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„Alle Kinder lügen“

Ehrlichkeit zählt ohne Frage zu jenen Eigenschaften, die bei der Kindererziehung eine zentrale Rolle spielen. Doch Kinder, die nicht immer die Wahrheit sagen, sind nach Ansicht des Instituts für Kinderstudien der Universität Toronto alles andere als eine Seltenheit.

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Zudem kamen die Forscher in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass Kinder, die bereits im frühen Alter überzeugend lügen, sogar bessere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere haben könnten.

Lügen erfordert Denken

Wie Studienleiter Kang Lee in der britischen Zeitung „Telegraph“ zitiert wird, stellte sich bei der Untersuchung von 1.200 Kindern im Alter zwischen zwei und 16 Jahren heraus, dass „nahezu alle Kinder lügen“. Manche seien darin aber deutlich besser, was als Anzeichen einer schnelleren Gehirnentwicklung gedeutet werde.

Grund dieser Annahme ist, dass das Erzählen einer plausibel wirkenden Lüge einen komplexen Denkprozess voraussetzt. Überzeugende Lügner müssen demnach die Fähigkeit haben, die Wahrheit im Kopf zu behalten, Spuren zu verwischen und die Tatsachen zu ihren Gunsten zu manipulieren - laut Lee allesamt Eigenschaften, die im späteren Berufsleben nicht von Nachteil sein müssen.

Über Fangfrage gestolpert

Festgestellt wurde zudem, dass die Bereitschaft zum Lügen mit dem Alter zunimmt. Während bei den Zweijährigen mit rund 20 Prozent noch relativ wenige von einer Lüge Gebrauch machten, waren es bei den Dreijährigen bereits 50 und bei Vierjährigen 90 Prozent.

Mit dem Rücken zu einem Kuscheltier gesetzt, drehten sich etwa neun von zehn Kindern trotz ausdrücklichen Verbots nach diesem um, sobald sie allein im Raum waren. Auch wenn das der Großteil im Anschluss leugnete, gelang es nur wenigen, die Lüge erfolgreich zu vertuschen. Vielmehr stolperten viele über die Frage, um welches Stofftier es sich wohl gehandelt habe.

Auch strenge Erziehung fruchtlos

Dass im Alter von zwölf Jahren schließlich annähernd 100 Prozent der Kinder lügen, ist nach Ansicht der Wissenschaftler weder durch strenge Erziehung noch durch religiöse Prägung der Eltern zu verhindern. Der Anteil der Lügner sei aber bei 16-Jährigen wieder rückläufig - wobei hier offenbar auch verstärkt die Unwahrheit gesagt wird, um andere nicht zu verletzen.

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