Uraufführungen und Klassiker beim ImPulsTanz-Festival
Dass der Festivalauftakt auch ohne Open-Air-Sause gebührend gefeiert wird, sichert das Staatsoberhaupt nämlich höchstpersönlich. „Wenn ihr nichts im MuseumsQuartier macht, kommt ihr halt zu uns“, soll ImPulsTanz-Fan Bundespräsident Heinz Fischer verlautet haben, wie Regensburger verriet. Also wird eine geschlossene Gesellschaft am 15. Juli in die Präsidentschaftskanzlei in die Hofburg geladen, wo die Choreografen Daniel Zimmermann und Amanda Pina zum Fünf-Jahr-Jubiläum ihres „Bundesministeriums für Bewegungsangelegenheiten“ bis zu sechs Säle bespielen.
Passend zum „streng protokollarischen Ablauf“ soll dabei auch die Garde des österreichischen Bundesheers parieren. „Vielleicht werden sie sogar unsere ministeriale Hymne mit uns einstudieren“, verriet Zimmermann der APA - die wird nämlich „nicht gesungen, nicht gespielt, sondern getanzt“.
Neue Stücke von Stuart, Zambrano und Blaschke
Mit dem Segen des Bundespräsidenten und einem Budget von rund 5,2 Mio. Euro werden im Anschluss von 17. Juli bis 17. August etwa 40 Produktionen von 37 Tanzkompanien aus aller Welt auf 16 Bühnen gebracht, darunter zwölf Uraufführungen und drei „Classics“: Neben neuen Stücken von unter anderen Meg Stuart, David Zambrano, Georg Blaschke und An Kaler stehen nämlich frühere Performances von Ivo Dimchev, Chris Haring und Jerome Bel auf dem Programm. 50 Produktionen und 102 Performances waren es noch zum runden, ausschweifenden Jubiläum im Vorjahr gewesen, aber das habe eben auch „ordentlich gefeiert werden müssen“, so Regensburger.

John Hogg
Dada Masilo und The Dance Factory: „Swan Lake“
Nichtsdestoweniger locken heuer zusätzlich Filmprogramme ins Kino und Partys in die Festivallounge im Vestibül, werben 230 Workshops um Anfänger wie Fortgeschrittene, kürt der „Wien Welt Wettbewerb“ den Ballettstar von morgen, bietet die ausgeweitete [8:tension]-Reihe eine Plattform für junge Choreografen aus Europa, Nordamerika und Asien und reaktiviert Ismael Ivo sein Ausbildungsprogramm „Biblioteca do Corpo“.
Künstler „versuchen sich an einer neuen Perspektive“
Ivos Idee der „Menschheit als Bibliothek“, des individuellen Buches in jedem von uns und des Tanzes als Ausdruck, um sich seine eigenen Träume und Rechte zu bewahren, spiegle sich auch im Programm wider, so der künstlerische Berater und Mitbegründer des Festivals bei seinem feurigen Manifest für Tanz nicht nur um des Tanzes willen, sondern um auch den Finger in die Wunden unserer Zeit zu legen. „Das ist es ja, was diese Künstler um uns herum tun: Sie versuchen sich an einer neuen Perspektive, einer Vision für unser Leben und unserer Gesellschaft“, so Ivo.

Tadao Kazama
David Zambrano & Iva Bittova: „Why Not!“
So siedelt Alain Platel seine Eröffnungsproduktion „tauberbach“ auf einer Müllhalde an - für ihn „eine Metapher für vieles, was auf dieser Welt passiert“ -, lässt Dada Masilo in „Swan Lake“ Themen wie Apartheid und Aids in die Romantik einfließen und untersuchen Lloyd Newson und sein DV8 Physical Theatre in „John“, ob sich ein Mensch trotz krimineller Vergangenheit ändern und Liebe finden kann. Fragen sollen bei „John“ keine offenbleiben. „Je älter ich werde, desto genauer werde ich“, sagte Newson, der keinen Wert auf Abstraktes legt, als Podiumsgast. „Bei mir wird auf der Bühne alles ausgesprochen.“
Das kann Chris Haring nur bestätigen - auch wenn es eine wortlose Bewegung ist, an die er sich von seiner kurzen Zeit bei DV8 Mitte der 90er Jahre noch erinnert. „Ich musste tagelang lernen, wie man ein Bierglas richtig hält“, erzählt Haring, der heuer mit gleich zwei Performances, „Talking Head“ und „Deep Dish“, gastiert. Auf Newson zu treffen gleiche nun dem Gefühl, „wie wenn man einen früheren Lehrer nach 20 Jahren auf der Straße trifft“.
Abschlussgala mit Dirk Stermann und Doris Uhlich
Dafür, dass einstige Schüler und Tänzer bei ImPulsTanz später als eigenständige Choreografen und Workshoplehrende zurückkehren, ist Doris Uhlich bestes Beispiel. Mittlerweile Stammgast, wird Uhlich heuer nicht nur mit zwei Workshops, sondern auch mit einer „für mich ganz neuen Aufgabe betraut“: Gemeinsam mit Dirk Stermann moderiert sie die Abschlussgala im Kasino am Schwarzenbergplatz, bei der unter den 14 Produktionen der [8:tension]-Reihe auch der mit 10.000 Euro dotierte Prix Jardin d’Europe und erstmals der Fan Award vergeben werden.