Eine Stadt sattelt um
Bis 2015 möchte die dänische Hauptstadt Kopenhagen die weltweit führende Ökologiemetropole sein. Bei der Umsetzung der Pläne ist man durchaus ehrgeizig. Vor allem dem motorisierten Verkehr auf der Straße sagt man seit Jahren mit einer sehr strikten Parkraumbewirtschaftung und Einschränkungen für Kraftfahrzeuge den Kampf an.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Wer von außen in die Stadt kommen möchte, ist angehalten, sein Auto bei einem S-Bahnhof außerhalb der Stadt abzustellen, denn in der Stadt ist das Parken teuer. Touristen, die mit dem Auto kommen, müssen bei einem Amt für die Dauer ihres Aufenthalts eine Parkzonengenehmigung kaufen. Auch hier erklärt ein Beamter, dass es darum gehe, die Abgase in der Stadt zu reduzieren.
Mehr Lebensqualität durch Umstieg aufs Rad
Die Hauptantwort Kopenhagens auf mobile Erfordernisse bleibt für die kommenden Jahre das Fahrrad. So wünscht es sich der Bürgermeister für Technologie und Umwelt, der ehemalige Schauspieler Klaus Bondam. Die Aktivitäten Kopenhagens in diesem Bereich werden im Projekt „Miljömetropolen“ (Umweltstadt) zusammengefasst.
Auch bei Stadterweiterungsprojekten wie der im Südosten Kopenhagens entstehenden Örestad setzt Kopenhagen auf die Anbindung von öffentlichem Verkehr (also der Fertigstellung einer U-Bahnlinie vor der konkreten Bebauung) und beim Individualverkehr auf eine gute Anbindung im Radwegenetz.
Temporeduktion auf 40 km/h?
Seit längerem kündigt Bondam die Einführung von Tempo 40 im Stadtgebiet an. Die Temporeduktion soll die Stadt für den Auto- und Lkw-Verkehr noch unattraktiver machen. Geht es nach Bondam, sollen Lkws nur noch auf bestimmten, ausgewiesenen Routen fahren dürfen. In anderen Bereichen soll es klare Zeitbeschränkungen von Lieferungen im Stadtgebiet geben.
„Wir verstehen“, so Bondam im Vorjahr bei der „Velo City“-Konferenz, „dass wir eine große Stadt sind und dass sich Transporttätigkeiten nicht vermeiden lassen. Nur müssen wir diese Fahrten aus Gegenden heraushalten, in denen es eine hohe Konzentration von Radfahrern gibt.“ Ein rot gekennzeichnetes Netz soll in Kopenhagen und den an die Stadt angrenzenden Kommunen die Durchfahrtsrouten für Schwerverkehr markieren.
Immer mehr setzen sich aufs Rad
Zwischen 1995 und 2005 hat sich dagegen die Zahl der Fahrräder in Kopenhagen verdoppelt. Bis 2015 will die Stadt erreichen, dass über 50 Prozent der Bevölkerung mit dem Rad zur Arbeit fahren. Im Moment nehmen 36 Prozent der arbeitenden Bevölkerung das Bike, um damit zur Arbeit zu kommen.
73 Prozent der Fahrradfahrer Kopenhagens nutzen ihr Rad laut einer Erhebung der Stadt für „nicht freizeitgebundene“ Aktivitäten.
Auf die Bedürfnisse der Radfahrer nimmt man in Kopenhagen wie in kaum einer anderen europäischen Stadt Rücksicht: Radwege sind 2,2 Meter breit und laufen auf beiden Seiten großer Straßen. Auf der Nörrebrogade im Stadtteil Nörrebro hat man die Ampelschaltungen auf die Bedürfnisse der Radfahrer abgestellt: Die „grüne Welle“ hat man bei Tempo 20. Mit Aktionen wie „Vi cyclar til arbejde“ („Wir radeln zur Arbeit“) will man im flachen Dänemark die Bevölkerung zusätzlich zum Umstieg aufs Fahrrad für den täglichen Weg zur Arbeit überzeugen. Auf Webplattformen können die Nutzer dann ihre gefahrenen Routen, CO2-Ersparnis und andere Umweltdaten zusammenstellen.
Links: