Urlauber „oft zu unflexibel“
Am Wochenende heißt es auf den Strecken in Richtung Süden wieder: „Nichts geht mehr.“ Mit Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg werden vor dem Tauerntunnel Rekordstaus bis zu 35 Kilometer Länge erwartet, warnen die Autofahrerclubs. Dabei gäbe es durchaus Alternativen, erklärte Verkehrsexperte Hermann Knoflacher. Sie seien nur noch nicht in den Köpfen der Urlauber.
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Als klassische Staustrecken erweisen sich auch in diesem Jahr wieder die Tauernautobahn (A10), besonders vor dem Tauerntunnel, die Inntal-Brenner-Strecke (A12 und A13) sowie die Route über den Fernpass (B179). Schon in den frühen Vormittagsstunden am Samstag erwarten die Autofahrerclubs Staus von rund 20 Kilometern Länge vor dem Tauerntunnel. Am vergangenen Samstag wurde bereits um 1.30 Uhr die Blockabfertigung aktiviert.
Baustellen und Ungarn-Grand-Prix
Weitere Staupunkte dürfte es auch in Vorarlberg auf der Rheintalautobahn (A14) vor dem Pfändertunnel bei Bregenz geben, aber auch auf der Südautobahn (A2) vor einer Baustelle zwischen Sinabelkirchen und Gleisdorf, der Pyhrnautobahn (A9) vor der Tunnelkette Klaus, der Friesacher Straße (B317) vor einer Baustelle zwischen St. Marein und Wildbad Einöd und der Ennstalstraße (B320) vor einer Baustelle bei Wörschach.
Neben dem Urlauberverkehr kann es auch im Vorfeld des Formel-1-Grand-Prix auf dem Hungaroring zu längeren Wartezeiten an der Grenze zu Ungarn kommen. Am längsten werden sich die Autofahrer am Grenzübergang Nickelsdorf (A4/M1) gedulden müssen, so der ÖAMTC. Die Autobahnen von Nickelsdorf zum Hungaroring (M1 und M3) sind nämlich mautpflichtig, und die Vignette muss bereits an der Grenze gelöst werden.
Mit Wartezeiten rechnet der Club auch am Grenzübergang Heiligenkreuz, hier werden viele Motorsportfans aus Italien in Richtung Budapest fahren - mehr dazu im Ö3-Verkehrsservice.
Das Gefühl, „dabei gewesen zu sein“
„Die beste Möglichkeit, den kilometerlangen Staus und stundenlangen Wartezeiten zu entkommen, ist, sowohl den Samstag als auch den Sonntag als Reisetag zu meiden“, rät ARBÖ-Verkehrsexperte Stefan Stallecker. Warum fahren trotzdem so viele am Samstag? Für den Verkehrsexperten Knoflacher von der TU Wien gibt es dafür keine rationale Erklärung. „Ein Teil hofft natürlich, dass es keinen Stau geben wird“, so Knoflacher gegenüber ORF.at. Bei anderen komme sicher auch das Gemeinschaftsgefühl, „dabei gewesen zu sein“, zum Tragen, und die dritte Gruppe kann aus Termingründen oft keinen anderen Zeitpunkt wählen.
Hier seien sich österreichische und deutsche Autofahrer eigentlich ähnlich. „Die Deutschen sind vielleicht noch besser organisiert und daher noch unflexibler beim Urlaubsantritt“, glaubt Knoflacher.

APA/Herbert Pfarrhofer
Hermann Knoflacher ist Professor am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien.
Staumeldungen helfen, Staus zu vermeiden
Meldungen in den Medien über Rekordstaus hält Knoflacher grundsätzlich für eine sinnvolle Maßnahme zur Prävention. „Das Einzige, was wirklich hilft, sind verlässliche Stauprognosen. Dann überlegen es sich die Menschen noch einmal, an diesem Tag zu fahren.“ Er wünscht sich aber, dass diese Meldungen konsequent mit Hinweisen auf Alternativen verknüpft werden. „Wird immer nur über Verkehrsstau berichtet, verknüpfen die Menschen Sommerurlaub mit Auto“, so Knoflacher. Der öffentliche Verkehr wird dann kaum noch wahrgenommen.
Autofreier Urlaub möglich
Dabei gäbe es durchaus Alternativen, so der Verkehrsexperte. Im Winter würden bereits Orte mit autofreiem Urlaub werben. Dort gebe es Abholservices von und zur Bahn. Bei den Urlaubern würde das gut ankommen. „Für den Sommertourismus fehlt so ein Konzept“, so Knoflacher, „obwohl auch hier viele am Urlaubsort das Auto gar nicht benützen.“ Als Anreiz, auf das Auto zu verzichten, könnte sich Knoflacher vorstellen, dass Hotels die Garagenpreise extra ausweisen. So würde Gästen ohne Auto der Urlaub billiger kommen. Dass selbst große Menschenmassen mit öffentlichem Verkehr reisen könnten, habe die EM 2008 bewiesen, so Knoflacher.
Für alle, die sich noch nicht sicher sind, wo und wann sie ihren Urlaub antreten werden, hat Knoflacher einen einfachen Rat: zu Hause bleiben. „Auch in unmittelbarer Nähe gibt es viele schöne Orte, die man entdecken kann. Man muss nur die Augen offenhalten.“
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