Netzwerk an Briefkastenfirmen
Im Zuge von Kontoöffnungen im Zusammenhang mit den Causae BUWOG und Kärntner Hypo Group Alpe Adria Bank sind Sonderermittler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz in Liechtenstein auf rund fünf Millionen Euro gestoßen, die dem verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider zugerechnet werden. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „profil“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.
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Insgesamt sollen 46 von Treuhändern eingerichtete Briefkastengesellschaften gefunden worden sein, von denen ein Dutzend Haider zugerechnet werde. Laut „profil“ soll das Haider-Vermögen in Liechtenstein einst rund 45 Millionen Euro betragen haben, aktuell sollen nur noch fünf Millionen Euro auf den Konten liegen. Woher das Geld kam, wohin es wanderte und wer in letzter Konsequenz davon profitierte, sei Gegenstand von Ermittlungen. Nach „profil“ vorliegenden Informationen soll ein erheblicher Teil bereits vor Jahren verspekuliert worden sein.
Petzner: „Schilling mit Euro verwechselt“
Aus dem Haider-Umfeld wurde schon länger berichtet, dass der Landeshauptmann Geld in Liechtenstein angelegt hatte und dass nur ein sehr kleiner Personenkreis davon wusste. „Dazu gebe ich keinen Kommentar ab“, sagte sein ehemaliger Pressesprecher und nunmehriger BZÖ-Nationalrat Stefan Petzner am Samstag gegenüber der APA. „Ich kann mir die genannte Größenordnung nicht vorstellen. Ich glaube, dass eventuell Schilling mit Euro verwechselt wurden“, meinte Petzner. Über die Herkunft und den Verbleib des Geldes könne er nichts sagen. „Wenn es stimmt, ist es nicht per se illegal“, so Petzner.
Haider-Witwe: „Kann dazu nichts sagen“
Claudia Haider, Witwe des verstorbenen Landeshauptmanns, erklärte, nichts von der Angelegenheit zu wissen. „Ich kann dazu nichts sagen“, sagte sie gegenüber der APA. Die Frage, ob sie im Zuge des Erbschaftsverfahrens auf in Liechtenstein angelegtes Geld gestoßen sei, verneinte sie. Haider: „Es wurde bei der Erbschaft nichts angezeigt.“ - Mehr dazu in oesterreich.ORF.at
Die Behörden erklärten die Ermittlungsergebnisse laut „profil“ indes zur Verschlusssache. „Es wurden zahlreiche Unterlagen von Gesellschaften beschlagnahmt“, so der Vaduzer Staatsanwalt Robert Wallner. Namen wollte er keine nennen. Auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gibt sich bedeckt: „Es handelt sich um inhaltliche Fragen zu Ermittlungsergebnissen, die wir nicht kommentieren.“
Volle Aufklärung gefordert
Mit Empörung haben die SPÖ, die ÖVP und auch die Grünen in Kärnten reagiert. Unisono forderten sie „die volle Aufklärung“ über jene Briefkastenfirmen, über die das Nachrichtenmagazin „profil“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet. FPK-Parteichef Uwe Scheuch erklärte gegenüber der APA, von Geldern in Liechtenstein nichts gewusst zu haben.
„Vollkommene Klarheit und komplette Aufklärung der Tatbestände muss oberste Priorität haben“, sagte SPÖ-Parteichef Peter Kaiser. Schließlich handle es sich um einen horrenden Geldbetrag. „Regellosigkeit darf nicht als politisches Prinzip geduldet werden. Oberstes Ziel muss jetzt eine lückenlose Aufklärung und die volle Konzentration der Justiz auf diese Sachverhalte sein“, so Kaiser.
„Es wird immer sichtbarer, welch ein Sumpf sich um Haider gebildet hat“, meinte ÖVP-Klubchef Stephan Tauschitz. Und dieser Sumpf gehört seiner Ansicht nach nun rasch trockengelegt. „Verdachtsmomente hat es immer schon gegeben, ich bin froh, dass die Justiz endlich durchgreift“, erklärte Grünen-Landessprecher Rolf Holub. Nachsatz: „Ich nehme an, dass das erst der Anfang ist.“
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