Zur Person: Gabriele Kranzelbinder
Einen Ausgangspunkt dazu markiert Thomas Woschitz’ elektrisierender Episodenfilm „Universalove“ (2008, Soundtrack: Naked Lunch), der bei der diesjährigen Diagonale seine Wiederaufführung mit Livemusik erfährt. Woschitz’ „Tascheninhalt und Nasenbluten“ (1995) war der erste von Kranzelbinder produzierte Film überhaupt. Ihre zweite gemeinsame Produktion, der Kurzfilm „Blindgänger“ (1996), schaffte es sogar zu den Filmfestspielen von Venedig.

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Das spätere Bond-Girl Lea Seydoux spielte in der französisch-österreichischen Produktion „Grand Central“
Und mit „Girls and Cars“ (2004) erarbeiteten sie auch den dritten Film der sogenannten Josef-Trilogie gemeinsam. Letzterer feierte seine Premiere in Cannes, nur wenige Monate später kam die gesamte Trilogie beim renommierten Filmfestival Locarno auf die Leinwand. Die Diagonale bringt die Reihe rund um die fünf Holzhacker Josef, Josef, Josef, Josef und Josef nun just in Graz zur Wiederaufführung, wo das Festival 2005 mit einem von Kranzelbinder produzierten Film (damals Amour Fou Filmproduktion) eröffnete: Jörg Kalts „Crash Test Dummies“. Außer mit Thomas Woschitz und Jörg Kalt hat Kranzelbinder auch mit der Regisseurin Ruth Mader über viele Jahre immer wieder zusammengearbeitet. Maders internationaler Festivalerfolg „Struggle“ (2003) bildet ein weiteres Highlight der Schau.

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Gabriele Kranzelbinder
Geboren 1968 in Klagenfurt, Studium der Rechtswissenschaften in Wien, Paris und Rom. Ab 1994 Organisation von Filmprojekten, Produktions- und Regieassistenz, Produktionsleitung. 2001 Mitbegründerin der Produktionsfirma Amour Fou, Produzentin zahlreicher Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme. Seit 2007 Alleineigentümerin der KGP Kranzelbinder Gabriele Production mit Fokus auf internationale Koproduktionen von europäischen Filmautoren.
Blick über den Tellerrand
Mit den internationalen Koproduktionen „Taxidermia“ (György Palfi, 2006) und „Grand Central“ (Rebecca Zlotowski, 2013) beweist Kranzelbinder unterdes ihre Fähigkeit zum sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand. Während sich die Produzentin mit ersterer an das Genrekino – und somit wiederum auch an die Popkultur – heranwagte, verdeutlicht die französisch-österreichische Produktion mit dem späteren Bond-Girl Lea Seydoux die potenzielle Strahlkraft österreichischen Arthouse-Kinos.
Formale Vielfalt und politische Brisanz
Mut zu formaler Vielfalt und politischer Brisanz zeigt Kranzelbinder auch mit jüngeren Produktionen: „Für We Come as Friends“ (2014) begab sich der Dokumentarfilmer Hubert Sauper mit seiner selbstgebauten Propellermaschine auf eine moderne Odyssee in den geteilten Sudan. Für den episodischen Spielfilm „Shirley – Visions of Reality“ (Gustav Deutsch, 2013), der sich über Edward Hoppers Gemälde an die Biografie einer Schauspielerin annähert, arbeitete Kranzelbinder schließlich an der Schnittstelle von Film und bildender Kunst. Komplettiert wird die Schau mit Gabriele Kranzelbinders jüngster Produktion, „Maikäfer flieg“. Mirjam Ungers Verfilmung von Christine Nöstlingers autobiografischem Roman eröffnet die Diagonale. Ebenfalls im Wettbewerb wird der von Kranzelbinder produzierte Animationsfim „Uncanny Valley“ (Paul Wenninger, 2015) zu sehen sein.