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Die Loge, die Italien kontrollierte

Die geheimnisumwitterte italienische Freimaurerloge Propaganda Due (P2) unter Führung des Großmeisters Licio Gelli hatte in den 70er Jahren nicht nur erheblichen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Militär, sondern war auch eng mit der Mafia in Verbindung, etwa mit dem sizilianischen Mafiaclan von Salvatore „Toto“ Riina.

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Gelli, einst für Benito Mussolinis Schwarzhemden aktiv, belebte in den späten 1960er Jahren die praktisch inaktive Freimaurerloge P2 und war dort Meister vom Stuhl, bis er und die Propaganda Due 1976 aus der Freimaurerei ausgeschlossen wurden. Gelli war außerdem Mitglied des Malteserordens und des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Zahlreiche kriminelle Verwicklungen

Einige der mutmaßlichen P2-Mitglieder sollen direkt oder indirekt an den zahlreichen Attentaten, Putschversuchen und terroristischen Aktionen der 1960er und 1970er Jahre beteiligt gewesen sein. Eine wichtige, bis heute nur teilweise aufgeklärte Rolle spielte die von der CIA und der NATO aufgebaute Untergrundorganisation Gladio, eine Stay-Behind-Organisation. Auch die Roten Brigaden sollen von Gladio-Mitgliedern unterwandert gewesen sein.

Mehrere Terroranschläge, etwa auf dem Hauptbahnhof von Bologna am 2. August 1980 mit 85 Toten, wurden ursprünglich den Roten Brigaden zugeschrieben. In Gerichtsverfahren wurde die Urheberschaft von Rechtsextremisten erwiesen, die mit Gladio in Verbindung standen. Verwicklungen in das Attentat waren auch Gelli vorgeworfen worden. Gelli war es jedoch stets gelungen, durch die Maschen der italienischen Justiz zu schlüpfen

Berlusconi: „Keine Schande, bei P2 gewesen zu sein“

Gelli war immer wieder vorgeworfen worden, in die mutmaßliche Ermordung des Mailänder Bankiers Roberto Calvi (auch bekannt als „Bankier Gottes“) verwickelt gewesen zu sein. Calvi saß wegen Zusammenbruchs seiner Banco Ambrosiano in Untersuchungshaft und wurde später an der Londoner Blackfriars Bridge erhängt gefunden.

Im März 1981 hatten Ermittler in Gellis Landhaus in Arezzo eine Liste von 962 Mitgliedern gefunden. Viele von ihnen kamen aus der Hochfinanz. Auf der Liste geführt waren aber auch die drei damals amtierenden Leiter der italienischen Geheimdienste, der damalige amtierende Premierminister Arnaldo Forlani sowie sein Kabinettschef, der Unternehmer und spätere Premierminister Silvio Berlusconi. „Mitglied der P2 gewesen zu sein, ist keine Schande“, hatte Berlusconi noch vor zehn Jahren gemeint und damit in Italien eine heftige Polemik ausgelöst.

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