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Zwei Städte, eine Brücke

Die Öresund-Verbindung zwischen der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und Schwedens drittgrößter Stadt Malmö ist mit einer Länge von 15,84 Kilometern das drittgrößte europäische Querungsprojekt nach dem britisch-französischen Kanaltunnel (50,3 Kilometer) und der innerdänischen Verbindung über den Großen Belt (18 Kilometer).

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Die Öresund-Verbindung besteht aus einem 3,5 Kilometer langen Senktunnel ab Kopenhagen, der zu der 4,1 Kilometer langen künstlichen Insel Peberholm führt. Die Verbindung von dort nach Malmö stellt eine 8,2 Kilometer lange Brücke her. Die 1.092 Meter lange Hochbrücke in der Mitte wird von je 203,5 Meter hohen Pfeilern getragen.

Satelliten-Übersicht Öresundverbindung zwischen Kopenhagen und Malmö

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Ein Teil Tunnel, ein Teil Brücke: Die Öresund-Querung von Kopenhagen und Malmö

Dänen und Schweden sollen sich „neu entdecken“

„Wir Dänen und Schweden können einander wirklich entdecken“, so drückte sich die dänische Königin Margrethe II. bei der Einweihung im Sommer 2000 aus. Und tatsächlich hat die Brücke trotz anhaltender Unkenrufe über ihre Wirtschaftlichkeit den Austausch zwischen zwei Ländern befördert, die sich mitunter in ähnlicher Hassliebe begegnen wie die Österreicher und die Deutschen.

Projekt mit hohen Kosten

Die Gesamtbaukosten für das Projekt sollen bei umgerechnet einer Milliarde Euro gelegen sein. Pro Tag queren etwa 17.000 Fahrzeuge den Öresund. Pro Querung hat ein Pkw-Fahrer zurzeit 39 Euro zu zahlen. Mit dem Bropass (Jahresabo), für das man einen Grundbeitrag von umgerechnet 33 Euro bezahlt, sinkt der Mauttarif auf 19 Euro pro Querung.

Im ersten vollen Betriebsjahr, 2001, schrieb die Verbindung 558,7 Millionen Dänen-Kronen (75,2 Mio. Euro) Verlust. Die Idee einer Querung des 15 Kilometer breiten Öresunds, ohne von der Wetterlage und Fährverbindungen abhängig zu sein, ist alt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Vorschläge für eine feste Verbindung erstellt, die jedoch an der Finanzierung und mangelndem politischen Willen scheiterten.

1991 kam es schließlich zu einem Vertrag der Regierungen von Schweden und Dänemark über den Bau. Die ersten Vorbereitungsarbeiten begannen 1993, am 1. Juli 2000 wurde als letzter Abschnitt die sieben Kilometer lange Brücke eingeweiht. Sie schließt an eine etwa 3,5 Kilometer lange Freiluftstrecke über eine aufgeschüttete künstliche Insel und einen etwa ebenso langen Tunnel an, der mit Fertigteilen unter dem Meeresboden verlegt wurde.

Konsortium ohne Gewinnabsichten

Die finanzielle Konstruktion des Öresund-Projekts ist nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten gestaltet, jedoch garantieren das Königreich Schweden und das Königreich Dänemark dafür zu 100 Prozent, jeweils zur Hälfte. Damit erhielten die Anleihen und Bonds, über welche die Finanzierung erfolgte, das „AAA“-Toprating. Allerdings handelt es sich nicht um eine Public Private Partnership (PPP), da es keinen privaten Anteil am Konsortium gibt. Dem Konsortium sind keine Gewinnabsichten, sondern nur verkehrspolitische und volkswirtschaftliche Ziele unterlegt.

Als Letztes der drei großen Querungsprojekte zur Anbindung Skandinaviens an den europäischen Kontinent noch offen ist die 23 Kilometer lange Querung des Fehmarnbelts zwischen dem dänischen Rödby auf der Insel Seeland und Puttgarden in Schleswig-Holstein. Hierzu wurde im Jahr 2008 ein Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark unterzeichnet. Allerdings hat die Fehmarnbelt-Querung zahlreiche Gegner, die mit Umweltbedenken die Realisierung des Projekts verzögern könnten. Als offizieller Plantermin für die Verkehrsübergabe ist das Jahr 2018 angegeben.

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