Erbschaftsabwicklungen nicht aufgetaucht. Und auch Uwe Scheuch (FPK) will von den Treuhandkonten nichts gewusst haben. „Ich garantiere, dass dieses Geld in keinem Zusammenhang mit meiner Partei steht“, sagte der FPK-Chef am Samstag.

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